Vom 18. bis 27. Juni findet die Pride Week in Palma de Mallorca statt. Organisatorin ist Kristin Hansen, die auch das Lesbenfestival Ella veranstaltet. Auf einer Pressekonferenz am Freitag (10.6.) sorgte die Deutsche mit einigen Sätzen für Wirbel. Das Event im Park Sa Feixina (palmaprideweek.com) sei eine Chance, dass Menschen vom Land kämen, die noch nie eine Lesbe gesehen hätten. Und internationale Besucher kauften später vielleicht ein Haus auf der Insel. Das sorgte vor dem Hintergrund der Wohnungsnot für Zündstoff.

Bereits im Vorfeld hatte die Vereinigung Ben Amics die Pride Week als kommerziell kritisiert. Hansen argumentiert, dass das Miteinander von öffentlichem und privatem Sektor wichtig sei, um wahrgenommen zu werden.

In welchem Moment haben Sie gemerkt, dass Sie sich in die Nesseln gesetzt hatten?

Ich hatte es zunächst gar nicht bemerkt. Normalerweise habe ich einen Pressetext dabei, den ich vortrage. Aber es war eine sehr entspannte Situation, die Pressekonferenz dauerte rund eine Stunde. Es war sehr ungeschickt von mir, zu erwähnen, dass Touristen auf Mallorca Wohnungen kaufen würden. Aber ich war in einem anderen Kontext, Spanisch ist nicht meine Muttersprache, und ich war mir nicht bewusst, dass die Lupe so auf mich gerichtet ist.

Sie haben die Sensibilität für das Thema Wohnungsmarkt unterschätzt?

Ich wollte mit dem Satz etwas ganz anderes sagen. Nämlich dass sich Mallorca mit dem Event für das LGBT-Segment positioniert. Touristen aus unserem Kollektiv können sich in die Insel verlieben, kommen vielleicht wieder oder lassen sich auch nieder.

Auf Kritik stieß besonders der Satz, dass Menschen vom Land nach Palma kommen könnten, die nie eine lesbische Frau gesehen hätten. Nur 15 Kilometer von Palma gebe es Menschen mit anderer Mentalität.

Ich lebe selbst seit zwölf Jahren in Santa Eugènia. Ich kenne sehr gut die ländlichen Gegenden. Ich wollte lediglich sagen, dass das Event für Sichtbarkeit des Kollektivs sorgt und dass es für jedermann ist, auch für Menschen aus anderen Bereichen, die mit unserem Kollektiv noch wenig in Berührung gekommen sind, um zu sehen, dass es keine Stereotypen mehr gibt. Ich sage das jetzt sehr persönlich: Wenn ich auf dem Land spazieren gehe, küsse ich meine Frau vielleicht nicht so wie in Santa Catalina. Man ist zurückhaltender.

Gibt es also Defizite bei der Akzeptanz in der Landbevölkerung Mallorcas?

Ich spreche bei diesem Thema vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen in der ganzen Welt. Natürlich gibt es eine Tendenz, dass unser Kollektiv in ländlichen Gebieten weniger sichtbar ist und mehr Diskriminierung herrscht. Aber der Kommentar von mir als Deutscher war nicht geschickt, die Menschen sind sehr sensibel. Ich wollte niemanden angreifen, ich lebe hier und liebe die Insel.

Sie haben sich öffentlich entschuldigt. Wie haben Sie die Reaktionen erlebt?

Ich habe grauenvolle Anfeindungen bekommen. Ich wurde aufgefordert, dass ich die Insel verlassen soll. Und dann haben sich auch noch die Politiker distanziert. Dabei habe ich in meiner Speach total positiv über die Insel gesprochen, über eine inklusive, kosmopolitische Gesellschaft.

In den sozialen Netzwerken kursierten Memes – konnten Sie darüber lachen?

Ja, sogar sehr viel. Darüber, dass jetzt sozusagen der Touristenbus aus dem Umland nach Palma fährt, wo dann statt der Kathedrale die Lesben besichtigt werden. Ich denke darüber nach, wie wir das positiv nutzen können. Wir haben mehr Sichtbarkeit denn je, ich bin auf der Titelseite der mallorquinischen Lokalpresse.

Kritik kam auch noch von Anwohnern, sie kritisieren den Standort des Events.

Sa Feixina hat das Rathaus gewählt. Die Probleme mit dem Lärmlevel in Santa Catalina haben nichts mit dem Event zu tun.

Überschattet der Knatsch die Pride Week?

Nein, ich denke nicht. Ich will das in positive Energie umwandeln.