Von Frank Feldmeier In der Regionalpartei steht ein Epochenwechsel an: Munar war 15 Jahre Präsidentin und Gesicht der UM und sorgte dafür, dass die Partei immer an der Regierung beteiligt war, obwohl sie unter ihrer Präsidentschaft nur knapp mehr als fünf Prozent der Stimmen erzielte. Der Rückzug ist von langer Hand geplant: Die Präsidentschaft im Inselrat hat Munar bereits an den Koalitionspartner PSOE abgegeben, ihre jetzige Position als Parlamentspräsidentin sichert ihr jedoch den Einfluss hinter den Kulissen. Munar übergibt den Taktstock nach getaner Arbeit: Nach den Wahlen im Mai ist die UM in allen wichtigen Institutionen Mallorcas vertreten. Zukunfts- musik dagegen ist noch die Gründung von UM-Ablegern auf den Nachbarinseln. Die Partei ist am ehesten mit der deutschen FDP zu vergleichen: Eine liberale Zentrumspartei, die Koalitionen links und rechts der politischen Mitte eingehen kann. Das Attribut „nationalistisch" ist im Deutschen missverständlich: Es geht nicht um die Identität der Spanier gegenüber den Ausländern, sondern der Insulaner gegenüber dem Rest der Spanier - die Balearen definieren sich schließlich als „historische Nationalität". So hat sich die Partei dem Schutz der mallorquinischen Variante der katalanischen Sprache verschrieben sowie der Bewahrung von Tradition und Kultur. In der jahrzehntelangen Franco-Diktatur wurden Kultur und Sprache unterdrückt - und mit den zahllosen Einwanderern vom spanischen Festland wie auch aus dem Ausland sieht die UM die Identität der Insel weiter gefährdet. Munar nimmt zudem für ihre Partei in Anspruch, maßgebliche Landschaftsschutz-gesetze mit auf den Weg gebracht zu haben. Diese Punkte sorgten auch für Zündstoff im Verhältnis zur Volkspartei PP. Nach einem vierjährigen Koalitionsvertrag gab Munar nach den Wahlen im Frühjahr den Konservativen den Laufpass und zog ein ungewisses Bündnis mit den Linksparteien vor. Im Hintergrund steht auch die Angst, von der PP, die im Mai fast die absolute Mehrheit erzielt hätte, geschluckt zu werden. „Ich empfehle allen einen Blick in die Archive, um zu sehen, wer stets unsere Feinde waren", so Munar vergangene Woche. Die zukünftige Ausrichtung wird nun von ihrem Nachfolger abhängen. So gilt Favorit Miquel Nadal als Vertreter des PP-nahen Flügels. Er ist Sprecher der UM-Fraktion in Palmas Stadtrat und nimmt für sich in Anspruch, mit den Wahlergebnissen in der Balearen-Hauptstadt maßgeblich zum Regierungswechsel beigetragen zu haben. Die UM-Anhänger in den Dörfern dagegen favorisieren Miquel Ferrer, den Bürgermeister von Alcúdia, der dort 7 von 17 Sitzen holte. Als dritter Kandidat ist Guillem Ginard im Spiel, Bürgermeister in Campos. Aber von Ausrichtungen in ihrer Partei will Strategin Munar nichts wissen: „In der UM gibt es keine Strömungen, wir sind alle moderat und nationalistisch." Und auch bei den Kandidaten lässt sie sich nicht in die Karten schauen: „Ich liebe sie alle gleichermaßen", so Munar, „so wie eine Mutter ihre Söhne." In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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