Das Schema ist stes dasselbe: Eine Braut sucht – mehr oder weniger verzweifelt – ihr Traumkleid für den großen Tag. Und findet es nach einigem Anprobieren trotz anfänglicher Skepsis dank der guten Beratung im Brautmodeladen. Danach liegen sich alle Beteiligten glückselig in den Armen. Die Lifestyle-Soap „Zwischen Tüll und Tränen“ erreicht auf dem deutschen Privatsender Vox täglich ein Millionenpublikum. Dazu trägt Meike Buschening-Kaffenberger bei. Sie ist eine der Brautmodenausstatterinnen, in deren Läden gedreht wird. Dabei passt die 50-jährige Westfälin, wie sie selbst sagt, eigentlich gar nicht ins Klischee der typischen Brautmodefachfrau. „Ich bin nicht klein und zierlich, sondern ein großes Mädchen“, sagt sie. Na und? Nicht nur ihre Kunden lieben ihre direkte, aber liebe Art, sondern auch das TV-Publikum. Selbst beim Familienurlaub in Cala Ratjada auf Mallorca kann sie kaum einen Schritt vors Hotel tun, ohne angesprochen zu werden.

„Früher habe ich immer behauptet, ich sei es nicht, sondern meine Schwester“, sagt Buschening-Kaffenberger und lacht. An Prominenz muss man sich eben gewöhnen. Beim Treffen mit der MZ auf der Hotelterrasse ist von Nervosität keine Spur. Dafür haben 150 Sendungen in 3,5 Jahren gesorgt. „Mittlerweile merke ich kaum noch, wenn die Kameras dabei sind.“ Das mag auch an der Arbeit liegen. Sobald eine Kundin einen ihrer Läden in Frankfurt und Egelsbach betritt, ist Buschening-Kaffenberger in ihrem Element. „Ich führe stets ein Vorgespräch am Telefon. So kann ich vorsortieren.“ Aus einem Fundus von rund 800 Kleidern sucht sie maximal eine Handvoll heraus. Meist sei es ohnehin das erste Kleid, das nachher gekauft werde – und oft etwas ganz anderes, als der Braut eigentlich vorschwebte. „Menschenkenntnis und die Fähigkeit, die schönen Seiten jeder Frau zu sehen, sind das Wichtigste in meinem Job.“

Dass dies in der Branche nicht überall verbreitet ist, musste Buschening-Kaffenberger selbst erfahren. Im Jahr 2005, als sie selbst – damals Kleidergröße 40/42 – ihren Jens ehelichen wollte. Und von den Verkäuferinnen erst einmal zu hören bekam: „Oh, das wird aber schwierig.“ „Mein Motto ist: Geht nicht, gibt’s nicht. Jede Frau hat etwas besonders Schönes, ich zeige, wie sie es betonen kann. Und das beschert mir nach 17 Jahren im Geschäft noch immer täglich Gänsehaut-Momente.“

Kurz nach ihrer Hochzeit eröffnete Buschening-Kaffenberger, eigentlich gelernte Hotelfachfrau und Event-Managerin, den Laden in Frankfurt. Um anderen zu ersparen, was sie selbst erlebt hatte. „Mir ging es immer wenig ums Geld, als vielmehr darum, die Frauen an dem Wendepunkt in ihrem Leben angemessen zu begleiten. Der Hochzeitstag ist nun mal ein Traum, den viele schon als kleine Mädchen haben.“ Als viele Jahre später Vox auf sie zukam, sei sie erst skeptisch gewesen. „Ich hatte mir ja schon einen Namen gemacht und wollte nicht, dass ich vom Fernsehen in eine Rolle gedrängt werde.“ Das sei aber auch nicht passiert. Abgesehen von drehtechnisch erforderlichen Einschüben halte sich das Kamerateam im Hintergrund. „Sie lassen mich machen“, meint Buschening-Kaffenberger.

Die Frage, wie es wirklich hinter den Kulissen zugeht, stellten auch die meisten Fans, denen sie während ihres Cala-Ratjada-Urlaubs über den Weg lief. So viele, dass sie kurzum ein Meet&Greet im Hotel organisierte. Bei Kaffee und Kuchen konnten die Fans die aktuell ausgestrahlte Sendung gemeinsam mit der Protagonistin schauen. Rund 30 Urlauber nutzten die Chance. Für Buschening-Kaffenberger, die mittlerweile auch Brautkleider designt und in einem Bühnenprogramm ihre Braut-Erfahrungen nutzt, um der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten, ist das eine Bestätigung dafür, dass Cala Ratjada und sie gut zusammenpassen. 2019 kam sie erstmals hierher, war entzückt. Corona vereitelte den Plan, im Mai 2020 einen Laden im Urlaubsort zu eröffnen. „Jetzt strecke ich die Fühler schon wieder aus.“ Konkreter will sie nicht werden.

Ihr Mann Jens kommt dazu, fragt seine Frau fürsorglich, ob er ihr Essen zurücklegen soll. Meike Buschening-Kaffenberger lächelt ihn liebevoll an. So oberflächlich das Heirats-Business erscheinen mag – und so tiefgründig sie sich darin engagiert –, sie selbst sei mit ihrem Mann noch immer glücklich verheiratet, obwohl er alles andere als ein Romantiker sei. Einen Antrag mit Kniefall machte er ihr nie. „Dafür hat er viele andere wichtige Eigenschaften. Romantik ist toll, aber nicht alles.“ Ihren Kleinmädchen-Traum mit pompösem Kleid erfüllte sie sich vor dem Altar trotzdem. „Diesen Moment hat jede Frau verdient.“