Ein deutsches Ehepaar Mitte 40 wartet mit seinen Koffern auf den Kleinbus zum Flughafen. Nach zwei Wochen Urlaub im Tui Sensimar Don Pedro in Cala Sant Vicenç im Nordwesten von Mallorca ziehen die beiden ein rundum positives Fazit. „Der Service war super, es war sauber, ruhig, wir haben uns sehr gut erholt", berichtet die Frau. Das Hotel, das die gesamte Cala Clara dominiert, ist im vergangenen Winter von Grund auf renoviert worden. Die Presse mag man dort dennoch nicht empfangen. Eine Hausführung und ein Treffen mit der Direktorin sei nicht möglich, heißt es von der Pressestelle. Das mag auch daran liegen, dass dieser Bau auf Mallorca für viele Umweltschützer der Inbegriff einer Bausünde ist.

„Na ja, vom Strand aus sieht es schon etwas gewöhnungsbedürftig aus", sagt ein deutscher Urlauber. Ein Pärchen aus Polen sieht das ähnlich. „Es wirkt fast wie ein Gefängnis", sagt der junge Mann, der mit seiner Freundin gerade einen Mietwagen abholen will. Dass beim Bau massiv in die Natur eingegriffen wurde, wird auch am Eingang deutlich. Wo man ebenerdig von der Straße aus eintritt, befindet man sich bereits im vierten von fünf Stockwerken. Die anderen Etagen sind sozusagen an die Steilküste geklebt worden.

Aus Sicht der Umweltschützer des Gob ist das nicht nur ein ästhetisches Problem. Laut ihnen ist das Hotel ohne die entsprechende Genehmigung errichtet worden. Gebaut wurde es bereits 1971. Schon damals als 29-Jähriger dabei: der Andalusier José Luis Carrillo, Gründer und Inhaber der Hotelkette Hoteles Globales, die auf den Balearen derzeit 23 Häuser besitzt, unter anderem immer noch das Don Pedro, auch wenn es inzwischen von der Tui-Marke Sensimar betrieben wird.

Ob beim Bau tatsächlich alles mit rechten Dingen zugegangen ist, lässt sich zumindest bezweifeln. Laut dem Gob hätte die zuständige Gemeindeverwaltung Pollença keine Lizenz ausstellen dürfen, da es sich bei dem Grundstück um Hoheitsgebiet der Küstenbehörde handelt, die wiederum der Zentralregierung in Madrid untersteht. Und genau diese Genehmigung der Küstenbehörde scheint nicht vorzuliegen. Der Gob verweist auf ein Schreiben des Leiters der Küsten­behörde aus dem Jahr 2010, in dem dieser versichert, dass in den Archiven seiner Behörde eine entsprechende Genehmigung nicht gefunden worden sei. Dass es diese auch gar nicht geben kann, davon ist der Gob überzeugt.

Die Umweltschützer haben deshalb schon mehrfach den Inselrat von Mallorca dazu aufgefordert, Umbauarbeiten im Hotel zu untersagen und das Haus komplett abreißen zu lassen. Als der Gob im Winter auf die Renovierungsarbeiten aufmerksam wurde, um das Don Pedro zu einem Tui Sensimar zu machen, starteten die Aktivisten die jüngste Offensive. Zunächst mit Erfolg: Der von der linkökologischen Regionalpartei Més geleitete Inselrat reagierte und stoppte zwischen Anfang Februar und Mitte März den Umbau. „Jetzt haben die Mitarbeiter des Inselrats festgestellt, dass die Bauarbeiten nicht von der Lizenz gedeckt sind", hieß es damals in einer Erklärung des Gob beinahe etwas hämisch. Der Inselrat selbst äußerte sich nicht zu dem angeordneten Baustopp, ließ aber Mitte März verlauten, dass nun alle Lizenzprobleme gelöst seien und die Renovierung weitergehen könne. Einer neuen Saison stand nichts mehr im Wege. „Es ist ja inzwischen klar, dass die Anschuldigungen des Gob aus der Luft gegriffen sind", sagt ein Pressesprecher von Hoteles Globales. Der Umweltverband hingegen will nicht aufgeben. „Wir werden weiter darauf hinarbeiten, dass dieses Hotel eines Tages abgerissen wird", so Gob-Chef Amadeu Corbera.