Als das Kind geboren wurde - vor elf Jahren in Campos - machten Cati Molina und Gabriel Sitjar es sich nicht leicht mit der Wahl des Namens. Ein kurzer Name sollte es sein, und gut klingen sollte er, auf Mallorquinisch, aber auch auf Deutsch und Englisch.

Herausgekommen ist Es Brot, was auf Deutsch nicht etwa das Brot heißt, sondern der Sprössling. Natürlich ist der Sprössling kein Mensch, sondern Teil einer Pflanze, genauer gesagt eines Rosmarinzweigs, und dieser wiederum ist das Symbol des Restaurants Es Brot.

Mittlerweile hat sich der Sprössling zu einem festen Bestandteil der Restaurantszene auf Mallorca gemausert. Allerdings ist das Lokal in der mallorquinischen Gesellschaft bekannter als in deutsch- oder englischsprachigen Zirkeln. Viele der ausländischen Gäste kämen aus den umliegenden Landhotels, den sogenannten agroturismos, erzählt Gabriel Sitjar. Auch aus Luxusherbergen wie dem Son Julia oder dem Marriott Son Antem kämen Besucher.

In Deutschland würde ein Lokal wie das Es Brot wohl in der Rubrik gutbürgerliche Küche landen. Ganz gerecht wird man dem Küchenchef Sitjar damit allerdings nicht. Der 49-Jährige, seit über 30 Jahren am Herd, verortet seine Gerichte eher in der französischen denn in der mallorquinischen Küche. Was soviel heißt wie: Die Gerichte haben mehr Pfiff, sind weniger rustikal als die insulare Traditionsküche.

Zu den Rennern auf der Speisekarte gehören die Milchlamm-Koteletts (19,20 Euro) ebenso wie das Steak Tartar (23,50 Euro). Besonders beliebt bei deutschen Gästen seien Mandelrezepte wie die crema de almendras oder der mallorquinische Nachtischklassiker gató. Sitjar bietet nur selbst gemachte Nachtische an. Und wenn er über seine Desserts redet, verliert er sogar ein wenig von seinem bescheidenen Auftreten. Sein Mandel-Biskuit sei nämlich so gut, dass selbst der alte Pomar kommen würde, um sich inspirieren zu lassen. Die Spezialitäten-Bäckerei Pomar mit Hauptsitz in Campos zählt zu den angesehensten der Insel.

Der Glamour-Faktor ist im Es Brot eher gering. Und das ist keineswegs negativ. Wer den gemütlichen Essraum betritt, bekommt das Gefühl vermittelt, eine solide Wahl getroffen zu haben. Dies gilt umso mehr, wenn Cati, die Frau des Kochs, sich der Gäste annimmt. Auch den Testern des „Guide Michelin“ ist die Qualität aufgefallen. Von Beginn an werde man in dem Restaurant-Führer erwähnt, sagt Gabriel Sitjar.

Um den Kundenstamm zu vergrößern, setzen die Inhaber verstärkt auf die Zusammenarbeit mit mallorquinischen Weingütern. In unregelmäßigen Abständen werden Abendessen zusammen mit der Verkostung mallorquinischer Weine angeboten. Demnächst soll ein eigener Weinladen hinzukommen.

In diesem Jahr kostet es die Betreiber besondere Anstrengungen, ihr Lokal zu füllen. Bis zu 40 Prozent Umsatzrückgang hätten sie registrieren müssen, sagt Cati Molina. Das läge auch daran, dass die Buchungszahlen in den umliegenden Landhotels noch stärker eingebrochen seien. Ein agroturismo habe plötzlich ganz aufgehört, Kunden zu schicken. Wie sich im Nachhinein herausstellte, hatten Gäste des Hotels im Es Brot Milchlamm-Koteletts bestellt. Sie wunderten sich, dass diese, im Gegensatz zu denen ihres agroturismos, so klein waren. Sie fragten bei Gabriel Sitjar nach, und mit der Erkenntnis, in ihrer Herberge wohl doch kein Milchlamm verzehrt zu haben, kehrten sie zurück. So kann man sich auch als aufrechter Gastronom Feinde machen.

Restaurant-Checkliste

Küche: mediterran

Preisniveau: ***

Parkplatz: nein, aber es gibt auf der Straße Platz

Terrasse: nein

Öffnungszeiten: Di - So, mittags und abends, So abends und Mo ganztätig geschlossen. Das Lokal schließt in der ersten Februarhälfte für eine Woche.

Kreditkarten: alle außer Amex und Diners Speisekarte: D, E, Sp, Kat

Reservierung: zu empfehlen

Kleidung: sportlich korrekt besonderer

Service: private Feiern

Ansprechpartner: Gabriel Sitjar, Cati Molina

Adresse: C/. Rápita, 44, 07630 Campos

Tel.: 971-16 02 63

Website: nein

E-Mail: brotrestaurant@terra.es

Preise: * unter 20 Euro, ** 20 - 35 Euro, *** 35 - 50 Euro, **** über 50 Euro

(jeweils für Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch, ohne Getränke)