"Müll-Tourismus": So hoch fällt die Strafe aus, wenn man auf Mallorca den Sperrmüll in der falschen Gemeinde entsorgt

Ein Ehepaar soll seinen Abfall in einer Nachbargemeinde abgeladen haben. Die Verurteilten haben vergeblich Einspruch gegen die Strafe erhoben

Das Ehepaar lud den Sperrmüll neben dem Container ab.

Das Ehepaar lud den Sperrmüll neben dem Container ab. / DM

J.F. Mestre

Eine Richterin hat ein Ehepaar auf Mallorca wegen "Müll-Tourismus" zu einem Bußgeld in Höhe von 600 Euro verurteilt. Die Inselbewohner sollen wissentlich ihren Sperrmüll in einem Nachbarort abgeladen haben, was verboten ist.

Der Vorfall ereignete sich bereits am 18. Juni 2021. Der Fahrer eines Müllwagens entdeckte neben einem Abfallcontainer-Stellplatz in Marratxí einen angesammelten Sperrmüllhaufen. Dabei handelte es sich um alte Kissen, Möbel, Holzteile und Kinderspielzeuge. Direkt daneben stand eine Kiste mit persönlichen Akten. Dem Fahrer reichte ein Blick hinein, um die Besitzer des Sperrmülls zu identifizieren. Dabei handelte es sich um Residenten im Nachbarort Santa María del Camí.

Das Rathaus von Marratxí leitete ein Bußgeldverfahren ein und verteilte das 600-Euro-Knöllchen an das Ehepaar. Dieses rechtfertigte sich damit, dass es keine geplante Aktion gewesen sei. Beim Besuch eines Familienangehörigen in der Nachbargemeinde hatte man eben zufällig gerade den Müll dabei und die Chance ergriffen, ihn an den Containern abzuladen. Mit dieser Begründung legten sie Einspruch gegen das Bußgeld ein.

Kostenlose Abholung wäre möglich gewesen

Der Richterin stufte das jedoch als eine Ausrede ein und sah in dem Vergehen einen "Müll-Tourismus". Dieser liegt eben dann vor, wenn zwei Gemeinden unterschiedliche Vorgehensweisen mit der Müllabholung haben und die Anwohner so die Vorzüge der Nachbargemeinde nutzen wollen.

In Santa María wird der Sperrmüll zwar vor der Haustür abgeholt, dann aber nur freitags. In Marratxí hingegen darf man den Sperrmüll jeden Tag an den Müllcontainern abladen, insofern man Resident in der Gemeinde ist. Die Residenten können den Dienst auch telefonisch bestellen.

Der 18. Juni 2021 war jedoch ein Freitag. Zudem bleibt die Frage offen, warum das Ehepaar den Müll nicht direkt zu einer Deponie - dem punt verd - gebracht hat, wenn er einmal im Auto war. /rp

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