Die Pride Week in Palma de Mallorca wird abgesagt. Zudem wird die Stadträtin für soziale Gerechtigkeit und LGTB-Themen, Sonia Vivas von der Linkspartei Podemos, entlassen. Das hat Palmas Bürgermeister José Hila (Sozialisten) am Donnerstag (16.6.) auf einer Pressekonferenz verkündet. Betraut mit der Organisation der Pride Week, die an diesem Samstag (18.6.) beginnen sollte, war die deutsche Unternehmerin Kristin Hansen.

Parteienstreit im Rathaus

Mit der Entscheidung reagiert Hila zum einen auf Parteienstreit im Rathaus. Die Gruppierung Més-Estimam Palma hatte angekündigt, nicht an Veranstaltungen der Pride Week wegen des "kommerziellen und touristischen" Charakters des Events teilzunehmen. Daraufhin hatte Vivas die Baudezernentin Neus Truyol von der Partei Més in einer Pressemitteilung scharf angegangen, ihr Missmanagement vorgeworfen und ihren Rücktritt gefordert. Die Parteispitze von Més distanzierte sich von der Mitteilung.

Auch Vivas Partei Podem unterstützt die Entlassung. Man habe sich am Donnerstagvormittag getroffen, um den Rücktritt der kontroversen Politikerin von ihrem Amt zu fordern. Zudem soll Vivas nach Willen ihrer Partei auch ihr Mandat im Stadtrat abgeben.

Schon vorher Kontroverse um die Pride Week

Zum anderen war es bereits in den Tagen zuvor zu einer Kontroverse um die Pride Week gekommen, nachdem sich deren Organisatorin Hansen bei der offiziellen Vorstellung in die Nesseln gesetzt hatte. Der Event sei eine Chance, dass Menschen vom Land kämen, die noch nie eine Lesbe gesehen hätten. Und internationale Besucher kauften später vielleicht ein Haus auf der Insel. Das sorgte vor dem Hintergrund der Wohnungsnot für Zündstoff. Sie habe niemanden angreifen wollen und sich unglücklich ausgedrückt, so Hansen im Interview mit der MZ am Mittwoch.

"Ich wollte lediglich sagen, dass das Event für Sichtbarkeit des Kollektivs sorgt und dass es für jedermann ist, auch für Menschen aus anderen Bereichen, die mit unserem Kollektiv noch wenig in Berührung gekommen sind, um zu sehen, dass es keine Stereotypen mehr gibt", so die Unternehmerin. "Natürlich gibt es eine Tendenz, dass unser Kollektiv in ländlichen Gebieten weniger sichtbar ist und mehr Diskriminierung herrscht. Aber der Kommentar von mir als Deutscher war nicht geschickt, die Menschen sind sehr sensibel."

Die LGTB-Organisation Ben Amics, die der Pride Week von Anfang kritisch gegenüberstand, hatte zuletzt die Absage des "kommerziellen Events" gefordert. Anwohner kritisierten zudem den von der Stadt gewählten Standort des Events im Park Sa Feixina in der Nähe des Partyviertels Santa Catalina. /ff