Corona-Auflagen, die Rückkehr deutscher Urlauber und das Risiko, dass die Zahlen nach Ostern wieder steigen könnten - Auszüge eines Interviews mit der balearischen Ministerpräsidentin Francina Armgenol, das die MZ-Schwesterzeitung Ostern"Diario de Mallorca"

Das Jahr begann mit einer hohen Inzidenz und überfüllten Intensivstationen. Danach sanken die Zahlen wieder. Es scheint, als hätten die Maßnahmen und die schrittweise Aufhebung der Restriktionen geholfen.

Die Auflagen funktionieren, das ist eindeutig. Jetzt muss jeder sich bewusst machen, dass die Aufhebung der Regelungen sehr langsam vonstatten gehen muss und dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen müssen. Wir müssen sehr vorsichtig vorgehen, um einen erneuten Anstieg zu vermeiden. In den vergangenen Tagen haben wir schon kleine neue Infektionsherde ausgemacht. Die Osterwoche birgt ein extremes Risiko, wir riskieren einen ähnlich deutlichen Wiederanstieg wie anderswo.

Hält die Balearen-Regierung eine vierte Welle für möglich?

Wir halten immer alles für möglich. Neu ist jetzt gerade die britische Virusmutation. Wenn früher in einer Familie ein Corona-Fall auftrat, steckte sich vielleicht ein weiteres Familienmitglied an. Wenn jetzt ein Fall in einer zwölfköpfigen Familie auftritt, infizieren sich alle zwölf . Das sehen wir durch die Nachverfolgung der Infektionsketten. Deshalb müssen die Auflagen weiter bestehen bleiben.

Wenn die Inzidenz in den kommenden Tagen weiter steigt: Wann ist der Punkt erreicht, an dem die Restriktionen wieder angezogen werden müssen?

Darüber haben wir viel diskutiert. Wir haben gerade eine 14-Tages-Inzidenz von gut 40 Fällen auf 100.000 Anwohner, aber man sieht schon eine kleine Steigerung. Sobald die Inzidenz wieder in die Höhe schießen, was wir nicht hoffen, wird es umgehend neue Restriktionen geben.

Wenn eigentlich geplant war, die Osterwoche ausfallen zu lassen, um den Sommer zu retten - warum dürfen dann deutsche Touristen einreisen?

Jedes Land entscheidet für sich, wie die Anwohner ein- und ausreisen dürfen. Es ist an der Zentralregierung, über die internationale Mobilität zu befinden, die Balearen-Regierung hat damit nichts zu tun. Nun hat Deutschland entschieden, dass die Balearen kein Risikogebiet mehr sind und dass die Bundesbürger hierhin kommen dürfen, ohne bei der Rückreise einen PCR-Test machen oder Quarantäne einhalten zu müssen. Das Ziel der Balearen-Regierung ist die Sommer-Saison, nicht der Osterurlaub.

Sie sagen, Sie haben nichts damit zu tun. Wenn es von Ihnen abhinge: Hätte es Beschränkungen bei der Einreise von Oster-Urlauben gegeben?

Wir haben mehrfach gefordert, dass die Mobilität erst bei Inzidenzen von unter 100 statt unter 150 (auf 14 Tage, Anm.d.Red.) freigegeben wird, aber das wird auf EU-Ebene entschieden. Wir setzen auf Kontrollen bei der Einreise, wir sind Inseln und das garantiert uns, die Reaktivierung des Reiseverkehrs und der Wirtschaft sicher zu gestalten.

"Wenn es keine Sommersaison gibt, dann geht Mallorca

Wir sind uns sehr darüber bewusst, dass von unserem Sommer auch der Winter abhängen wird. Wir ziehen alle möglichen Szenarien in Betracht, aber wir sind davon überzeugt, dass es diesen Sommer eine längere Urlaubersaison geben wird als im vergangenen Jahr. Bei aller Vorsicht sehen wir ein Licht am Ende des Tunnels. Noch vor dem Sommer wird sich das Impftempo beschleunigen und der Reiseverkehr dank Impfass, Kontrollen und sicherer Korridore anziehen. Zudem wollen die Menschen aus den Quellmärkten zu uns kommen, sie haben gespart und haben Lust. Zu unseren Gunsten zählt auch, dass wir die Pandemie gut unter Kontrolle hatten: Auf den Balearen hat in keiem Moment ein Beatmungsgerät gefehlt, kein Bett auf der Intensivstation. Wir haben ein sehr solides Gesundheitssystem, wer reist, weiß das wertzuschätzen.

Haben die Balearen es aufgegeben, von der Zentralregierung eine bevorzugte Zuteilung von Impfstoffen zu fordern?

Das Thema haben wir viel mit Madrid diskutiert. Wir brauchen die Sommersaison, und dafür müssen wir zuvor massiv impfen. Wir fordern das weiterhin vom spanischen Gesundheitsministerium. /somo