Am Strand von Arenal wirkt Melanie Müller seltsam deplatziert. Natürlich sind ihre knallrote Hose, das enge T-Shirt mit dem Aufdruck ihrer neuen Würstchenbude Grillmüller und die extralangen Finger­nägel nicht gerade ein typisches Strand-Outfit. Aber das ist es nicht, was die 28-Jährige von den Urlaubern unterscheidet, die über die Osterfeiertage am Mittelmeer die Sonne suchen.

Müller umspielt lächelnd einen der aufgestellten Stroh-Sonnenschirme, setzt sich lässig auf die Mauer der Strandpromenade, hockt sich in den warmen Sand. Während wir sie fotografieren, wird der kleine Unterscheid auf einmal sichtbar. Selbst wenn die Mittagssonne direkt in Müllers Augen scheint, muss sie kaum blinzeln. Während die Welt um sie herum Sonnenbrillen trägt, schaut Müller mit ihren hellblauen Augen direkt in die Kamera. Sie muss keine Träne wegwischen, braucht keine Auszeit, um in den Schatten zu blicken. „Das macht mir nichts aus", sagt sie und lächelt.

Freiwillig nie an den Strand

Freiwillig würde sie sich nie an den Stand legen. „Ist nicht so mein Ding", sagt sie. Das sieht man ihr auch an. Nicht, dass Müller blass erscheinen würde. Ihre auffallend helle Haut wirkt eher wie ein bewusst gesetztes Schönheitsmerkmal, so wie es zu Kaiserin Sisis Zeiten (1837-1898) in Europa modern war. Aber Müller ist keine Prinzessin. „Ich habe die Bierkönig-Bräune", sagt sie. Schickimicki sei nichts für sie. Müller ist zum Arbeiten hier.

Am Karfreitag (14.4) hat die gebürtige Sächsin ihre Bratwurst-Bude in der Straße zwischen dem „Deutschen Eck" und dem Bierkönig aufgemacht (MZ berichtete). Ausgerechnet am traditionell fleischlosen Karfreitag? „Das haben mich dann auch Freunde gefragt. Aber es gab ja auch Lachsbratwurst, die ich frisch von Usedom bekomme, und vegetarische Wurst. Vegetarier machen ja schließlich auch Urlaub."

Müller auf Kundenfang

So richtig auf Kundenfang gehen will Müller ab Donnerstag (20.4). Wenn im Bierkönig und im Oberbayern wieder aus allen Rohren gezapft wird und die Gäste zum Deutschen Eck hin und zurück pendeln. „Wer an diesem Donnerstag etwas zu essen bestellt, der bekommt einen kleinen Sekt gratis dazu", sagt sie. Gratis, das würde ziehen. So könne man einige Kunden auf dem Weg „abgreifen". Es gäbe zwar viel Konkurrenz in der Straße, inklusive eines Promi-Wirtes, aber Konkurrenz belebe ja das Geschäft.

Die RTL-Dschungel-Königin aus dem Jahr 2014 will sich mit dem Bratwurststand ein zweites Standbein aufbauen. „Seit fünf Jahren trete ich im Bierkönig auf, da, wo andere Urlaub machen", sagt sie. Aktuell singt sie: „Wir sind Mallorca-Geil" oder „Dieses Leben ist geil". Seit ihrem ersten größeren TV-Auftritt bei der Dating-Show „Bachelor" ist sie immer wieder im Fernsehen zu sehen. Ein TV-Sender hat sie beim Aufbau ihres Imbisses begleitet, bald wird das Ergebnis gesendet. Außerdem wird sie von der Bratwurstbuden-Kette Grillmeister unterstützt, „die Jungs kommen aus Leipzig", man kennt sich. Grillmeister - Grillmüller, hat sie ihren Namen nur für einen Werbegag vermarktet?

Kein Werbegag

Ein ganz entschiedenes „Nein" ist zu hören, Müllers Augen sind hellwach. „Ich komme aus der Gastronomie, habe Hotelfachfrau und Barkeeperin gelernt", sagt sie. Die Würste würden nach einem ­Familienrezept hergestellt. Schon mit 16 sei sie mit ihrem Vater auf die Jagd gegangen, und natürlich habe man das Fleisch der geschossenen Tiere auch verwertet. Außerdem sei sie bei ihrer Oma auf einem Bauernhof aufgewachsen. Sie sei ein sehr bodenständiger Mensch.

Die Bar, auf deren Terrasse von mittags bis 4 Uhr morgens gegrillt wird, gehörte vor neun Jahren ihrem Mann und langjährigen Manager Mike Blümer. Er hatte die Kneipe damals aufgegeben und renoviert das Haus jetzt von Neuem. Sie planen, auch in Deutschland Bratwurstbuden zu eröffnen. „Am liebsten auf Usedom", sagt sie. Auf dem Weihnachtsmarkt in Leipzig wolle sie in diesem Jahr ebenfalls brutzeln. In Leipzig hat die Sängerin ihr zweites Zuhause.

Fans und Internet-Trolle

Am Strand trauen sich die ersten Fans, Müller anzusprechen. Eine Familie aus Friedrichshafen vom Bodensee bittet um ein Foto. Für Müller kein Problem, das gehöre dazu. Leider gehört es auch dazu, dass auf Facebook immer wieder anzügliche Kommentare zu ihrer Vergangenheit als Erotik-Darstellerin gepostet werden. „Jetzt kann sie endlich auch mal mein Würstchen anfassen", sind da eher noch die harmloseren Bemerkungen. Nerven würde das schon, aber ärgern würde sie sich darüber nicht mehr. „Bei mir findet Erotik in meinen eigenen vier Wänden statt, basta."

Die Familie vom Bodensee geht in Position, Papa Michael drückt den Auslöser der Handy-Kamera. Mutter und Tochter sind glücklich. „Wir kennen sie schon vom Bachelor, haben sie auch in der Dschungel-Show gesehen", sagt Mutter Sonja. „Ich finde sie toll." Warum? „Sie hat halt das Herz am rechten Fleck und ist natürlich", sagt sie. Müller blickt in die Sonne und lächelt.