Stylishe Gastronomie direkt am Wasser gibt es einige in Cala Ratjada. Doch die hat ihren Preis. Wer weniger zahlen möchte, mit Einheimischen in Kontakt kommen und echte spanische und mallorquinische Küche probieren will, sollte sich auch in unscheinbarere Lokale im Küstenort im Nordosten von Mallorca wagen.
Um sechs Uhr morgens, wenn der gemeine Urlauber noch im Hotelbett schlummert, sind María Martínez, ihr Mann Felipe Izquierdo und Tochter María längst auf den Beinen. Das Frühstücksgeschäft ist die Haupteinnahmequelle des Familienbetriebs Cafetería Cala Ratjada (Avinguda Cala Agulla, 26). Ob Bauarbeiter, Zimmermädchen oder Kellner – hier kommen Einheimische zusammen, die sich mit café con leche, Sandwiches oder tostada stärken wollen, bevor ihr Arbeitstag beginnt. „Wir betreiben den Laden seit 25 Jahren“, so Martínez. Eine Bäckerfigur auf dem Dach lädt von Weitem zum Frühstücken ein, Innenbereich und Außenterrasse sind eher funktional eingerichtet. Brot und Gebäck stehen auch zum Mitnehmen bereit. „Donnerstags öffnen wir auch nachmittags, da gibt es Tapas ab 3,50 Euro.“
Auch Manolo Granado und seine Familie setzen in ihrem Restaurant Sa Trobada (Carrer Floreal, 42) auf frühe Gäste. Mittags und abends kommen die Kunden hier aber ebenfalls auf ihre Kosten. „Fast alles machen wir selbst, vom frisch gepressten Orangensaft bis zu den Fleischklößchen“, wirbt der Gastronom. Vergleichsweise wenige Touristen verirrten sich in sein Lokal – es liegt gegenüber der Grundschule abseits vom großen Trubel. Dabei gibt es schmackhaft zubereitete spanische Gerichte zu angemessenen Preisen. „Unsere Spezialität ist sepia a la plancha.“ Für 11,60 Euro wird das Meerestier mit Beilage serviert.
Ähnlich hausgemacht und mediterran kommen die Speisen im Sa Plaça (Carrer Bustamante, 16) daher. Unweit vom zentral gelegenen Pinienplatz ist das Urlauberaufkommen höher, doch die Einheimischen dominieren. Von tortilla über bocadillos bis hin zu Fleisch- und Fischgerichten gibt es hier alles für kleines Geld. Das Mittagsmenü kostet 9 Euro. „Unsere Spezialität ist aber das pa amb oli“, so Inhaber Rafa Herrera. In verschiedensten Varianten ist die typisch mallorquinische Brotspeise zu haben. Wer nur mal kosten möchte oder schnell satt wird, bestellt die halbe Portion.
Vom Konzept her am ähnlichsten und längst kein Geheimtipp mehr ist die Bar Los Amigos. Trotz der netten Lage direkt an der Plaça dels Mariners, und nicht weit vom Hafen entfernt, stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis hier bis heute. Seit 1972 von verschiedenen Betreibern geführt, blieben Name und Konzept stets gleich. Das pa amb oli ist großartig. Im Inneren erzählen Schwarz-Weiß-Fotos die Geschichte des Fischerdorfs, draußen gibt es Schattenplätze. Hier stoßen Urlauber und Einheimische aufeinander.
Ins Casa Rubio (Carrer d’Isaac Peral, 22) zieht es dagegen vor allem die Spanier. Seit 20 Jahren servieren Pedro de Arce und seine Frau María Luisa Gumier hier Typisches aus ihrer Heimat Andalusien. Wer das kneipenähnliche Lokal betritt, fühlt sich auch direkt nach Südspanien versetzt: In einer Glasvitrine am Tresen sind vorbereitete Tapas – von ensaladilla rusa über croquetas bis hin zu albóndigas – ausgestellt, darüber baumeln große Schinken von der Decke. Es geht laut und fröhlich zu. „Ab September, wenn im Baugewerbe wieder mehr Arbeit ist, bieten wir auch wieder das Tagesmenü an“, so Pedro de Arce. Für 8,50 Euro gibt es zwei Gänge, Nachtisch und Getränk.
Jedem, der länger in Cala Ratjada wohnt, ist auch das Novo Pippos ein Begriff. María del Carmen López stammt ebenfalls aus Andalusien, ist aber bereits seit 36 Jahren auf Mallorca und seit 16 Jahren Betreiberin des Lokals im Carrer Castellet, 50. Auch hier sind Tapas fast rund um die Uhr im Programm, hinzu kommen Snacks wie Bratwurst und Burger. Tintenfisch mit Salat kostet gerade einmal 7,90 Euro. „Und Sympathie und ein offenes Ohr sind hier inklusive“, so López.
Wenige Meter weiter, in der Hausnummer 30, befindet sich das Bistro Es Castellet. Auch hierhin zieht es viele Einheimische zum Frühstück. Vor allem aber ist dieses Lokal der Brüder Juan Carlos und Gonzalo Barrantes für seine Riesen-Hamburger und seine großzügigen Pommes-Rationen bekannt.
