Es heißt, dass Vorfreude die schönste Freude sei. Die Lichterketten, Weihnachtskrippen und Konzerte - all dies soll auf das Weihnachtsfest einstimmen. Was die Musik betrifft, beginnt das Vorweihnachtsfest am 13. Dezember im Auditòrium in Palma (alle Programminfos s. Termine rechts). Neben dem Kinder- und Jugendchor der Musikjugend ist dort einer der besten Chöre Mallorcas, der Chor der Universität der Balearen, zu hören. Die Sängerinnen und Sänger interpretieren neben Weihnachtsliedern das "Gloria" von Antonio Vivaldi, das bekannteste geistliche Werk des "roten Priesters", wie der italienische Barock-Komponist wegen seiner Haarfarbe und seines eigentlichen Berufes auch genannt wurde. Begleitet werden die Chöre von der Camerata Instrumental der Balearen-Universität.

Auch ein Vorgriff auf Heiligabend steht auf dem Programm: der Cant de la Sibil.la, der Gesang der Sibylle. Der Name geht auf die griechisch-römische Mythologie zurück, die von den Sibyllen erzählt; von Orakeln, die im Gegensatz zu anderen Sehern ungefragt ihre Prophezeiungen zum Besten gaben. Der Legende nach war es auch eine Sibylle, die dem Kaiser Augustus die Geburt von Jesus geweissagt hat.

Im Mittelalter verbreitete sich deshalb im Mittelmeerraum der Brauch, dass ein Kind, das mit einer Tunika bekleidet ist und ein Schwert hält, am 24. Dezember den Cant de la Sibil.la sang, der vom Ende der Welt kündete. Obwohl dieser Brauch im 16. Jahrhundert vom Vatikan verboten wurde, hat er sich bis heute in Algero auf Sardinien sowie auf Mallorca gehalten. In zahlreichen Kirchen wird er in der Mitternachtsmesse zelebriert. Besonders beliebt ist der Cant de la Sibil.la in der Kathedrale in Palma sowie im Kloster Lluc, wo er von einem der Sängerknaben, den Blauets, gesungen wird. Während man den sibyllinischen Weltuntergangsgesang in den Kirchen erst ab 23 Uhr zu hören bekommt, wird er im Kloster Lluc eine Stunde eher um 22 Uhr gesungen.

Eine Bearbeitung des Cant de la Sibil.la präsentiert die Jazz- und Soulsängerin Carmen Jaime am 19. Dezember im Kulturzentrum Sa Taronja in Andratx. Bei dieser etwas anderen Version wird Jaime von Sjaak Ebel begleitet, der neben Perkussion auch das Blasinstrument der Aborigines, das Digeridoo, spielt. Darüber hinaus offeriert der Schriftsteller Felip Hernández eine Einführung in den Gesang der Sibylle und rezitiert den Text auf Englisch und Spanisch.

Wer es südamerikanisch mag, kann ebenfalls am 19. Dezember in der Kathedrale in Palma die Misa Criolla besuchen, die von der Federación Casa Argentina Balear veranstaltet wird. Die "Kreolische Messe" stammt aus der Feder des argentinischen Komponisten

Ariel Ramírez, der 1921 in Santa Fé geboren wurde. Anders als das Kompositionsdatum 1963/64 vermuten lässt, besteht das Werk nicht aus atonalen Melodien und dissonanten Klängen, sondern aus einer Mischung klassischer geistlicher Musik und südamerikanischer Folklore, die von einem Tenor und gemischten Chor gesungen wird. Dazu spielen traditionelle Instrumente der Region der Anden sowie Klavier und Schlagzeug.

Zwei Tage später, am 21. Dezember, sorgen in der Kathedrale 40 Jungen und Mädchen aus der sächsischen Landeshauptstadt für weihnachtliche Stimmung. Bei einer Benefizveranstaltung des Lions Club Palma tritt der Kinderchor der Dresdner Philharmonie unter der Leitung von Jürgen Becker auf.

Im Teatre Principal in Palma erschallt an drei Tagen Weihnachtsgesang. Traditionell mallorquinisch geht es am 17. Dezember zu, wenn die Folkgruppe Música Nostra mit dem Kinderchor des Teatre Principal gratis Weihnachtslieder der Insel aufführt. Eine Mischung aus Weihnachtsliedern und Opernausschnitten, die von den Chören des Theaters interpretiert werden, ist als Familienmatinee zum vierten Advent angekündigt. Am 23. Dezember schließlich wird es international: Das Vokal­ensemble Capella singt Weihnachtslieder aus aller Welt.

Auch im Auditòrium ist das "Fest der Feste" nicht ausgespart worden. Am 20. Dezember wird dort das Weihnachtsorato­rium von Camille Saint Saëns aufgeführt. Daneben steht das Konzert für vier Hörner von Robert Schumann auf dem Programm sowie ein Starauftritt der Pianistin Elena Bashkirova, die nicht nur eine berühmte Interpretin ist, sondern auch Tochter des bekannten Pianisten Dmitri Bashkirov und Gattin des Dirigenten und Pianisten Daniel Barenboim. In Palma wird Bashkirova das Klavierkonzert Nr. 21 in C-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart spielen.

Wer es lieber klein und deutsch mag, kommt am 21. Dezember in Son Bauló in Lloret de Vistalegre auf seine Kosten. Dort singt die Sopranistin Colette Sternberg "Weihnachtlieder unterm Weihnachtsbaum", begleitet wird sie von der Pianistin Maria Danus. Und dass niemand das Konzert hungrig verlassen muss, dafür sorgt - die Weihnachtsente.

In der Printausgabe lesen Sie außerdem:

- Bräuche: Spanier feiern mit vollem Mund

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- Kulinarische Weihnachtsroute durch die Altstadt