Mallorca Zeitung

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Eines der populärsten Mittagsmenüs Mallorcas: Die Bar Lina in Palma ist ein Treffpunkt der arbeitenden Bevölkerung

Für 13 Euro stehen zwei Gänge zur Auswahl. Die Kneipe ist einer der wenigen verbliebenen Zufluchtsorte der Mallorquiner

Das Café Lina ist eine typische Arbeiterbar in Palma. Arzayus

Was essen wir heute? Das dürfte eine der häufigsten Fragen auf der Welt sein. Wer gut und günstig auf Mallorca speisen möchte, sollte sich besser auskennen. Die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" stellt in einer Serie die Arbeiterkneipen Palmas vor. Diese Woche im Fokus: das Café Lina. Die urige Bar im Arbeiterviertel Foners besticht mit ihrem täglichen Mittagsmenü (sonntags geschlossen). Dafür legen auch die MZ-Redakteure die Hand ins Feuer.

Im Café Lina sitzen noch die Leute und schauen nicht auf die Handys. Es wird geredet. Und wenn es nichts zu reden gibt, springt der plauderfreudige Eigentümer Domingo Riera ein. Wahlweise auch auf Französisch oder einer Phantasiesprache, die er als Deutsch bezeichnet. Manchmal singt er einfach nur, um wenig später abrupt aufzuhören, weil es sonst zu regnen anfange.

Wer ist eigentlich Lina?

Die originale Lina gibt es in der Bar nicht mehr. Joan Caimari hatte das Café 1976 im Carrer Pérez Galdós, 21 eröffnet und nach seiner Frau benannt. Der Wirt war gleichzeitig der Bauherr des Wohnhauses. In einer Nische der Kneipe richtete er einen kleinen Lottoladen ein, der noch heute existiert und sich dafür rühmt, das ein oder andere Gewinnerlos verkauft zu haben.

"Nach zwölf Jahren vermietete Caimari die Bar. Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich damals ein Gipsbein hatte", erzählt Riera. "Ich war 21 Jahre alt und hatte keinen blassen Schimmer, wie man Kaffee kocht." Der Eigentümer gewährte dem Grünschnabel eine Probezeit. Riera kochte ein Wochenende lang Kaffee, bis er den Dreh raus hatte. "Von der ursprünglichen Einrichtung sind das Namensschild, das Schild des Lottoladens und ein Streichholz-Automat übrig."

Vom Treffpunkt der Prostituierten zum Arbeiterviertel

Heute ist Foners ein ruhiges Arbeiterviertel, das wie viele andere Stadtteile nach und nach von der Gentrifizierung verschlungen wird. Noch sind die Immobilienpreise vergleichsweise erschwinglich, was viele Ausländer anlockt. Das Viertel grenzt direkt an die Avenidas in Palma an und ist daher zentrumsnah. "Früher haben sich in dem Park um die Ecke Prostituierte mit ihren Freiern getroffen", erinnert sich Riera. Sie gehörten nicht zur Stammkundschaft, dafür aber ein paar aufreizende Damen, die in einem nahegelegenen Bordell arbeiteten. "Das wusste ich aber nicht. Eines Tages überredeten meine Freunde mich, das Freudenhaus mal anzuschauen. Ich wehrte mich mit Händen und Füßen, ließ mich aber im Endeffekt breitschlagen. Als wir durch die Tür traten, begrüßte mich jede einzelne Prostituierte persönlich. Mir war das wahnsinnig peinlich, und ich hatte danach natürlich den Ruf bei meiner Clique weg."

Wirt Domingo Riera (li.). Bernardo Arzayus

Im Lina sieht man immer wieder die gleichen Gesichter. "75 Prozent Arbeiter der umliegenden Betriebe, 25 Prozent Nachbarn", schätzt der Wirt, der laut eigener Aussage in 99 Prozent der Fälle die Bestellung seiner Kundschaft vorhersagen kann. Immer wieder verirren sich auch Urlauber in die Bar. Zumal das Lokal auf dem Weg zwischen dem Stadtstrand und einem Hostel liegt. Riera schmeißt den Laden gemeinsam mit seinen zwei Schwestern Margalida und Lini sowie Köchin Sandra. Vormittags gibt es zum Kaffee Toast oder bocadillos (Sandwiches).

Mittags wird ein Menü für 13 Euro serviert. Das besteht aus zwei Gängen, die beliebig aus dem Angebot an Gerichten gewählt werden können. Wie in Spanien üblich, sind Wasser, Wein, die spriteähnliche Gaseosa, Brot und ein Nachtisch im Preis enthalten. Wer sich keine zwei Gänge zutraut, kann für 9 Euro auch nur einen Teller bestellen.

Neben mallorquinischen Gerichten wie llom amb col (Kohlroulade) oder tumbet (ein Gemüseauflauf) stehen verschiedene Fisch- und Fleischgerichte zur Auswahl. Auch für Vegetarier und Allergiker finden die sympathischen Wirte immer etwas Essbares. Besonders beliebt ist die Paella am Freitag. Dann ist es notwendig, einen Tisch oder zumindest die Paella-Ration vorzubestellen. MZ-Tipp: Probieren Sie die Lasagne!

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