Spärlich gesät sind die Bands, die den Sound eines bestimmten Zeitpunktes prägen, über lange Zeit hinweg Bestand haben und ihr Qualitätsniveau halten können. Los Planetas sind eine solche Ausnahme. Die aktuell fünfköpfige Band hat den spanischen Indie Rock seit den 90er-Jahren entscheidend mitgeprägt. Am Freitag (13.7.) spielen sie in Inca.

Es dürfte eine emotionale Angelegenheit werden. Los Planetas haben Hits aus über 25 Jahren im Repertoire, die viele inzwischen nicht mehr ganz so junge Spanier und Spanierinnen im Laufe ihres Lebens begleitet haben. Bestes Beispiel ist Königin Letizia, die schon bei einem Konzert von Los Planetas gesehen wurde. Die Gruppe gilt als eine ihrer Lieblingsbands.

Anlässe für die gegenwärtige Tour und das Konzert in Inca gibt es gleich zwei: Zum einen feiert in diesem Jahr ihr drittes Album „Una semana en el motor de un autobús" 20-Jähriges. Es gilt als Schritt in die Volljährigkeit der Band und als Meilenstein des spanischen Indie Rock. Einige Stücke des Albums sind aufgrund ihrer zeitlosen Strahlkraft auch heute noch im Live-­Repertoire der Band.

Zum anderen haben Los Planetas vor gut einem Jahr ihr ­neuestes Album vorgelegt, „Zona temporalmente autónoma". Darauf schlagen die Granadiner etwas ruhigere Töne an: Melancholischer, sanfter Indie mit psychedelisch verwaschenen Klangflächen, die an Bands wie Tame Impala erinnern. Am deutlichsten zeigt sich dieser Sound in der Single „Islamabad". Sie zitiert Schlüsselpassagen des Songs „Ready pa morir" des spanischen Cloud-Rappers Yung Beef, seines Zeichens Vertreter einer jüngeren Generation.

Sich junge, angesagte Künstler ins Boot zu holen, mag wie ein abgewetztes Mittel alternder Künstler wirken, doch hier funktioniert es. Man schmückt sich nicht nur mit dem Hippen, Los Planetas haben sich tatsächlich davon inspirieren lassen. Auch live sollen Los Planetas keineswegs schlecht gealtert sein. Im Gegenteil: Die Tageszeitung „El Mundo" schreibt über eines der Konzerte zu „Zona temporalmente autónoma": „Sie klangen schöner als andere Male" - Gründe, sich auf das Konzert in Incas Cuartel General Luque zu freuen, gibt es also mehr als genug.

Spritzig und elektronisch

Tags darauf, am Samstag (14.7.) spielt eine weitere Perle des spanischen Indie auf Mallorca: Dorian sind Headliner beim Second Life Festival in Alcúdia. Die Band hat im Mai ihr fünftes Studioalbum „Justicia universal" veröffentlicht. War Dorians Sound schon immer von Pop und wavigen Elementen beeinflusst, so stechen auf „Justicia universal" die spritzigen elektronischen Melodien stärker hervor. Hier ist viel Synth-Pop dabei, der Hörer und Hörerinnen geradewegs auf die Tanzfläche locken soll. Für die elektronische Prägung verantwortlich sind neue Aufnahmentechniken, die die Katalanen aus dem Rock oder aus dem House übernommen haben. „Es ist die Platte, die am besten klingt und am besten abgemischt ist", erzählt der Leadsänger Marc Gili im Interview mit dem Radiosender Cadena Ser.

Ein bisschen erinnert es allzu sehr an elektronischen Indie, der mit „Dancing On My Own" von Robyn oder Bands wie Hot Chip zu Beginn dieses Jahrzehnts seinen Höhepunkt erreicht hatte - und ihn dementsprechend nun überschritten hat. Auch Dorian hatten ihren wohl größten Hit auf ihrem zweiten Album im Jahr 2007 (!): Das eskapistische „A cualquier otra parte" wird als Hymne einer ganzen Generation bezeichnet. Kurz darauf sollte die Wirtschaftskrise ausbrechen. Junge Menschen ohne Aussicht auf Job oder Zukunft - mit Zeilen wie „Ich möchte, dass du mit mir irgendwo anders hingehst" traf die Band wohl einen Nerv.

Die Texte sind weiterhin wichtig, Dorian sind älter und auch politischer geworden. „Weder Pässe noch Grenzen" singen sie in „Cometas" und beziehen damit Position zum aktuellen Weltgeschehen. Bei Dorian gibt es also die schöne Dreifaltigkeit von Emotion, Tanzbarkeit und Inhalt. Flankiert werden sie auf dem Second Life Fest unter anderem von der mallorquinischen Band Isla Iglú, dem Hauptprojekt von Carlos und Fabi, die als Night Moves auch auf der Sommerparty der MZ spielten.

Los Planetas, 13.7. ab 21 Uhr, Cuartel General Luque, Inca. Tickets ab 29,50 Euro.Dorian, 14.7. ab 20 Uhr, Second Life Fest, Pza. de Toros Alcúdia. Tickets ab 22 Euro.