An fehlenden Ideen soll es nicht scheitern. Alexander Humbert, Projektassistent bei der Jungen Union in Deutschland, denkt da zum Beispiel an Flipflops, die an der Playa de Palma das Parteilogo im Sand hinterlassen - „CDU“, „CDU“, „CDU“ wäre dann dort zwischen den Badetüchern zu lesen. Es seien kreative Werbematerialien gefragt, um auf jüngere Wähler am Strand zuzugehen, sagt Humbert: „Es kommt auf jede Stimme an.“

Dennoch steht noch nicht 100-prozentig fest, ob eine Delegation der jungen Christdemokraten in der heißen Wahlkampfphase vor dem Urnengang am 27. September über die Insel schlappt. Es wäre in jedem Fall eine der wenigen Aktionen, mit denen die Bundesparteien den Wahlkampf auf die Insel trügen. Wenn auch mit unterschiedlichen Begründungen, sind sich fast alle Parteien einig in ihrer diesjährigen Mallorca-Abstinenz.

„Das ist bei uns nicht so wie bei Thomas Gottschalk, dass wir da auch nach Mallorca kommen“, sagt Barbara Braun, Sprecherin bei der SPD, „wir haben eh genug Wahlkampf in Deutschland.“ Die sozialdemokratischen Wahlkämpfer seien eingespannt, da bleibe nicht einmal Zeit, im Urlaub bei Wählern auf der Insel vorbeizuschauen. Und mit einer Auslandsgruppe könne man zwar in Brüssel und Luxemburg, nicht aber in Spanien aufwarten.

Ebenso klar fällt die Antwort in der CDU-Zentrale aus. Abgesehen von möglichen Aktivitäten der Jungen Union sei nichts auf der Insel geplant, heißt es dort. Zwar waren die Christdemokraten bei den Wahlen 2005 noch mit einem eigenen Freundeskreis auf Mallorca präsent. Doch dessen Vorsitzender, der Wurstwaren-Unternehmer Horst Abel, ist inzwischen verstorben. „Seitdem hat sich auch nichts neu entwickelt“, so Sprecherin Ina Diepold.

„Ich mache gerade einen Brief an alle 6.000 auslandsdeutschen FDP-Mitglieder fertig“, sagt dagegen Bundesgeschäftsführer Hans-Jürgen Beerfeltz bei den Liberalen. Klassischer Wahlkampf sei im Übrigen out, vielmehr sei Initiative von unten gefragt, und da sei die FDP ganz vorne mit dabei. Statt Werbematerial ins Ausland zu schicken, könnten Liberale weltweit beispielsweise Flyer aus dem Netz laden und dort eigene Bilder einfügen.

Plakate auf Mallorca zu kleben, kommt bei allem Engagement jedoch nicht in Frage. „Wir haben uns da die Finger verbrannt, wenn Sie sich erinnern“, sagt Beerfeltz und spielt auf eine Aktion von Wolfgang Gerhardt an. Der damalige FDP-Vorsitzende hatte 1998 an Palmas Flughafen ein Plakat geklebt und so seinen Landsleuten „Schönen Urlaub!“ gewünscht - mit dem Zusatz: „Und das nicht nur alle fünf Jahre - wie die Grünen meinen.“ Daraufhin habe man sich von Madrid vorwerfen lassen müssen, die spanische Souveränität verletzt zu haben, erinnert sich Beerfeltz. Aber vielleicht stelle der Ortsverband auf Mallorca ja etwas auf die Beine.

Das kann der Vorsitzende Hendrik Lührssen aus Llucmajor bestätigen. Man werde zwar weder die Mallorquiner mit Plakaten behelligen noch Aktionen am Strand starten. Geplant sei jedoch eine Bürgersprechstunde am 5. September um 18 Uhr, zu der die Hamburger Spitzenkandidaten Burkhardt Müller-Sönksen und Sylvia Canel erwartet werden. Dabei solle es „in lockerer Atmosphäre“ um Themen wie Steuer- oder Familienpolitik gehen, sagt Lührssen. Für den folgenden Tag ist zudem ein „liberaler Frühshoppen“ in Santanyí geplant. Keinerlei Insel-Aktionen sind bei den Grünen/Bündnis 90 geplant. Sprecher Jens Althoff verweist auf ein im Vergleich zu den großen Volksparteien mickriges Wahlkampf-Budget von nur 3,9 Millionen Euro, „da werden wir bestimmt nicht nach Mallorca fliegen“. Man setze darauf, dass sich die Deutschen auf Mallorca über Satelliten-TV und die deutschsprachigen Zeitungen informierten. Einen Ortsverband könne man zwar inzwischen in Washington vorweisen, so Althoff, auf Mallorca dagegen sei noch Engagement der Wähler vor Ort gefragt.

Und auch von der Partei „Die Linke“ werden keine Wahlkämpfer die Insel aufmischen. Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch führt logistische Gründe an, zudem wolle man nicht stören: „Urlauber wollen dem Alltag in der Heimat entfliehen und in der Zeit eher weniger von Wahlkampfaktivitäten behelligt werden.“ Im Übrigen sei ja auch noch keine spanische Partei beim Straßenwahlkampf in Berlin aufgefallen. Es hätten sich zwar noch keine „Genossinnen und Genossen“ auf Mallorca zu einem Ortsverband zusammengeschlossen“, so Bartsch, doch „wenn das irgendwann der Fall sein sollte, bitte ich, zur Gründungsveranstaltung eingeladen zu werden - am liebsten in ein Straßencafé in Valldemossa oder Deià.“

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