Energie runter, Steuern rauf: Wie sich derzeit bei der Stromrechnung auf Mallorca sparen lässt

Die Stromerzeugung in Spanien ist so günstig wie lange nicht. Direkt davon profitieren aber vor allem Kunden im regulierten Markt. Gleichzeitig laufen nach und nach fiskalische Vergünstigungen aus

Die Stromrechnung ist nicht leicht zu verstehen.

Die Stromrechnung ist nicht leicht zu verstehen. / Europapress

Frank Feldmeier

Frank Feldmeier

Egal, welchen Tarif Stromkunden auf Mallorca gewählt haben – auch im Fall von Flatrates und Sorglospaketen der Energiekonzerne ändern sich die Preise auf der Stromrechnung im März. Das liegt nicht nur an den stark schwankenden Kosten für die Energieerzeugung in Spanien – sie sinken gerade deutlich –, sondern auch an den anfallenden Steuern – sie steigen gerade wieder spürbar.

Im Schnitt sind die Abgaben für rund ein Drittel des Rechnungsbetrags verantwortlich. Dass sie vergangenes Jahr in vielen Haushalten nur noch gut zehn Prozent ausmachten, lag an den Entlastungspaketen der spanischen Regierung zur Abfederung der Folgen der stark angestiegenen Energiepreise und des Ukraine-Krieges.

IVA und IEE

Da wäre zum einen die Mehrwertsteuer (IVA), die beim Strom eigentlich bei 21 Prozent liegt. Sie war im Zuge der Entlastungspakete stark gesenkt worden, zunächst im Juni 2021 auf zehn Prozent, im Juli 2022 dann auf fünf Prozent. Davon profitierten die allermeisten Haushalte, nämlich solche mit einer Vertragsleistung von maximal zehn Kilowatt. Seit Jahresbeginn wird die Vergünstigung nun wieder aufgehoben, allerdings schrittweise. So stieg die IVA zunächst wieder auf zehn Prozent – ein Wert, der noch bis Jahresende 2024 in Kraft sein sollte. Angesichts der Talfahrt der Energiekosten gilt aber bereits jetzt wieder der ursprüngliche Mehrwertsteuersatz: Auf Rechnungen, deren Abrechnungszeitraum an einem Tag im März endet, wird somit wieder der volle Satz von 21 Prozent erhoben.

Und dann gibt es noch die Elektrizitätssteuer (Impuesto Especial sobre la Electricidad, IEE). Sie beträgt eigentlich 5,113 Prozent des Verbrauchs und der Vertragsleistung. Bei dieser Abgabe geht es erst recht auf und ab: Zuletzt sank die Steuer 2023 auf einen Satz von 2,5 Prozent, der noch bis Ende März 2024 gilt. Bis Ende Juni sind es dann zunächst 3,8 Prozent, und ab dem Monat Juli wieder die ursprünglichen 5,113 Prozent.

Viel Wind, Wasser und Sonne

Günstiger wird dagegen die Stromerzeugung. Zu beobachten seien zum einen kurzfristige, saisonale Phänomene, erklärt Alex Durán, Sprecher der Kooperative Som Energia, bei der lediglich grüner Strom fließt. Derzeit liefere die Windenergie viel Strom, auch die Wasserkraft. Auf diese Weise müssen die teureren Gaskraftwerke weniger angeschmissen werden. Zum anderen lege die Fotovoltaik langfristig stetig zu, und die Lage am Gasmarkt, die sich mit dem Ukraine-Konflikt verschärft hatte, habe sich inzwischen wieder entspannt.

