In einem Prozess wegen Drogen-Schmuggels hat das Landgericht Aachen am Montag (24.4.) den ehemaligen "Goodbye-Deutschland"-Mallorca-Auswanderer Jürgen Albers zu einer Freiheitsstrafe von 14 Jahren verurteilt. Nach Feststellung des Gerichts stellte der 61-Jährige die Fahrzeuge und die Kuriere für die Drogenfahrten durch halb Europa.

Luxusautos für Kokaintransport eingesetzt

Insgesamt ging es um mehr als eine Tonne Kokain. Die Beweislage sei erdrückend und stütze sich auf Telefonüberwachung, die Ortung von Handys und Autos sowie auf Observationen vor Ort, so das Gericht. Unter anderem sollen für den Koks-Transport Luxus-Autos wie Porsche und Maserati eingesetzt worden sein. Der Vorwurf lautete auf bandenmäßiges unerlaubtes Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge. Darauf stehen bis zu 15 Jahre Haft. Die Anklage beantragte eine Freiheitsstrafe von 14 Jahren, die Verteidigung wollte einen Freispruch oder eine geringe Strafe erreichen.

Mallorca-Auswanderer Jürgen Albers während des Prozesses im Gerichtssaal. DPA

Im Rollstuhl auf der Anklagebank

In dem Prozess spielte die Gesundheit des Angeklagten eine große Rolle. An mehr als 40 Verhandlungstagen saß der einstige Mallorca-Auswanderer in der Vox-Fernsehsendung „Goodbye Deutschland“ im Rollstuhl an der Anklagebank. Gebückt und in sich gesunken verfolgte der frühere Reality-Darsteller Jürgen Albers den Prozess.

Wegen seiner labilen Gesundheit und diverser Vorerkrankungen waren die Prozesstage verkürzt worden. Allerdings sprach die Vorsitzende Richterin am Montag (24.4.) auch von manipulativem Verhalten des Angeklagten und von „hellwachem Auftreten, wenn es in seinem Interesse war“. Denn es gab Bilder, die einen trotz seiner Krankheiten vergleichsweise agilen Mann zeigten und wieder andere, in denen er mit dem Rollator ins Gesundheitsamt kam.

Diskothek auf Mallorca

Sein Mandant sei offen für alle beruflichen Aktivitäten und „ein bisschen als Lebenskünstler tätig“ schilderte einer seiner beiden Verteidiger. Dazu gehörten der Versuch, auf Mallorca eine Diskothek aufzuziehen, eine Autovermietung, ein Gutachterbüro und die Tätigkeit als Buchautor.

55

Erkennen Sie noch alle diese "Goodbye Deutschland"-Auswanderer auf Mallorca? Johanna Ramthun

Kokain statt Südfrüchte

Zudem gründete der 61-Jährige eine Firma für den Import von Südfrüchten. Allerdings sollte in dem Container Kokain eingeschmuggelt werden, wie das Gericht ausführte. In seinem halbstündigen letzten Wort erklärte Albers, dass asiatische Restaurants mit Obst beliefert werden sollten. Das Gericht verwarf die Begründung.

Ende August 2022 hatte der Prozess gegen Albers und vier weitere Mitangeklagte begonnen. Die beiden Männer und zwei Frauen wurden in einem abgetrennten Verfahren Anfang schon vor Monaten zu Freiheitsstrafen zwischen zwei Jahren auf Bewährung und acht Jahren Haft verurteilt.

Der Anwalt des Angeklagten kündigte Berufung an. Für den Beschuldigten gilt bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens die Unschuldsvermutung.

Mallorca-Plan scheiterte, Ehe ging zu Bruch

Vor etwa zehn Jahren wanderte Albers mit seiner Familie nach Cala Millor aus. Dort wollte er die Diskothek "Das Karussell" neu eröffnen. Dabei wurde er vom Vox-Kamerateam begleitet. Der Plan floppte, und auch seine Ehe ging in die Brüche. Nach sechs Jahren kehrte Albers daher nach Deutschland zurück und betrieb seitdem in Eschweiler ein Ingenieurbüro für Kfz-Technik. Im Oktober 2021 hat die Polizei den früheren Auswanderer und mutmaßliche Komplizen in einer europaweiten Razzia festgenommen.