Die Puppen und Figuren tanzen und sprechen in Palma de Mallorca und 14 Dörfern der Insel trotz Corona auch in diesem Jahr wieder: Statt wie ­ursprünglich geplant im Mai findet die 22. Ausgabe des Internationalen Puppenspieler-­Festivals (Festival Internacional de Teresetes) vom 21. bis 27. September statt.

Wegen der aktuellen Reisebestimmungen sind in diesem Jahr unter den 18 teilnehmenden Gruppen vor ­allem mallorquinische und solche vom spa­nischen Festland. „Da nun auch noch der ­Großteil der Patronats- und Dorffeste gestrichen wurde, sind fast alle Ensembles schon seit einigen Monaten nicht aktiv und ohne Einnahmen. Mit unserem Festival versuchen wir in diesem Jahr daher, vor allem die lokalen Künstler zu unterstützen", sagt Festivalleiterin Aina Gimeno.

Darbietungen mit Video­animation und comicartigen Figuren

Eine von drei ausländischen Gästen und zum ersten Mal dabei ist die Deutsche Karla Kracht, die zusammen mit ihrem Künstler-­Kollegen Andrés Beladiez mit dem Stück "2062" auftritt. Ihre Teilnahme und Darstellungsform zeigt gut, dass das Festival auch in diesem Jahr wieder großen Wert darauf legt, nicht nur anspruchsvolles Puppentheater für Kinder ab zwei Jahren, sondern auch verwandte Formate für ein erwachsenes Publikum zu prä­sentieren.

Die aus Deutschland stammende bildende Künstlerin und der Lichtdesigner ­arbeiten bei ihren Darbietungen mit Video­animation und comicartigen Figuren. „Vor den Augen des Publikums erstellen wir live einen Film. Auf der Bühne bauen wir dazu verschiedene kleine Filmsets mit Figuren oder Häusern auf, die wir dann abfilmen und gleichzeitig auf eine Leinwand projizieren, wozu noch Sound eingespielt wird", erzählt Kracht.

Ein erster Eindruck per Video

Wer nun ­neugierig geworden ist und sich einen ersten Eindruck von dieser Darstellungsform des sogenannten Live-Kinos machen will, kann sich das Video auf der Plattform Vimeo ansehen und am 25. September um 20 Uhr ins Teatre Principal in Palma kommen (Eintritt: 5 Euro). „In dem Stück geht es um die Gründe, weswegen Menschen emigrieren müssen", verrät Kracht.

Wie viele andere Teilnehmer auch müssen Kracht und Beladiez bei ihrer Vorführung, um die Corona-Bestimmungen einzuhalten, etwas umdisponieren. „Wir laden das Publikum sonst auf die Bühne ein, um ihm direkt zeigen zu können, wie wir die Filme erstellen. Das werden wir in diesem Jahr wohl so nicht machen können", so Kracht.

Spanisch und Katalanisch nicht unbedingt notwendig

Umdisponieren muss auch Eudald Ferré aus der Nähe von Tarragona. Er nimmt in diesem Jahr zum zweiten Mal an dem Festival teil. „Um gleich zu Beginn die Verbindung zum ­Publikum herzustellen, laufe ich normalerweise durch die Zuschauerreihen und dann auf die Bühne. Nun geht es direkt ­dorthin", erzählt er. In dem märchenhaften Stück "El faune, el drac i el dimoni" spielt er einen Kesselflicker, der mit seinen Handpuppen auf den Märkten alle möglichen abenteuerlichen Geschichten zum Besten gibt (diverse Vorstellungen).

Besucher, die des Spanischen oder Kata­lanischen nicht mächtig sind, sollten sich nicht abschrecken lassen. „Es ist nicht notwendig, jedes einzelne Wort zu verstehen. Zudem kommt Sprache in vielen Vorführungen nur am Rande vor", versichert die Festival­leiterin. In „Pulcinella e le Guarattelle" der ­Italienerin Irene Vecchia etwa gibt es neben ein paar Worten auf Neapolitanisch kaum Text (verschiedene Vorstellungen).

Eintrittskarten am besten vorab reservieren

Bei der Vorführung von Karla Kracht und Andrés Beladiez gibt es am Ende einen Text auf Englisch. „Auch das Objekttheater des katalanischen Rocamora Teatre arbeitet viel mit Musik", so Aina Gimeno (Sa., 26.9., 18.30 sowie 20 Uhr, ­Teatre Sans, 5 Euro).

Die Eintrittskarten für die insgesamt 43 Vorstellungen sollten am besten im Voraus reserviert werden. Neben den Aufführungen gibt es auch Workshops, etwa für Schulklassen oder die Mitglieder der Ensembles selbst. Karla Kracht etwa hält einen vom 21. bis 24. September. Interessenten können sich auf der Website des Festivals einschreiben (85 Euro).

Durch eine stets limitierte Teilnehmer- und Besucherzahl, Abstände und Vorabreservierungen ­garantieren die Veranstalter coronasicheres Theatervergnügen. Programm und Karten für die Veranstaltungen gibt es auf der Website.