Mehr Bäume, mehr Unwetter, kaum Kontrolle: Höchste Warnstufe vor Waldbränden auf Mallorca ausgerufen

Im vergangenen Jahr hatte die Insel mächtig Glück. Ob das nun auch diesmal gut geht?

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Es ist erst Anfang April und schon geistert die Angst vor Waldbränden auf Mallorca umher. Sie ist nicht ganz unbegründet, schließlich brannte es bereits in der Nacht auf Sonntag (7.4.) in Sóller. Und: Es könnte noch ein viel schlimmeres Feuer geben. Am Montag gilt inweiten Teilen der Insel die höchste Warnstufe vor Waldbränden. Die Grundlagen für ein Unglück sind geschaffen, wenngleich das eigentlich eine gute Nachricht ist.

Denn der Wald auf Mallorca ist in den vergangenen Jahren sehr stark gewachsen. 178.000 Hektar der Balearen gelten laut Luis Berbiela, dem früheren Chef der Forstbehörde und heute Vizepräsident des Verbands der Förster, als Waldgebiet. Das entspricht 44 Prozent der Fläche Mallorcas und der Nachbarinseln. 35,4 Prozent gelten gar als dichter Wald. "Die Wälder auf Mallorca sind nicht nur weitverbreiteter, sie werden auch immer dichter", schreibt Berbiela in einer Kolumne in der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca". 67,3 Millionen Bäume gibt es auf den Balearen, das entspricht 9 Millionen Kubikmetern Holz. "Doppelt so viel wie vor 50 Jahren." Wenngleich die Tendenz in den vergangenen Jahren nicht nur steigend war. 2008 sprach Berbiela gegenüber der MZ noch von 186.000 Hektar Wald.

Entwurzelte Bäume werden nicht weggeräumt

Dass aus der eigentlich gute Nachricht eine große Sorge werde, liege an der Vernachlässigung der Wälder. "Es geht nicht darum, Alarm zu schlagen. Wir müssen aber dringend den politischen Kurs ändern", so Berbiela. Immer mehr Unwetter setzen der Vegetation zu. Stürme wie Juliette vor einem Jahr entwurzeln Tausende Bäume auf Mallorca. Das Totholz bleibt meist einfach an Ort und Stelle liegen und ist somit der perfekte Zunder für einen Waldbrand.

Die Förster sprechen sich dafür aus, dass viel mehr Wald aufgeräumt und dadurch geschützt wird. "2.200 Hektar pro Jahr wäre ein wünschenswertes Ziel. Derzeit bewirtschaftet die Forstbehörde 250 Hektar pro Jahr, das sind gerade mal 10 Prozent des Minimums", schreibt Berbiela.

Das bedeutet die höchste Waldbrandwarnstufe auf Mallorca

Bereits im vergangenen Jahr habe die Insel wahnsinnig Glück gehabt, was die Waldbrände betrifft. Da sind sich die Experten einig. Zwischen dem 1. Mai und dem 15. Oktober, die risikoreichste Zeit des Jahres, wurden laut Landwirtschaftsministerium insgesamt 43 Waldbrände verzeichnet. 2,8 Hektar Wald wurden dabei zerstört.

Der Brand in Sóller war nun der erste des Jahres. 34 Personen wurden in ein Hotel gebracht, um sie vor den heranrückenden Flammen zu schützen. Die Feuerwehr konnte trotz starken Windes das Feuer löschen. Viele Bauern nutzen den Winter, um Gartenabfälle zu verbrennen. Das ist ab dem 1. Mai, dem Beginn des Risikozeitraums, komplett verboten. Nun hat die Landwirtschaftsbehörde bereits für Montag die Warnstufe 4 (die höchste) ausgegeben. Sie gilt fast überall auf Mallorca außerhalb der Tramuntana:

Hohe Waldbrandgefahr auf Mallorca.

Hohe Waldbrandgefahr auf Mallorca. / Caib

Die Behörde richtet sich bei der Ausgabe der Warnung hauptsächlich nach den Daten des spanischen Wetterdienstes Aemet. Da es in der Nacht auf Dienstag einen Wetterumschwung geben soll, werden dann alle Warnstufen aufgehoben. Warnstufe 4 verbietet unter anderem, den Gebrauch der öffentlichen Grillplätze und Feuerstellen. Alle Genehmigungen zum Abbrennen von Gartenabfällen sind aufgehoben. Schwere Maschinen dürfen im Umkreis von 400 Metern vom Wald nicht benutzt werden. Feuerwerkskörper dürfen nicht mal mit in den Wald genommen werden.

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