Straßenbild auf Mallorca: Von der traditionellen Pilzform wie vor dem Café Ribas am Borne über Modelle im avantgardistischen Design wie vor der Traditionsbar Bosch bis hin zu einem echten Kamin beim Café Cappuccino – die Gastronomen beweisen Kreativität und haben die unterschiedlichsten Modelle für ihre draußen sitzenden Gäste aufgestellt.

Dass diese mobile Heizmethode nun auch auf Mallorca verstärkt zum Einsatz kommt, ist die Folge des strengen Rauchverbots, das seit Beginn des Jahres in Spanien herrscht. Rauchen in allen geschlossenen Räumen ist nun untersagt. Zurzeit wird das Verbot auf Mallorca offenbar diszipliniert eingehalten – bislang wurden erst wenige Anzeigen bekannt.

Die verstärkte Nachfrage hat in den Geschäften sogar zu Lieferschwierigkeiten geführt. Die Baumarktkette Leroy Merlin wurde nach eigenen Angaben regelrecht überrannt. „Die Lagerbestände waren innerhalb weniger Tage ausverkauft", heißt es bei dem Unternehmen. „Das hatten wir nicht erwartet."

Auch die Firma Terramed aus Barcelona, die mobile Heizungen im gesamten Land vertreibt, kann sich über die neue Regelung nicht beschweren. „Wir sind total glücklich mit dem Gesetz", sagt Eigentümer Giusep Altes. „Was sich seit dem 3. Januar abspielt, ist der Wahnsinn: Wir hatten sofort viel mehr Arbeit." Überstunden seien seitdem an der Tagesordnung. Auf den Balearen hat die Firma bisher vereinzelt ihre Heizpilze vertrieben. „Wir erwarten aber einen deutlichen Anstieg Ende Februar, wenn die meisten Bars und Restaurants wieder öffnen."

Diese Entwicklung gibt Eberhard Reimer von der Freien Universität Berlin zu denken. Er leitet am Institut für Meteorologie das Zentrum für troposphärische Umweltforschung. „Wenn sich diese Mode der Heizpilze durchsetzt, ist das eine Energieverschwendung." Reimer nennt das Aufstellen der Pilze eine „unsinnige Tendenz, weil entweder mit Gas geheizt wird, was zu Emissionen führt. Oder es wird mit Strom geheizt, wobei hier die Energiequelle, also das Kraftwerk, Schadstoffe ausstößt." Ein Heizpilz bringt es pro Jahr auf 3,5 Tonnen Kohlendioxid – das entspricht der Umweltbelastung durch einen Mittelklassewagen. Reimer spricht sich für ein generelles Verbot aus.

Auf Mallorca ist so etwas nicht geplant. „Natürlich haben die Heizpilze einen negativen Effekt auf das Klima", sagt David Abril, Leiter der Klimaschutz-Abteilung der balearischen Landesregierung. „Deshalb würden wir es begrüßen, wenn die Butangas- oder Stromheizungen durch Erdgas-Systeme ersetzt würden." Statt eines Verbots setzt Abril allerdings darauf, dass der Run auf die mobilen Heizungen abnimmt, wenn in Zukunft weniger Menschen rauchen. Er appelliert zudem an die Gastronomen, das Problem der Luftverschmutzung ernst zu nehmen.

Wissenschaftler Reimer – früher selbst Raucher – spricht sich für Alternativen aus, damit Raucher nicht frieren müssen. „An den Skihütten sitzen die Menschen schließlich auch mit Decken." Dass diese eine Lösung sind, zeigt auf Mallorca zum Beispiel die Bar Coto an der Plaça Drassana in Palma. Dort hat der deutsche Wirt Thorsten Haecker Decken für die Gäste im Freien bereitgelegt.

Mallorcas Gastronomenverband befürchtet Einbußen für die Wirte, sollte ein Verbot kommen. Der zweite Vorsitzende, José Luis Sánchez-Cabezudo, berichtet von unflexiblen Regelungen der Stadtverwaltung. „Es ist sehr schwierig, an die zugelassenen Heizpilze heranzukommen. Wir wünschen uns flexiblere Regelungen, ohne den Umweltschutz aber außer Acht zu lassen."

In der Printausgabe vom 13. März (Nummer 558) lesen Sie außerdem:

- Unfall beim Anfahren: Eskalation in Port d'Andratx

- Hochbetrieb auf der Baustelle vom Jumeirah-Hotel in Port de Sóller

- Berghütten werden immer beliebter

- Palmrüssler-Plage in Pollença

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