Das Balearen-Parlament hat als erste Länderkammer in Spanien formell die "stillschweigende und aktive" Beteiligung des Franco-Regimes an der Judenverfolgung im Nationalsozialismus anerkannt. Die Erklärung wurde in der Parlamentssitzung am Dienstag (8.3.) von allen Parteien mit Ausnahme der Rechtspartei Vox mitgetragen.

Die Initiative für die Erklärung war von der Linkspartei Podemos ausgegangen, Sozialisten und die linke Regionalpartei Més unterstützten den Antrag. In der Opposition stimmten außerdem die Volkspartei (PP) und die Zentrumspartei Pi für die institutionelle Erklärung.

Darin wird besonders auf rund 40 deutsche Juden Bezug genommen, die auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln lebten, aber zu Beginn des Franco-Regimes (1939-1975) ausgewiesen wurden. Einige von ihnen wurden letztendlich in Konzentrationslagern ermordet. Drei von ihnen begingen in Palma Selbstmord, um diesem Schicksal zu entfliehen. Bekannt geworden ist vor allem der Fall des Ehepaars Irene und Ernst Heinemann in Palmas Viertel El Terreno. Eine andere Gruppe Juden verließ die Balearen mit Ziel USA.

Nürnberger Gesetze auf auch Mallorca angewandt

Zuletzt wurde der Fall eines deutschen Juden aufgearbeitet, der ein Fotogeschäft in Esporles betrieb, dann aber ausreisen musste und in einem spanischen Arbeitslager interniert wurde.  Die Nürnberger Gesetze seien in der Praxis auch auf Mallorca angewandt worden, heißt es in der Dokumentation "L’alemany de la botiga de fotos" (Der Deutsche mit dem Fotogeschäft) – die Dossiers der Überwachungspolizei waren mit einem roten „J“ markiert. Dass sich das Franco-Regime später, als sich die Niederlage Hitlers abzeichnete, mit einzelnen Aktionen als Retter von Juden inszenierte, sei ein Propaganda-Erfolg, der auch heute noch nachwirke.

Darüber hinaus wird in der Erklärung des Balearen-Parlaments darauf verwiesen, dass Franco-Spanien nach Ende des Zweiten Weltkriegs als Zufluchtsort für Nazi-Schergen diente, die hier zum großen Teil straflos leben konnten. /ff