Der Plan für den Öko-Garten liegt auf dem Tisch, an den Details feilt noch ­Andrea Lechte. Die Garten­architektin wohnt und arbeitet seit 2006 auf Mallorca. Schon immer wählte sie für ihre Entwürfe trockentolerante Pflanzen, beschäftigte sich intensiv mit Permakultur und absolvierte Öko-Kurse. So nimmt es nicht Wunder, dass schon mehrere ökologische Ziergärten aus ihrer Feder stammen. Doch bei diesem Entwurf ist ­alles neu. Denn die Hauptrolle, so wünscht es sich die deutsche Besitzerin des eineinhalb Hektar großen Anwesens bei Sineu, ­sollen dieses Mal die Bienen spielen.

Reiche Nahrung

Üblicherweise beginnen Entwürfe für Gärten auch in unmittelbarer Umgebung des Wohnhauses mit Pool und Rasen. Hier sind sie tabu, und als ersten Planungsschritt platzierte die aus Rendsburg stammende Designerin elf Bienenstöcke weit weg vom Wohnkomplex direkt an die Grundstücksgrenze. Auf dem Plan sind sie ganz unten in Rot markiert. Als Schattenspender und Kälteschutz ist eine Reihe von Norfolkeibischen (Lagunaria patersonia) in der engeren Wahl. Eine immergrüne Art, die sich in der Permakultur als insektenfreundlich bewährt hat.

„Blühpflanzen, die Bienen bevorzugt anfliegen, haben bei dieser Planung den Vorrang", erklärt Lechte. Darüber hinaus sollen die Gewächse dazu beitragen, die bisher konventionell bearbeiteten Böden zu regenerieren. Das soll auch Kompost unterstützen, der direkt hinter dem Gemüsegarten lagert. Hier wachsen einheimische Sorten, an die sich die Insektenarten der Insel gewöhnt haben.

Bäume und Sträucher

In unmittelbarer Nähe von Kompost und ­Gemüsegarten sind im Plan oben links quer verlaufende Reihen von Zitronen-, Limetten-, Orangen-, Grapefruit- und Limettenbäumen eingezeichnet. Sie sollen im April mit ihrem Duft Insekten zur Bestäubung locken.

Zum alten Baumbestand zählten Johannisbrotbäume, ihre Blüten werden auch weiterhin im Herbst Nahrung bieten, wenn die Felder sonst trocken sind. Auf dem leicht erhöhten Kamm des Geländes sollen nun drei weitere Reihen aufgeforstet werden. Der Bestand der Mandelbäume dagegen war mehr tot als lebendig, sie mussten weichen. Nicht nur hierbei hat sich die Ingenieurin auf den Rat von Inselexperten verlassen. Auch für die Neupflanzung rieten sie zu Xylella-resistenten Sorten. Denn Mandelblüten dürfen im Bienengarten nicht fehlen, weil sie, wie auch Pflaumen-, Aprikosen- und Nispero-Bäume, im Winter Insektenfutter bieten.

Sie alle sind ein wichtiges Glied in der Nahrungskette der Nektarsucher, die das ganze Jahr über nicht abreißen sollte. Dafür sorgt ebenfalls das Kräuterbeet in unmittelbarer Nähe des Gemüsegartens mit mehrjährigen Stauden als Bienenweide. Diese säumen auch die Wege, die um das Grundstück führen. Im Frühjahr und Herbst wird der Gezähnte Lavendel blühen. Im Sommer dann die französische Variante. Die drei Klassiker Rosmarin, Thymian und Oregano bilden ebenfalls im Frühjahr Blüten. Das gelb blühende Graue Heiligenkraut (Santolina chamaecyparissus bot., manzanilla amarga span., espernallac kat.) dagegen hilft den Insekten im Sommer dann beim Überleben, wenn sich die meisten Einheimischen zurückziehen. Den Herbst überbrücken dann die Glockenblüten der Erica multiflora.

Bunte Wiesen

Als Höhepunkt im Gartenjahr plant die Gartendesignerin mit einjährigen Pflanzen blühende Wiesen für das späte Frühjahr. Ihre abwechslungsreiche Gestaltung sieht Streifen vor, die den Blick in die Länge zum Felsen hinziehen. Ein Farbton würde dann jeweils eine Baumplantage unterlegen. Hierfür eignen sich folgende Pflanzen: Der Gelbsenf (Sinapis alba bot., mostaza blanca span., senabre kat.) zählt zu den wichtigen Pflanzen der Bienenweide und dient als Gründüngung sowie zur Bodenlockerung. Wie auch der Kronen-Süßklee (Hedysarum coronarium bot., zulla span., esparsette kat.) ist er ein Schmetterlingsblütler. Auf Menorca diente diese Kleeart zunächst als Viehfutter. Mittlerweile sind die mallorquinischen Honigbienen ganz verrückt nach seinen rot blühenden ­Rispen.

Die Ackerbohne (Vicia faba bot., haba span., fava kat.) verhindert, dass Niederschläge Böden auswaschen. Knöllchenbakterien an den Wurzeln reichern zudem den Stickstoff im Boden an. Der blau blühende Borretsch (Borago officinalis bot., borraja span., borratja kat.) ist bei Bienen und Hummeln beliebt - wie auch der Bienenfreund (Phacelia tanacetifolia bot., facelia span., facèlia kat.).

Diese Pflanzensammlung kommt als Samenmix auf die Erde der Plantage. Die Gartenarchitektin wählt dabei nur solche Arten aus, die auf Mallorca erfahrungsgemäß gut zurechtkommen. Ausgesät wird im Winter, und wenn bei den erwachsenen Pflanzen dann die Blütezeit beginnt, sollen nach dem Vorbild englischer Gärten geschwungene Wege in die Wiese gemäht werden. „Eine Hängematte dort könnte auch ziemlich cool sein", sagt Lechte.

Ist die Blütezeit vorbei, wird alles gemäht, das Schnittgut bleibt am Boden liegen. „Das ist gewöhnungsbedürftig, und es bedarf dafür Überzeugungsarbeit beim Kunden", sagt ­Lechte. Doch die Mulchschicht regeneriere das Bodenleben und stärke die Einjährigen. Wenn alles so läuft, wie geplant, werden diese dann in Zukunft für die Insekten ein Festmahl sein. Der Gartenbesitzerin wird die Wiese ein prächtiges Farbspektakel bieten.