"Die Guardia Civil hat mich gerade angerufen - sie haben sechs Bilder von mir gefunden!" Heike Steinke kann ihr Glück nach dem Anruf am Mittwoch (4.3.) kaum fassen: Monatelang hat die Künstlerin vergeblich nach den Werken gesucht, die sie Ende 2007 zur Vermarktung an eine Galerie auf Mallorca (www.galerielietz.de) geschickt hatte (MZ berichtete). Nun hat die Guardia Civil den Standort eines Großteils der Bilder entdeckt - auf einer ­Finca der Ex-Frau des Unternehmers auf der Insel. Dort fotografierten und dokumentierten die Beamten Hunderte Bilder, um sie nun zurückzugeben.

Die Deutsche bestätigt gegenüber der MZ den Lagerort, versichert aber, nichts von möglichen Gesetzesverstößen gewusst zu haben. "Ich habe damit nichts zu tun." Ihr Ex-Mann habe die Bilder bei ihr "vorübergehend untergebracht" und sie so in die Angelegenheit mit hineingezogen, nachdem er vor wenigen Wochen einen Lagerstandort in Cala Figuera an der Ostküste aufgegeben habe.

Derzeit wendet sich die Guardia Civil an die Künstler, um ihnen ihre Werke zurückzugeben. Die Kriminalpolizei habe eine Untersuchung über Kunstwerke eingeleitet, die sich bei dem Besitzer der Kunstgalerie "ungesetzlich befinden", wie es in einer E-Mail der Dolmetscherin an die Betroffenen heißt. "Wenn Ihnen Ihre Kunstwerke nicht zurückgegeben wurden, kontaktieren Sie uns dringend. Schicken Sie uns Fotos von den Bildern und eventuell eine Kopie von der Anzeige, die Sie in Ihrem Wohnort aufgegeben haben." Der momentane Aufenthaltsort des Unternehmers sei unbekannt.

Ermittelt wurde in dem Fall auch in Deutschland, von der Polizei in Sachsen. Die Staatsanwaltschaft in Leipzig hatte ein Aktenzeichen vergeben, nachdem ein Privatermittler vom "Verbraucherschutz Spanien" ein Ermittlungs­gesuch gestellt und auf seiner Website (www.vsspanien.de) Fotos der vermissten Werke veröffentlicht hatte. Betroffen sind 50 Künstler, die dem Galeristen auf Mallorca insgesamt 350 Bilder übergeben hatten.

Die Probleme hatten begonnen, als im vergangenen Jahr Ausstellungsräume in Felanitx geschlossen wurden - ein Anwalt bestätigte Mietschulden des deutschen Galeristen. Künstler bekamen zunehmend Ausflüchte über den Standort der Bilder und die Vermarktung zu hören, ein telefonischer Kontakt war nicht mehr möglich. Schließlich schmiss auch eine Mitarbeiterin das Handtuch, nachdem sie monatelang kein Gehalt erhalten hatte, wie sie gegen-über der MZ bestätigte.

Die Guardia Civil in Palma hat sich offenbar aufgrund einer Anzeige in Österreich eingeschaltet. Der dort beheimatete Künstler Siegfried Knöbl hatte sich schließlich an das Landeskriminalamt in Graz gewandt. Die Anzeige wurde laut Knöbl zum Bundeskriminalamt in Wien geschickt, das wiederum die Anzeige an Interpol weitergab.

Dass die Kunstwerke gefunden wurden, ist anscheinend einem anonymen Hinweis zu verdanken. Inzwischen hat das Landeskriminalamt Knöbl über den Bilderfund informiert und die Rückholung der Bilder in Aussicht gestellt, wie der Künstler sagt: "Es hat einige Zeit gedauert, aber die Polizei hat dann sehr gut gearbeitet."

Erledigt ist der Fall damit noch nicht. Denn nun müssen die rechtmäßigen Besitzer ermittelt und die Bilder an sie zurückgegeben werden. Zudem fehlen laut Künstlerin Steinke weiterhin mehr als hundert Werke. Was den Galeristen betrifft, so dürften für ihn die Schwierigkeiten gerade erst begonnen haben.

In der Printausgabe lesen Sie außerdem:

- Palmas Flughafen wird ausgebaut

- Stiftung Warentest prüft Airlines

- Reiseveranstalter forstet auf: TUI-Wald bei Artà

- Wirtschaftskrise: Arbeitslose protestieren

- Spionage unter Ärzten: Drei Jahre Haft für Mediziner

- Kampf dem blauen Dunst: Raucherlokale werden inspiziert

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