Die Staatsanwaltschaft von Palma de Mallorca fordert im Zusammenhang mit dem Abwasserskandal in der Bucht von Palma eine vierjährige Haftstrafe für Stadträtin Neus Truyol. Die Politikerin der linken Öko-Partei Més wird auf jeden Fall auf der Anklagebank Platz nehmen müssen, da der zuständige Richter die Eröffnung einer mündlichen Verhandlung angeordnet hat, die nicht angefochten werden kann. Der Prozess wird vor einem Strafgericht in Palma stattfinden, wobei der Termin noch nicht bekannt ist.

Die Staatsanwaltschaft wirft Truyol vor, im Zeitraum zwischen November 2016 und September 2018 nicht effizient genug vorgegangen zu sein, um Einleitungen von Abwasser in die Bucht zu verhindern. Dadurch soll es zu massiver Umweltverschmutzung und der Zerstörung einer Posidonia-Seegraswiese gekommen sein. Zudem wurden Badegäste Gesundheitsrisiken ausgesetzt.

Überlastete Kläranlage

Dass bei praktisch jedem stärkeren Regenfall ungeklärtes Abwasser in die Bucht von Palma fließt, hat mehrere Ursachen, allen voran die überlastete Kläranlage von Coll d'en Rabassa. Das Problem ist aber auch die veraltete Kanalisation: In weiten Teilen der Balearen-Hauptstadt fließen Abwasser und Regenwasser in einer einzigen Rohrleitung ab, sodass die bei stärkeren Niederschlägen zu bewältigende Wassermenge sehr schnell und sehr stark steigt. Deswegen ist schnell ein Limit erreicht, ab dem das vermischte Schmutzwasser direkt ins Meer geleitet werden muss.

Auch wenn es sich um ein seit langem bestehendes Problem handelt, wurden Ermittlungen nach einer Anzeige im Jahr 2016 eingeleitet, als nach Regenfällen Abwasser am Strand von Ciutat Jardí ins Meer floss. Bei Emaya wurde auf die veraltete Infrastruktur verwiesen und darauf, dass Projekte zur Erneuerung der Rohrleitungen und zum Bau einer neuen Kläranlage auf dem Weg seien. Die Ermittlungen wurden daraufhin eingestellt - bis 2018 erneut Anzeigen eingingen.

Truyol argumentiert, dass der Bau der Kläranlage nicht in ihrer Zuständigkeit gelegen habe und dass sie alles unternommen habe, um die nötigen Investitionen auf den Weg zu bringen. Die Verzögerungen seien auf die "chaotische und komplexe Situation im Verwaltungsapparat" zurückzuführen. Letztendlich diene sie als Sündenbock, so die Stadträtin, die in dieser Legislaturperiode das Baudezernat leitet.

Auch Haft für Ex-Chefin von Emaya gefordert

Neben Truyol werden in der Anklageschrift auch vier Jahre Haft für die ehemalige Geschäftsführerin der Stadtwerke Emaya, Imma Mayol, gefordert. Die Staatsanwaltschaft klagt auch drei Mitarbeiter des städtischen Unternehmens an und fordert für diese je zwei Jahre Gefängnis. /pss/ff