Lionel Messi im Interview: "Ich will wieder jeden Tag mit meinen Kindern genießen können"

Der siebenfache Weltfußballer verlässt nach zwei Jahren Paris St. Germain und heuert bei Inter Miami an. Eine Rückkehr zum FC Barcelona hatte sich der argentinische Weltmeister zwar gewünscht, wollte aber nicht darauf warten

Lionel Messi empfing den „Sport“-Journalisten in seinem Haus in Paris.  | FOTO: SPORT

Lionel Messi empfing den „Sport“-Journalisten in seinem Haus in Paris. | FOTO: SPORT / ALBERT MASNOU

Albert Masnou

Vor zwei Jahren verabschiedete sich Lionel Messi tränenreich von seinem Kindheitsclub FC Barcelona, der den späteren argentinischen Weltmeister schlicht nicht mehr bezahlen konnte. Nach zwei schwachen Saisons bei Paris St. Germain stand nun eine Rückkehr im Raum. Doch dazu wird es nicht kommen. Der siebenfache Weltfußballer hat sich für einen Wechsel in die USA entschieden. Die MZ-Schwesterzeitung „Sport“ traf den 35-Jährigen in seinem Haus in Paris und sprach mit ihm darüber, warum der Barça-Traum geplatzt ist.

Sprechen wir über Barça. Vermissen Sie den Club?

Ja, auf jeden Fall. Besonders kurz nach dem Weggang war es schlimm. Meine erste Saison in Paris war schwierig nach dem ganzen Wechselchaos. Ich habe die Barça-Spiele geschaut und wehmütig an die schönen Zeiten zurückgedacht.

Stand eine Rückkehr im Raum?

Darüber habe ich nachgedacht und hatte große Lust darauf. Aber ich wollte nicht den gleichen Trubel erleben, den es bei meinem Abschied gab. Ich hätte meine Zukunft in die Hände anderer Leute legen müssen. Das wollte ich nicht. Ich will selbst die Entscheidungen treffen. Dabei denke ich in erster Linie an meine Familie. Natürlich habe auch ich die Gerüchte gehört, dass die Liga eine Rückkehr von mir bereits abgesegnet hätte. Aber es hätten noch viele Dinge geregelt werden müssen. Es hieß, Barça hätte Spieler für mich verkaufen müssen oder deren Gehälter senken. Das wollte ich nicht. Diese Last wollte ich nicht auf meinen Schultern spüren. Das wäre wie vor zwei Jahren gewesen, als ich ständig auf dem Sprung war. Im letzten Moment bin ich nach Paris gezogen und musste ins Hotel ziehen. Und das mit Kindern, die zur Schule gehen.

Dabei sind Sie damals aus dem Urlaub zurückgekommen und wollten gerade Ihren Vertrag bei Barça verlängern.

Das war hart und, wie ich bereits sagte, will ich das nicht noch einmal erleben. Das war eine hässliche Etappe in meinem Leben. Ich bin mit der Vorfreude auf das Training zurückgekommen. Die Kinder sollten wieder zur Schule gehen, ihre Freunde treffen und einfach nur einer Routine nachgehen. Als alles unterschriftsbereit war, zerbrach es binnen einer Nacht. Plötzlich sagten die Vereinsbosse mir, dass ich den Club verlassen muss. Ich habe in aller Eile ein neues Team gesucht und musste unter Druck die Entscheidung treffen.

Wie sehr haben diese zwei schwierigen Jahre in Paris Ihre Entscheidung jetzt beeinflusst?

Ein wenig schon. Ich war in den vergangenen zwei Jahren nicht glücklich. Ich habe das Leben einfach nicht genossen, und das hat sich auf meine Familie ausgewirkt. Ich habe viele Dinge aus dem Alltag meiner Kinder verpasst. In Barcelona habe ich sie zur Schule gebracht und wieder abgeholt. Das war in Paris viel seltener möglich. Ich konnte auch nicht mehr so viele Sachen mit ihnen unternehmen. Meine Entscheidung war daher zum Wohle meiner Familie. Ich will wieder jeden Tag mit meinen Kindern genießen können.

Haben Barça-Präsident Joan Laporta und Trainer Xavi mit Ihnen gesprochen?

Mit dem Präsidenten habe ich wenig gesprochen, in den vergangenen zwei Jahren höchstens ein oder zwei Mal. Mit Xavi stehe ich ständig in Kontakt. Das war schon immer so, seitdem er Barça-Trainer ist, reden wir aber noch mehr. Wir hatten über meine Rückkehr gesprochen und waren schon voller Vorfreude. Ich habe ihn gefragt, ob er es wirklich für eine gute Idee hält, ob ich der Mannschaft helfen kann und ob ich in sein System passe.

Es hieß sogar, Sie würden für eine Rückkehr zum FC Barcelona auf ein Gehalt verzichten. Stimmt das?

Die Gehaltsfrage hat mich nie vor große Probleme gestellt und war keine Hürde. Allerdings haben wir gar nicht über einen Vertrag gesprochen. Es gab nie ein schriftliches Angebot, nur einen mündlichen Vorschlag. Über Geld haben wir dabei nicht gesprochen. Wenn es mir aber nur um die Finanzen gehen würde, dann wäre ich nach Saudi-Arabien oder woanders hingewechselt, die mich mit Geld zuschütten wollten. Davon hängt meine Entscheidung aber nicht ab.

Hat der FC Barcelona alles versucht, damit Sie zurückkehren?

Ehrlich gesagt weiß ich das nicht. Ich kenne nur die Inhalte aus meinen Gesprächen mit Xavi. Die Liga hätte wohl zugestimmt, aber das hätte nicht gereicht. Der Verein konnte mir nicht zu 100 Prozent zusichern, dass sie mich unter Vertrag nehmen können. Dafür habe ich aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage Verständnis.

Wohin treibt es Sie nun?

Ich werde nach Miami wechseln. Ich habe zwar noch nicht alle Verträge unterschrieben und es müssen Kleinigkeiten noch geklärt werden, die Entscheidung ist aber gefallen.

Wollen Sie einfach aus dem Rampenlicht treten?

Ja, ich will einfach raus aus Europa. Ich hatte Angebote von anderen europäischen Teams, aber hier kommt für mich nur Barça infrage. Da das nicht möglich ist und ich die WM gewonnen habe, kann ich genauso gut in die USA gehen, um den Fußball auf eine andere Art zu erleben und den Alltag mehr zu genießen. Natürlich will ich noch Spiele gewinnen, aber auch einfach ruhiger leben.