Resistencia Balear ist womöglich Geschichte. Die Protestplattform "Balearischer Widerstand", deren Gründer auf Mallorca zu drei Großdemonstrationen gegen die Corona-Restriktionen aufgerufen hatten, steht zumindest ohne Anführer da. Die drei Gründer Víctor Sánchez, Ángel Galeote und Alberto Jareño erklärten am Donnerstag (4.2.) auf Facebook, dass man den Kampf verloren und dabei auch schwere Fehler begangen habe, wie die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" berichtet.

"Die uns auferlegten Bußgelder verschulden uns auf Lebenszeit. Die Schulden unserer Unternehmen und die von der Regionalregierung verhängten Bußgelder werden unser ganzes Leben lang auf uns lasten. Und nicht nur auf uns, sondern auch auf unseren Familien und vielleicht allen, die sich uns angeschlossen haben. Und das ist es was mir persönlich am meisten leid tut, dass ich die Menschen enttäuscht habe, die ich am meisten liebe", veröffentlichten Sánchez, Galeote und Jareño als Erklärung auf ihren Facebook-Konten.

Die Bußgelder, die nach den insgesamt drei Demonstrationen verhängt wurden, summieren sich auf 320.000 Euro. Ein großer Anteil entfiel auf die Organisatoren: "Schachmatt. Wir haben verloren. Ich habe verloren, warum sollten wir uns was vormachen. Wir haben uns einer großen Macht gegenübergestellt, bewaffnet allein mit unserer Hoffnung, unserer Stimme und unserer Verzweiflung. Ich will nicht verheimlichen, dass wir eine Zeit lang geglaubt hatten, dass wir Hilfen bekommen könnten, die uns alle zugute gekommen wären, aber es war nicht so. Nicht nur ich habe verloren, sondern auch meine Kollegen", heißt es in der Erklärung.

Der "Balearische Widerstand" verlor Unterstützung, als die Botschaft immer unklarer wurde. Der ersten Demonstration der Gastronomen gegen die Corona-Restriktionen schlossen sich noch 4.000 Protestler an, obwohl die Kundgebung von der spanischen Zentralregierung verboten worden war. Der Organisator Víctor Sánchez wurde mit 600 Euro bestraft, was ihn dazu anstachelte, zu weiteren Demonstrationen aufzurufen. Zusammen mit Galeote und Jareño gründete er die Plattform Resistencia Balear und sie erweiterten die Forderungen: Aus dem Hilferuf der Wirte wurde die Rücktrittsforderung samt Drohungen gegenüber der Balearen-Regierung unter Francina Armengol.

"Eine Zeit lang erhielten wir große Unterstützung und Vorschläge und wir spürten starken Rückhalt von vielen Personen. Und das ermutigte uns, lauter zu rufen. Aber die ausgelöste Lawine wurde zu groß und - ehrlich gesagt - menschlich wie wir sind, haben wir uns von der Euphorie der Situation anstacheln lassen, über die wir ohne es zu merken, die Kontrolle verloren", erklärten die Organisatoren auf der Facebook-Mitteilung.

Die zweite Demonstration sollte ihre Stärke beweisen. Von der Pressekonferenz wurden wichtige Medien ausgeschlossen. Die Unternehmer- und Branchenverbände sowie alle Parteien außer der rechtsextremen Vox kehrten ihnen den Rücken zu. Am Ende protestierten 2.700 Personen, teilweise erlaubt im Auto oder verbotenerweise zu Fuß. Die Behörden nahmen eine Person fest und verhängten Bußgelder in Höhe von 57.000 Euro.

Die dritte Demonstration sollte den Rücktritt der Regierung erwirken, und die Veranstalter hofften auf eine massive Beteiligung von 30.000 Personen, erklärte Sánchez. Aber es kamen nur 1.200 Demonstranten. Die meisten von ihnen erneut verbotenerweise zu Fuß. Die Bußgelder betrugen diesmal 141.000 Euro. "Wir haben viele Fehler begangen. Die Anfangseuphorie ist umgeschlagen. Persönlich musste ich plötzlich feststellen, dass ich für viele Leute zur Hassfigur geworden war, manche wünschten mir sogar den Tod", erklärt der Gründer. "Manchmal kommt der Moment, an dem man wissen muss, zur Seite zu treten." /tg