Andreas Meier kommt sich zuweilen vor wie ein Pionier. Das beginnt schon beim Begriff Passivhaus, casa pasiva, „das finden Sie in keinem spanischen Wörterbuch", sagt der deutsche Bauingenieur und Geschäftsführer des Unternehmens AM Inmobiliaria y Promociones Immobilien Mallorca SL mit Sitz in Santanyí. Als die Firma vor zwei Jahren die Baugenehmigung für ein Luxusanwesen nach Passivhaus-Standard einreichte, habe es erst einmal jede Menge Erklärungsbedarf gegeben. „Im Inselrat hatte man noch nie etwas von einem Passivhaus gehört", so Meier. Die Reaktionen seien aber schließlich positiv ausgefallen, und nun sei die Baugenehmigung endlich ausgestellt.

Das Projekt: Im Südosten Mallorcas soll für mehr als acht Millionen Euro das erste als Passivhaus zertifizierte Luxusanwesen der Insel entstehen. Das Konzept: außen mediterraner Lifestyle, innen ausgeklügelte Materialien und Technik. Sie sollen dafür sorgen, dass das Haus ohne herkömmliches aktives Heiz- oder Kühlsystem auskommt. Die Energie liefern stattdessen Sonne und Erdwärmetauscher. Voraussetzung für das Funktionieren sind eine luftdichte Gebäudehülle und eine kontrollierte Lüftung.

In Deutschland und Österreich sind schon mehrere tausend Passivhäuser gebaut - auf Mallorca laut Meier noch kein einziges. Es gibt allerdings Initiativen für Niedrigenergiehäuser. Sie setzen auf alternative Energien und Dämmung, kommen aber ohne Lüftungsanlage aus, erklärt Bauherr Andreas Schlund, der gerade den Rohbau seines 1,7 Millionen Euro teuren Niedrigenergiehauses in Ca´s Concos in der Gemeinde Felanitx fertiggestellt hat. „Im März wird der Bau vollendet sein", so der Schweizer, „nun ist es an der Zeit, ernsthaft nach einem Käufer Ausschau zu halten." Dabei sollen auch fotorealistische 3D-Visualisierungen helfen, die der Schweizer in Auftrag gegeben hat.

Um Passivhäuser in Spanien bekannt zu machen, will Bauingenieur Meier das Pilotprojekt in s´Alqueria Blanca auch auf der ersten spanischen Passivhaus-Konferenz vorstellen. Sie findet am 30. Oktober in Barcelona statt und wird von der spanischen Architektenkammer mitorganisiert. Damit beim Bau nichts schiefgeht, hat das Unternehmen zunächst ein sechsköpfiges Team des Bauunternehmens erst einmal für sechs Monate nach Österreich zur Weiterbildung geschickt. Die spätere Energieeffizienz des Hauses hänge schließlich entscheidend von der Technik und Präzision der Handwerker ab, so Meier.

Nicht alles ist jedoch eins zu eins umzusetzen. Wegen der stärkeren Sonneneinstrahlung auf Mallorca wird das Haus nicht direkt nach Süden ausgerichtet, sondern nach Südosten. Das Dach bekommt eine 80 Zentimeter starke Isolierungsschicht - in Deutschland sind nur 20 Zentimeter üblich. Höhere Baukosten würden zum Teil durch günstigere Materialpreise ausgeglichen. In der Regel sei ein Passivhaus im Bau 30 Prozent teurer als eine konventionelle Immobilie. Staatliche Zuschüsse gebe es in Spanien bislang noch nicht.

Anders ist auf Mallorca auch der Lebensstil: Das Leben findet im Sommer vor allem draußen statt. Ein Passivhaus funktioniert jedoch nur bei geschlossenen Fenstern. Meier sieht da jedoch kein Problem. Zum einen halte das ausgeklügelte Belüftungssystem nicht nur die Hitze draußen, sondern auch Staub und Pollen. Und die Bewohner könnten schließlich jederzeit konventionell lüften. „In dem Moment, in dem ich die Fenster schließe, arbeitet das System wieder."

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