Wollten Sie Ihren Liebsten in Deutschland auch schon einmal eine Freude machen und haben ihnen eine Tasche, Schuhe oder Kissenbezüge aus dem typisch mallorquinischen sogenannten Zungenstoff (roba de llengües) mitgebracht? Der Name leitet sich von dem Muster ab, das mit seinen verschwommenen, zackigen Rändern an Flammenzungen erinnert. Urlauber wie Residenten, die sich vor dem Kauf nicht gründlich über die Ursprünge des beliebten Mitbringsels informierten, haben womöglich unwissend zu einem Imitat gegriffen. Nur noch drei Textilfabrikanten stellen auf Mallorca den Originalstoff mit der Ikat-Technik her: Teixits Riera in Lloseta, Artesania Tèxtil Bujosa in Santa Maria und Teixits Vicens in Pollença.

Im Kampf um den Schutz der Originalstoffe sind die drei Hersteller nun einen guten Schritt vorangekommen. Auch Nicht-Eingeweihte dürften es beim Erkennen der authentischen Produkte bald deutlich leichter haben. Der Inselrat von Mallorca will das Handwerk der schon seit Jahrhunderten traditionell hergestellten Stoffe demnächst zum „Gut immateriellen kulturellen Interesses" (Bien de interés cultural inmaterial, BICIM) erklären.

Diese freudige Botschaft haben die Verantwortlichen den Leitern der Stofffabriken vor einigen Tagen bei einem Zusammentreffen überbracht. Die Stoffe seien Teil der mallorquinischen Identität, Tradition und kulturelles Erbe zugleich, hieß es dabei von Seiten des Inselrats. Damit auch künftige Generationen noch Zeuge der ursprünglichen Herstellungsweise werden und Imitate direkt von den Originalstoffen unterscheiden können, soll es in Zukunft ein Qualitätssiegel geben.

Und mit der Erklärung zum „Gut immateriellen kulturellen Interesses" endet die etwas verspätet gestartete Karriere der tela de llengües noch lange nicht: Die Dokumente und Anträge, die der Inselrat gerade zusammenstellt, könnten auch noch anderweitig Verwendung finden. Die gesammelten Berichte zur Geschichte und Weiterentwicklung der Webtechnik könnten als Grundlage für den nächsten Karriereschritt der oft kopierten Stoffe dienen: Sie sollen langfristig sogar der UNESCO als mögliches Weltkulturerbe vorgestellt werden.

Eine größere Anerkennung ihrer Arbeit hätten die Insel-Autoritäten den Textil-Fabrikanten wohl nicht machen können. Und vielleicht schaut bei ihrem wohl Ende Juli anstehenden Mallorca-Besuch dann auch Königin Letizia dieses Mal genauer hin, mit welchen Accessoires sie sich in der Öffentlichkeit zeigt. Im vergangenen Jahr leistete sie sich bei einem Besuch in Petra bei der Taschen-Auswahl nämlich einen Fehlgriff. Letizia wollte offensichtlich der Insel schmeicheln und wählte eine Stofftasche mit Llengües-Muster - die aus einem Imitat genäht war. Während die Fans darüber schmunzelten, bedauerten einige Hersteller ihr scheinbar mangelndes Interesse an den Originalstoffen. Gabriel Riera von Teixits Riera verteidigte Letizia damals. Er war sich sicher, dass die Königin „die Tasche mit der besten Absicht der Welt getragen hat und dabei auf authentisches mallorquinisches Design setzen wollte".

Wenn der Stoff erst einmal geschützt ist, gibt es keine Ausreden mehr für Letizia. Auch Urlauber und Residenten sollten dann besser zweimal hinschauen: Originalstoffe haben keine Vorder- und Rückseite, sondern beidseitig dasselbe Muster. Zudem gibt es stets kleine Unterschiede bei der Form der Flammen. Also, genau hinsehen!