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Zweithausbesitzer sind (oder wären) gerade lieber auf Mallorca als in Deutschland

Die Corona-Lage in Deutschland ist dramatisch. Auf Mallorca sieht es (noch) besser aus. Kein Wunder, dass die Teilzeitresidenten wieder anrücken

Zweithausbesitzer sind (oder wären) gerade lieber auf Mallorca als in DeutschlandBuj / Europa Press

Eigentlich hatte Irina Arndt geplant, erst nach Weihnachten auf die Insel zu kommen. Nun hat sie angesichts der dramatischen Corona-Lage in Bayern bereits für den 18. Dezember ihren Mallorca-Flug gebucht, wie sie der MZ am Telefon berichtet. „Und wenn die Situation hier noch schlimmer wird, dann fliegen wir schon eine Woche eher.“ Am 8. Dezember bekomme sie ihre Booster-Impfung, Angst vor dem Virus habe sie dann keine mehr.

Die vierte Corona-Welle überrollt Deutschland vier Wochen vor Weihnachten mit einer Wucht, die große Teile der Bevölkerung und der Politik auf dem falschen Fuß erwischt. Dabei hatten Virologen und andere Experten das Szenario bereits vor Monaten so vorhergesagt. Die 7-Tage-Inzidenz ist am Mittwoch (24.11.) erstmals in der Pandemie über 400 geklettert. Und die Kurve steigt weiterhin an, jede Woche kommen laut den Zahlen des Robert Koch-Instituts rund 30 Prozent mehr Neuinfektionen dazu als in der Vorwoche.

Auf Mallorca ist die Lage (noch) entspannt, auch wenn die Inzidenz am Dienstag zum ersten Mal seit Monaten wieder über die Marke von 100 gestiegen ist. Die zuletzt schnelle Zunahme der Fallzahlen bereitet Politik und Wirtschaft Sorgen. Derzeit halten sich die Corona-Restriktionen auf den Inseln sehr in Grenzen. Glück also für diejenigen, die zwar ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben, aber auf Mallorca eine Immobilie besitzen, in der sie der Welle in der Heimat ein Stück weit aus dem Weg gehen können.

Silvesterparty abgesagt

Die Münchnerin Arndt etwa ist in der Veranstaltungsbranche tätig, und derzeit regne es eine Absage nach der anderen. „Auch eine Silvesterparty mit 550 Leuten mussten wir jetzt stornieren.“ Arndt ist sauer auf die Impfverweigerer in Deutschland. Denen habe man die Situation jetzt zu verdanken. Die Beschränkungen in Deutschland sind je nach Dramatik der Lage in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich. Bayern und Sachsen etwa haben bereits die 2G-plus-Regel eingeführt, also auch Geimpfte und Genesene müssen bei Betreten eines Restaurants oder eines Veranstaltungsortes einen negativen Corona-Test vorweisen.

Aber auch auf Mallorca wird inzwischen der Druck auf die Politik größer, das Covid-Zertifikat zur Zugangsvoraussetzung zu Restaurants und anderen Freizeiteinrichtungen zu machen. War es bislang nur in Diskotheken Pflicht, deutet nun vieles darauf hin, dass ab Anfang Dezember auch in anderen Bereichen nur noch Geimpfte, Genesene oder Getestete Zugang bekommen. Auch Ministerpräsidentin Francina Armengol befürwortete am Mittwoch die Einführung des Covid-Zertifikats als Zugangsvoraussetzung für die Gastronomie. Die Details sollen am Montag (29.11.) bekannt gegeben werden.

Das Alltagsleben der Menschen auf Mallorca betrifft die Debatte allerdings bislang kaum. Die Corona-Tests sind weitgehend aus dem Alltag verschwunden. Die Schule läuft regulär, über eine mögliche Schließung macht sich derzeit niemand ernsthaft Gedanken. Im Unterschied dazu haben Sachsen und Brandenburg bereits die Präsenzpflicht in der Schule wieder aufgehoben, die Weihnachtsferien sollen um mehrere Tage verlängert werden.

Leidige Impfdebatte

Hinzu kommt das vergiftete Klima durch die Impfdebatte. Dass durch Deutschland bei diesem Thema ein tiefer Riss geht, wird auch bei den Gesprächen mit den Zweithausbesitzern deutlich. „Nichtgeimpfte werden als Sündenböcke hingestellt und fast wie Aussätzige behandelt, das finde ich nicht schön“, kritisiert Alexander Rak aus der Nähe von Karlsruhe. Er fordert von der Gesellschaft, dass sie beide Entscheidungen respektiere.

Den Umgang mit der Pandemie in Spanien und auf Mallorca sehe er inzwischen als den richtigen an. „Ich war vor Kurzem wieder auf der Insel, die Mallorquiner machen es richtig. Weniger Hektik, weniger Aufregung“, sagt Rak. Würde auf Mallorca so viel getestet wie in Deutschland, wären auch auf der Insel die Fallzahlen ähnlich hoch. Auch Rak hatte ursprünglich vor, Weihnachten noch in Deutschland zu verbringen. Je nach Situation und Restriktionen kann er sich inzwischen aber auch vorstellen, bereits vor dem Fest nach Mallorca zu kommen.

Noch nicht ganz klar sieht Marc Schmitz die Lage. Er lebt mit seiner Familie in Oberhausen im Ruhrgebiet – „noch kein Hotspot“, wie er sagt. Er ist Arbeitgeber und muss seit dieser Woche wieder für seine Angestellten Corona-Tests bereithalten. Schätzungsweise zehn Prozent seiner 70 Mitarbeiter seien ungeimpft. Verständnis habe er dafür nicht. Geplant war wie jedes Jahr in den Weihnachtsferien eigentlich ein Skiurlaub mit der Familie in Österreich. Allerdings liegt dort die Inzidenz bundesweit bei über 1.000. „Sollte das mit Österreich nicht funktionieren, kommen wir auf jeden Fall nach Mallorca“, sagt Schmitz, der ebenfalls Spanien beim Pandemie-Management im Vergleich mit Deutschland vorne sieht. „Auf Mallorca läuft das besser, die Schulen funktionieren normal.“

Mehr Rücksicht auf Mallorca

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Dass die Stimmung in Spanien deutlich entspannter ist, hat auch Rudolph von Schröder festgestellt. Er ist mit seiner Frau bereits wie jeden Winter auf Mallorca und will sogar bis Ende April hier bleiben. „In Spanien gab es eine konsequente Haltung in Richtung der Impfung, die Leute sind hier freudig darauf angesprungen“, sagt er.

In Deutschland dagegen werde viel mit dem Zeigefinger auf andere gedeutet: „Das Land kämpft gerade sehr mit sich selbst.“ Von Schröder glaubt, dass der Wahlkampf in Deutschland für das Pandemie-Management zur Unzeit kam und für eine gewisse Kopflosigkeit bei den Politikern gesorgt hat. Auf Mallorca nähmen die Menschen mehr Rücksicht aufeinander. „Viele tragen auf der Straße Maske, obwohl sie es nicht müssten.“

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