Am Pool, auf der Terrasse oder im Garten: Was man gegen Wespen auf Mallorca rechtlich unternehmen darf

Zig "avispas" halten eine MZ-Leserin auf ihrer Finca vom Baden ab. Wann Betroffene Experten zurate ziehen sollten

Auch die Deutsche Wespe kommt hierzulande besonders häufig vor.   | FOTO: DM

Auch die Deutsche Wespe kommt hierzulande besonders häufig vor. | FOTO: DM / Simone Werner

Simone Werner

Simone Werner

Da hat man einen eigenen Pool auf seiner Finca und wünscht sich nichts mehr, als sich bei den hohen Temperaturen darin abzukühlen. Doch nutzen kann man ihn kaum, da sich ungebetene Gäste dort herumtreiben. Seit Juni belagern tagsüber um die 50 Wespen den vier mal acht Meter großen Pool einer MZ-Leserin in Font de Sa Cala (Capdepera). „Baden ist fast unmöglich, da die Tiere uns umschwirren. Aus Sicherheitsgründen gehen wir daher nur noch vor 10 Uhr oder nach 18 Uhr baden.“

Nester schwer zu finden

Neben dem Pool ziehe zudem eine undichte Stelle im Bewässerungssystem die avispas an. Hinter dem Grundstück der Düsseldorferin, die einen Teil des Jahres auf Mallorca verbringt, liegt eine unbebaute Fläche, auf der viele Kiefern und andere Bäume wachsen. Offenbar haben die Wespen dort ihre Nester. „Doch es ist kaum möglich, sie zu finden“, so die MZ-Leserin, die im vergangenen Jahr schmerzliche Erfahrungen mit den Tieren machen musste. Innerhalb weniger Sekunden sei sie viermal gestochen worden, weil sie den Wespen zu nahe gekommen war. Auch um Freunde und Bekannte mit Kindern, die sie besuchen, mache sie sich Sorgen.

Bis zu 65.000 Euro Bußgeld in Deutschland

Von Deutschland weiß sie, dass die wild lebenden Tiere dort unter das Bundesnaturschutzgesetz fallen. Wer sie ohne „vernünftigen Grund“ fängt, verletzt, tötet oder eigenmächtig Nester entfernt, riskiert Bußgelder im fünfstelligen Bereich. Bei besonders geschützten Arten können das bis zu 65.000 Euro sein. Auf den Balearen ist die Lage anders: Wespen genießen hier keinen besonderen Schutz, wie der MZ eine Sprecherin des balearischen Umweltministeriums bestätigt. Stellen sie ein Gesundheitsrisiko dar, darf man sie töten.

Gemütliches Baden ist im Pool der MZ-Leserin derzeit nicht angesagt. Rund 50 Wespen belagern ihn täglich.    | FOTO: PRIVAT

Gemütliches Baden ist im Pool der MZ-Leserin derzeit nicht angesagt. Rund 50 Wespen belagern ihn täglich. | FOTO: PRIVAT / Simone Werner

Das sagt der Insektenspezialist

Wirklich gefährlich werden können sie nur für Kinder, für ältere Menschen und im Fall von allergischen Reaktionen, erklärt Cayetano Herrera, Insektenspezialist an der Balearen-Universität (UIB). „In diesen Fällen kann man die Nester professionell entfernen lassen. Auch wenn sich die Nester sehr nahe am Haus oder an der Wohnung befinden – etwa in Mauerspalten oder unterm Dach.“

Wichtige Funktionen im Ökosystem

In allen anderen Fällen sollten Finca-Besitzer eher lernen, mit den Tieren zu leben. „Auch wenn der Ruf von Bienen besser ist, erfüllen auch Wespen wichtige Funktionen im Ökosystem“, gibt Herrera zu bedenken. Sie bestäubten Pflanzen und regulierten Plagen sowie Populationen anderer Insekten, etwa von Heuschrecken. Um nicht gestochen zu werden, sollte man nach Möglichkeit einen Abstand von drei Metern einhalten. „Wer den Wespen nicht zu nahe kommt, läuft auch keine Gefahr, gestochen zu werden“, sagt der Wissenschaftler.

Wespenschwärme vor allem im Sommer

Hohes Wespenaufkommen herrsche derzeit vor allem aufgrund der gestiegenen Temperaturen. „Da es auf Mallorca keine Flüsse gibt, aber viele ländliche Gebiete fliegen die Wespen auch zu privaten Pools, um das benötigte Wasser zu tanken. Anschließend kehren sie zu ihren Nestern zurück.“ Sobald wieder Regen und Kälte angesagt seien, verschwänden die Wespen auch wieder aus den Pools, so Herrera.

Diese Arten kommen am häufigsten vor

Alleine auf Mallorca gibt es mehr als 200 Wespen- und Bienenarten. Die beiden Arten, die Menschen auf den Balearen am nächsten kommen, sind laut Mikel Bengoa von der Plagenbekämpfungsfirma Anticemex die Deutsche Wespe (lat. vespula germanica) und die Haus-Feldwespe (lat. polistes dominula). Theoretisch ist die erste Anlaufstelle für private Betroffene das jeweilige Rathaus. Bei einem Anruf bei der Gemeindeverwaltung von Capdepera sagt eine Sprecherin aber: „Wir haben dafür keinen Dienst. Ihre Leserin sollte ein privates Unternehmen beauftragen.“

Drei verschiedene Methoden

Anticemex geht mit drei Methoden vor: Hat ein Finca-Besitzer das Nest bereits ausfindig gemacht, sprühen die Mitarbeiter ein kohlenstoffdioxidhaltiges Eis-Spray darauf (ab 120 Euro). So werden die Wespen davon abgehalten, noch schnell zu flüchten und Ersatznester zu bauen. Letzteres kann beim Einsatz herkömmlicher Insektizide der Fall sein. Ist noch nicht klar, wo sich die Nester befinden, bringen die Plagenbekämpfer tütenartige Fallen direkt am Pool an. Ein besonderes, eigens auf Wespen ausgerichtetes Mittel zieht die Tiere an. Diese Lösung ist recht langwierig.

„Erst als letzte Option wenden wir Insektizide an. Durch die Mittel werden jedoch auch andere Insekten getötet, die für die Fauna wichtig sind, Schmetterlinge oder Bienen“, erklärt Bengoa. Zumindest für einen kurzen Zeitraum, beispielsweise zu einer Geburtstagsfeier, können die Insektizide Abhilfe schaffen. Essensreste und Müll dann aber direkt wegbringen! Sonst beginnt der Ärger mit den tierischen Poolbesucher von Neuem.

Diese Experten helfen:

anticimex.es, Tel.: 871-77 01 35

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