Früher ein seltenes Bild, jetzt vielerorts zu sehen: Mallorca holt bei Fotovoltaikanlagen mit großen Schritten auf.  | FOTO: JOSÉ LUIS ROCA

Früher ein seltenes Bild, jetzt vielerorts zu sehen: Mallorca holt bei Fotovoltaikanlagen mit großen Schritten auf. | FOTO: JOSÉ LUIS ROCA / frank Feldmeier

Die Großmarktpreise sanken zuletzt deutlich und betrugen im Februar 40 Euro pro Megawattstunde – das sind rund 70 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Direkt profitiert von dieser Entwicklung aber nur ein Drittel der Haushalte, nämlich Kunden im regulierten Markt (mercado regulado), die den Tarif PVPC (Precio Voluntario al Pequeño Consumidor) beziehen. Dazu zählen Verbraucher, die sich nie mit Stromrechnung oder Anbieterwechsel auseinandergesetzt haben, auch alle Bezieher des staatlichen Sozialtarifs (bono social). Für alle anderen, die in den freien Markt (mercado libre) gewechselt sind, gibt es einen vertraglich vereinbarten, fixen Tarif, und dieser wird nur langfristig an die Preise auf dem Großmarkt angepasst. Haben diese Kunden also gerade das Nachsehen?

„Wir haben es gerade in gewisser Weise mit einer saisonalen Entwicklung zu tun“, so Joan Maians, Sprecher des Energieriesen Endesa, der Kunden sowohl im regulierten als auch im freien Markt hat. Beim Vergleich der anfallenden Preise müsse man stets das ganze Jahr im Auge haben. Kunden im freien Markt profitierten von günstigen Ankäufen auf dem Großmarkt, könnten langfristig kalkulieren und zudem in den meisten Tarifen auch kurzfristig wechseln.

Wer von der aktuellen Entwicklung etwas haben wolle, sei mit dem regulierten Markt besser beraten, meint dagegen Alfonso Rodríguez, Vorsitzender der Verbraucherschutzvereinigung Consubal auf den Balearen. Die niedrigen Energiepreise schlügen derzeit deutlich auf die Haushalte der mittleren und unteren Einkommensklassen durch. Denn der PVPC ist direkt an die stündlich aktualisierten Großmarktpreise gekoppelt. „Wir hatten wegen des Überangebots zu einigen Zeitpunkten sogar kostenlosen Strom“, so Rodríguez.

Wie sich sparen lässt

Der Verbraucherschützer verweist zudem auf das Sparpotenzial durch den separaten Nachttarif beim PVPC. Im regulierten Markt werden drei Phasen unterschieden: Período punta (P1) gilt wochentags zwischen 10 und 14 Uhr sowie 18 und 22 Uhr, in dieser Spitzenverbrauchszeit ist der Strom am teuersten. Período llano (P2) gilt wochentags von 8 bis 10 Uhr, von 14 bis 18 Uhr und von 22 bis 24 Uhr. In dieser Zeit mittleren Verbrauchs ist der Strom günstiger, aber lange nicht so günstig wie im Período valle (P3). Diese Tarifzeit gilt nachts von 0 bis 8 Uhr sowie rund um die Uhr an Wochenenden und Feiertagen.

Auf dem freien Markt dagegen gibt es inzwischen Tarife jeder Art bis hin zur Flatrate (Tarifa Plana) – Überblick verschafft der On-line-Vergleichsrechner der spanischen Wettbewerbsbehörde (comparador.cnmc.gob.es). Die Kooperative Som Energia beispielsweise berücksichtigt in ihrer Tarifa Períodos ebenfalls die täglichen Tal-, Mittel- und Spitzenzeiten. Sprecher Durán verweist zudem auf die neue Tarifa indexada, ebenfalls ein Tarif des freien Marktes, der aber ähnlich dem PVPC die stündlich aktualisierten Großmarktpreise direkt widerspiegelt.

Dass sich Kunden selten im Detail mit der Stromrechnung auseinandersetzen, dürfte nicht nur an der Komplexität des Themas liegen, sondern auch schlicht daran, dass sie statt per Brief meist nur noch als Download-Link ins E-Mail-Postfach kommt. Dabei gibt es auf der Rechnung durchaus interessante Informationen. So wird unter anderem die maximale Leistung aufgeführt, die man in den vergangenen Monaten in Anspruch genommen hat. So lässt sich optimal die Vertragsleistung (potencia contratada) an den tatsächlichen Bedarf anpassen – und ebenfalls sparen.

Abonnieren, um zu lesen