Der Orgullo, der jedes Jahr spanienweit rund um den 28. Juni gefeiert wird, lief in Palma de Mallorca bislang so ab: Eine Demonstration führt durch die Innenstadt bis zum Rathaus und erinnert daran, in welchen gesellschaftlichen Bereichen die Gleichstellung mit heterosexuellen Menschen noch aussteht. Das Castell Bellver wird in den Farben des Regenbogens beleuchtet. Und die Vereinigung der Ben Amics vergibt ihre traditionellen Preise an Personen und Institutionen – den Siurell Rosa für Verdienste um die Gleichstellung, den Dimoni Rosa für homophobe Aktionen oder Äußerungen.

In diesem Jahr soll der Orgullo für alle noch sichtbarer sein: Für den Zeitraum vom 18. bis 27. Juni hat die Stadt Palma eine Pride Week im Park Sa Feixina ausgerufen. Organisatorin des Events, dessen Programm 20 Seiten füllt und von Konzerten über Workshops bis hin zu Yoga reicht (siehe unten), ist Kristin Hansen. Die deutsche Unternehmerin, die seit dem Jahr 2004 auf der Insel lebt, organisiert seit mehreren Jahren das Lesben-Festival Ella und hat auf diese Weise Mallorca als Reiseziel für die LGBT-Zielgruppe positioniert.

Platz für alle Identitäten

„Ich bin Feuer und Flamme für das Projekt“, so Hansen gegenüber der MZ, „wir wollen alle Buchstaben der Community durchdeklinieren.“ Egal, ob lesbisch, schwul, bisexuell, transgender oder sonstige nicht-binäre Geschlechtsidentität, alle haben ihren Platz. Auf dem Gelände sollen neben mehreren Foodtrucks auch ein Dutzend Zelte stehen, in denen Vereinigungen, Institutionen und Unternehmen der Community vertreten sind – das Miteinander von öffentlichem und privatem Sektor sei entscheidend, um wahrgenommen zu werden, argumentiert Hansen.

Die Pride Week ist eine Initiative der Podemos-Stadträtin Sonia Vivas, die lautstark für die LGBT-Sache einsteht, aber ausgerechnet mit der traditionsreichen Vereinigung der Ben Amics aneinandergeraten ist. Diese kritisiert die Kommerzialisierung des Orgullo Gay und ist nicht mit von der Partie bei der Pride Week. Ursprünglich hatte Vivas auch einen Umzug geplant, wie er in Madrid, im Kleinformat aber auch in Inca stattfindet. Dafür war aber letztendlich die Zeit zu kurz. Dass Vivas zudem noch Stadtrat Alberto Jarabo vorwarf, die Vergabe der Lizenz für den Event zu torpedieren, sorgte für zusätzliche Turbulenzen. Parteifreund Jarabo verwies auf verwaltungstechnische Probleme, die aber gelöst würden.

Das sind die Gäste

Von derlei Reibereien im Rathaus lassen sich Organisatorin Hansen und ihr zwölfköpfiges Team bei der Planung nicht beirren. Die Pride Week sei auch eine Investition im Hinblick auf die kommenden Jahre, um Palma als weltoffene und tolerante Stadt zu positionieren, so die Deutsche. Zumal in diesem Jahr das Ella-Festival infolge der Unwägbarkeiten der Pandemie noch einmal pausieren muss.

Und so ist das Programm der Pride Week genauso bunt wie gesellschaftlich engagiert. Auf der einen Seite Modenschau, High-Heels-Wettlauf und Dragqueens, auf der anderen Seite internationale Gäste aus allen Gesellschaftsbereichen, darunter beispielsweise die religiöse LGBT-Aktivistin Jayne Ozanne aus Großbritannien, die libanesische Aktivistin Mirna Mouka oder die mallorquinische Modedesignerin und Transfrau Martina Benvenutto Bustos. Und auch an Symbolik soll es nicht fehlen. Der während der Franco-Diktator zu Ehren gefallener Kämpfer des nationalen Lagers errichtete Obelisk im Sa-Feixina-Park in Palma soll in der Pride Week ebenfalls in den Farben des Regenbogens erleuchten.

Programm mit Dragqueens, Musik und Yoga

Auftakt zur Pride Week ist am Samstag (18.6.), das Programm beginnt um 19 Uhr im Park Sa Feixina in der Avinguda Argentina, an den folgenden Tagen starten die Workshops und Events jeweils am Nachmittag. Fast täglich um 20 Uhr („voces orgullosas“) kommen Vertreter der Community zu Wort. Weitere Veranstaltungsorte sind Earth Yoga, La Dama de ELLA und Twins Chill out. Das vollständige Programm gibt es online unter palmaprideweek.com und News auf Instagram unter @palmaprideweek.