Es begann mit einem Tanz - und mündete in handfester Vereinsarbeit. Eigentlich wollten Claudia Wischum und Heike Leisen im Herbst vergangenen Jahres nur gegen den allgegenwärtigen Corona-Blues auf Mallorca antanzen und sich selbst und anderen etwas Lebensfreude bereiten. Die beiden deutschen Residentinnen in Capdepera gründeten eine Ortsgruppe der inselweiten Bewegung „Mallorca tanzt" und nahmen auch an einer großen Spendenaktion in Santanyí teil, die die Tänzer am Nikolaustag zusammen mit der Hilfsorganisation Hope Mallorca veranstalteten. Schnell wurde den Deutschen klar: Auch in der eigenen Gemeinde ist die Zahl derer groß, die wegen der Pandemie ins wirtschaftliche Abseits geraten sind. „Es sind Taxifahrer, Kellner, Selbstständige, Zimmermädchen, Menschen des öffentlichen Lebens, die man kennt", so Claudia Wischum.

Das Einkommen der 56-Jährigen ist ebenfalls vom Tourismus abhängig, als Angestellte arbeitet sie an der Rezeption eines Hotels und war über mehrere Monate in Kurzarbeit. „Ich komme ganz gut über die Runden, aber es gibt zahlreiche andere Menschen im Ort, die einen Großteil ihres Lohns schwarz bekommen haben. Ihre Hilfsleistungen sind nun entsprechend gering."

Auch mithilfe der Kirchengemeinden machten Wischum und ihre Mitstreiter die Bedürftigen im Ort aus. „Viele haben sich erst geziert, ihr Stolz war zu groß. Aber dann kamen sie doch auf uns zu, um unsere Hilfe in Anspruch zu nehmen." Die Resonanz auf Spendenaufrufe in den sozialen Netzwerken überraschte die Residenten. „In acht Wochen hatten wir 10.000 Euro zusammen. Damit hatten wir nicht gerechnet, aber es war an der Zeit, einen richtigen Verein zu gründen." Am 15. Februar wurde „Esperanza para Capdepera" (Hoffnung für Capdepera) offiziell ins Vereinsregister eingetragen. Und seitdem sind die rund 15 ehrenamtlichen Helfer nicht mehr zu stoppen.

Jeden Samstag bringen sie auf 24 Familien abgestimmte Lebensmitteleinkäufe in die Räumlichkeiten der evangelischen Kirchengemeinde in Capdepera, dienstags und mittwochs bekommen 26 weitere Familien ihre Einkäufe nach Hause gebracht. „Sie schreiben den Einkaufszettel, wir besorgen es. So bekommen sie, was sie brauchen, und müssen sich nicht die Blöße geben, öffentlich an einer Ausgabestelle anzustehen", so Wischum. Wie kritisch die finanzielle Situation einiger Bewohner von Capdepera wirklich sei, habe sie erst durch die Vereinsarbeit erfahren. Zwar stabilisiere sich die Situation bei einigen langsam wieder - gleichzeitig sinke aber auch die Spendenbereitschaft. „Bis zum Winter reicht unser Geld nicht. Und dann werden viele wohl wieder ohne Arbeit dastehen."

Facebook: Esperanza para Capdepera

Spendenkonto: ES41 2100 0267 9102 0031 1474