Am Montag (4.1.) jährte sich zum 50. Mal der Todestag des Nobelpreisträgers Albert Camus. Den Sommer 1935 verbrachte er auf Mallorca und Ibiza. Ein Aufenthalt, der in mehreren seiner Werke Spuren hinterlassen hat. In „Carnets" etwa kramte er die Erinnerungen an diesen balearischen Sommer heraus. Am 50. Jahrestag seines tödlichen Verkehrsunfalls listet Carlota Vicens, Professorin für französische Philologie an der Balearen-Uni (UIB), die Orte auf, die Camus auf den Inseln besuchte: den Kreuzgang in Sant Francesc, das Schloss Bellver, Valldemossa, Sóller, die Gassen rund um die Kathedrale und Santa Eulàlia. Begleitet wurde Camus von seiner Frau Simone Hié, die hier auf ärztlichen Rat eine Entziehungskur machte, so Vicens.

Der Artikel „Amour de vivre" aus der Textsammlung „L´Envers et l´endroit", der erstmals 1937 in Algerien veröffentlicht wurde, ist voller Bezugnahmen auf Palma. „Beim Besuch des Kreuzgangs in Sant Francesc erwachte in ihm ein Gefühl der Verwundbarkeit", sagt Vicens. „Angesichts der Stille spürte er, dass jederzeit alles zusammenbrechen konnte. Die Impressionen in ´Amour de vivre´ sind aus einer metaphysischen Perspektive heraus erarbeitet." Andererseits bewirken die Musik-Cafés der Stadt, dass die bekannte Leidenschaft des Autors für Frauen – er war Liebhaber der Schauspielerin María Casares – in diesem Text durchschimmert: „In Gènova gibt es Frauen, deren Lächeln ich einen ganzen Vormittag lang liebte. Ich werde sie nie mehr wiedersehen, das ist klar und offensichtlich. Doch Worte können die Flamme meines Schmerzes nicht beschreiben", schreibt Camus.

Der Literat, der 1913 in Mondovi im Norden Algeriens geboren wurde, dem heutigen Drean, sollte nie wieder spanischen Boden betreten. Vicens: „Die späteren politischen Ereignisse und seine klare Ablehnung der Franco-Diktatur machten eine Rückkehr unmöglich." Die Forscherin erinnert jedoch daran, dass Camus seine Rede anlässlich der Überreichung des Nobelpreises für Literatur im Jahr 1957 den spanischen Exilanten widmete. Der Titel lautete „Ce que je dois à l´Espagne": „Was ich Spanien schulde".

Seine Urgroßeltern mütterlicherseits waren auf Menorca geboren. Wegen der dort herrschenden Armut wanderten ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Familien nach Algerien aus. Catalina Sintes Cardona, die Mutter des Nobelpreisträgers, kam in Algerien als Tochter eines Ehepaares menorquinischer Abstammung zur Welt. Seinen französischen Vater hat er nie kennengelernt, er fiel im Ersten Weltkrieg. Camus wuchs bei seiner Mutter und Großmutter in Algerien auf. Camus hat die Insel seiner Vorfahren jedoch nie besucht.

Ein mallorquinischer Dokumentarfilm namens „Amour de vivre" beleuchtet diese Familiengeschichte. Das Drehbuch basiert auf dem Buch „Le premier homme" (Der erste Mensch), in dem sich Camus mit seinen Ursprüngen befasst. Der Film soll im Februar im Regionalsender IB3 ausgestrahlt werden. Auf Menorca sind diverse Gedenkveranstaltungen geplant.

In der Printausgabe lesen Sie außerdem:

- Künstlerin Susy Gómez und die Geheimnisse des Schicksals

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