Mallorca Zeitung

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Sozialisten verkaufen Parteisitz in Alaró auf Mallorca an einen Deutschen

Erst am Mittwoch hatte sich Tourismusminister Iago Negueruela für eine Beschränkung des Immobilienverkaufs an Nichtresidenten ausgeprochen

Der ehemalige Parteisitz der PSOE in Alaró. DM

Die sozialistische Partei (PSOE) auf Mallorca hat den Parteisitz im Dorf Alaró verkauft. Das Gebäude im Zentrum des Ortes, der lange als Hochburg für die Partei galt, ging für 345.000 Euro an einen Deutschen. Der Umstand ist in der Hinsicht kurios, als dass sich Tourismusminister Iago Negueruela erst am Mittwoch (2.11.) im Parlament für eine Beschränkung des Immobilienverkaufs an Nicht-Residenten ausgesprochen hatte. "Die Balearen dürfen sich nicht in einen Themenpark verwandeln, in dem kein Platz mehr für die Menschen von hier ist", erklärte der Politiker.

Eigentlich sollten 475.000 Euro eingenommen werden

Die Parteiführung hatte den Verkauf des Gebäudes im Oktober 2020 verkündet. Ursprünglich hatten die Sozialisten gehofft, durch die Transaktion 475.000 Euro einzunehmen. Gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" erklärte die Partei, der Verkauf sei nicht durch wirtschaftliche Notwendigkeit, sondern aus "operativen Gründen" erfolgt.

Die Partei besaß das Haus im Carrer Campaner seit den Anfangsjahren der spanischen Demokratie. Wie bedeutend das Dorf am Fuße der Tramuntana für die Partei ist, zeigt sich daran, dass zur Eröffnung des Sitzes im Juli 1981 die Parteiführung eigens vom Festland einreiste.

Der spätere spanische Vizepräsident Alfonso Guerra erklärte damals in einem Interview, dass "die Sozialisten in Alaró die absolute Mehrheit haben. Einige alte Genossen haben mir erzählt, dass sogar die Mandelbäume in der Gemeinde Sozialisten sind." Diese Zeiten sind vorbei. Alaró wird derzeit von der konservativen PP regiert.

Schauplatz einer Protestaktion

Im Jahr 2016 wurde das nun verkaufte Gebäude Schauplatz einer Protestaktion. Der jetzige spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez wurde damals kurzzeitig als Generalsekretär der PSOE abgesetzt. Aus Protest gegen diesen Sturz hängten seine Anhänger in der Partei das Porträt des ehemaligen Partei- und Regierungschefs Felipe Gonzalez verkehrt herum auf. Dem legendären Anführer der Sozialisten wurde vorgeworfen, Sánchez verraten zu haben.

Alaró im Oktober 2016: Protestaktion gegen den Sturz von Pedro Sánchez. DM

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