Der frühere Meister steht vor dem Abstieg: Ist die Existenz von Palmas Volleyballern bedroht?

Der Klassenerhalt ist kaum noch machbar. Schon früher sind Teams auf Mallorca auf gleiche Weise verschwunden

Palmas Voleyballern droht der Abstieg in die zweite Liga.

Palmas Voleyballern droht der Abstieg in die zweite Liga. / Llompart

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Damià Seguí dürfte sich gerade im Grabe umdrehen. Der 2019 verstorbene frühere Besitzer der Showbühne Son Amar war wohl der größte Volleyball-Fan auf Mallorca. Mit seinen Millionen kaufte er sich Mannschaften zusammen, die Meisterschaften gewannen. Sein letztes Projekt Voley Palma ist nun durch eine 1:3-Pleite am Samstag (9.3.) gegen Tabellenführer Guaguas fast abgestiegen. Muss man sich nun Sorgen machen um Seguís Vermächtnis? „Keinesfalls!“, versichert Clubpräsident Carlos García. „Sollte es so kommen, treten wir den Gang in die zweite Liga an und stellen einen erstklassigen Kader zusammen, der den Wiederaufstieg anpeilt.“

Um den Klassenerhalt noch zu schaffen, müsste Palma im Heimspiel am Samstag (16.3., 19.30 Uhr) in der Halle von Son Moix drei Punkte holen. Dafür ist ein 3:0- oder 3:1- Sieg gegen Melilla nötig. Das gelang den Mallorquinern in 21 Spielen erst drei Mal. Zudem muss Arenal Emevé aus Lugo das wesentlich leichtere Auswärtsspiel gegen San Roque punktlos verlieren, sprich mit 0:3 oder 1:3. Das ist unwahrscheinlich, wobei die Galicier zuletzt bei einer Niederlage gegen den bis dahin sieglosen Tabellenletzten aus Petrer Nerven zeigten und somit Palma überhaupt erst am Leben ließen.

Immer wieder verschwanden die früheren Spitzenclubs auf Mallorca

Andererseits: Auch Palmas Abstieg stünde in der Tradition von Seguí. Bei zwei frühen Investitionen – Son Amar und Pòrtol – verlor er nach ein paar Jahren die Lust, und die Erstligateams meldeten sich nach zahlreichen Liga- und Pokalsiegen aus dem Spielbetrieb ab. 2013 juckte es den kauzigen Mäzen erneut. Er gründete Can Ventura. Das Team stieg in drei Jahren von der vierten in die erste Liga auf und wurde beim Debüt in der höchsten Spielklasse 2017 direkt Meister und Pokalsieger. Kurz darauf zog sich Seguí zurück und überließ den Verein seinem Schicksal. Der damalige Trainer Marcos Dreyer suchte daraufhin von Jahr zu Jahr Sponsoren. Meist schrieb er das Team erst am letzten Tag für die nächste Saison ein.

„Der Abstieg hätte rein sportliche Gründe. Mit fehlenden Finanzen hätte das nichts zu tun“, sagt García. „Seit zwei Jahren haben wir keinen Hauptsponsor und sind dennoch über die Runden gekommen.“ Wobei der Präsident einräumt, dass das Debakel mit ein paar Euro mehr hätte verhindert werden können. „Damià Seguí hätte es auf seine Weise gelöst und die Brieftasche gezückt.“ Im Volleyball könne man als vermeintlich kleiner Club das Spiel des Favoriten nicht durch Kampf und Einsatz zerstören, wie das beispielsweise im Fußball möglich ist. „Das verhindert das Netz in der Mitte. Am Ende setzt sich immer die individuelle Qualität durch. Geld garantiert zu 99 Prozent Erfolg.“ So konnte sich Seguí quasi die Meistertitel kaufen. Der amtierende Meister Guaguas, der wieder auf Titelkurs ist, existiert erst seit 2020. „Deren Kader ist so gut aufgestellt, dass sie Spieler für zwei erstklassige Mannschaften haben“, sagt García.

Warum kriselt Palma also so sehr?

Palmas Präsident hatte seiner Truppe eigentlich zugetraut, um die Play-offs um den Titel mitzuspielen. „Wir sind in den Abstiegsstrudel reingeraten, und irgendwann war es ein mentales Problem.“ Acht Mal mussten die Volleyballer in den Tiebreak, den etwas kürzeren fünften Satz, der bei einem 2:2 die Entscheidung bringt. „Sieben Mal haben wir darin verloren. Normalerweise stehen die Chancen 50:50. Das sind die Punkte, die uns im Endeffekt fehlen“, sagt García.

Mit David Seybering spielt ein Deutscher für Palma (MZ berichtete). Auch er sieht den Abstieg im fehlenden Spielglück begründet. „Die Liga ist ausgeglichen. Der Tabellenletzte ist abgeschlagen, ansonsten spielen die meisten Teams auf einem Niveau“, sagt der Niedersachse. „Alle Mannschaften haben eine gute Startaufstellung. Vielleicht ist es ein Punkt, dass wir einen sehr jungen Zuspieler haben.“ Mangelnde Erfahrung will der Präsident aber nicht als Argument gelten lassen. Das Team sei gespickt mit alten Haudegen. Und der 20-jährige Zuspieler Jaime Arjones sei eines der größten Talente im spanischen Volleyball. „Er steht jetzt schon im Blickfeld der Nationalmannschaft“, sagt García. „Außerdem ist er einer der wenigen Spieler, die konstant Leistung gebracht haben.“

Mit welchem Team im Fall der Fälle der Wiederaufstieg geschafft werden soll, steht noch nicht fest. Zuspieler Arjones wird wohl einen anderen Verein in der ersten Liga finden. David Seybering plant eine Pause vom Volleyball. „Das hatte ich mir aber schon vorher überlegt. Und die Entscheidung ist noch nicht in Stein gemeißelt.“ Er will der Insel erhalten bleiben und schauen, wie sich sein Job als Influencer entwickelt. „Im Volleyball verdient man kaum Geld. Es ist ein nettes Hobby, aber der Verdienst ist wie bei einem Studentenjob“, sagt der 28-Jährige.

Sollte Palma absteigen, bleibt Mallorca mit Manacor noch ein Erstligist erhalten. Das Team aus dem Inselosten hat sogar noch Chancen auf die Play-off-Teilnahme. Dafür ist ein eigener Auswärtssieg gegen Tenerife und eine Niederlage von San Roque nötig.

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