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Vibration statt Schilfstangen: So läuft die moderne Mandelernte auf Mallorca ab

In Consell haben die ersten „neuen“ Mandelbäume den Höhepunkt ihrer Produktion erreicht. Ein Besuch zur Ernte

Vibration statt Schilfstangen: So läuft die moderne Mandelernte auf Mallorca ab

Auch die Ernte der Mandelbäume hat in diesem Hitzesommer früher begonnen als sonst. Und noch ist es auf der Plantage bei Consell glühend heiß. „Früher war das eine schweißtreibende, schwere Arbeit“, berichtet Aldo Castelli, Geschäftsführer der Cooperativa Camp Mallorquí. Auf der 33 Hektar großen Plantage sind die Mandeln den Sommer über an rund 10.000 vier Jahre alten Bäumen gereift. Sie wachsen in der Nähe des Sitzes der Kooperative im Gewerbegebiet von Consell. Mitarbeiter und Maschinen schälen, knacken, verpacken und verkaufen dort die Mandeln.

Erträglich ist die Ernte hier trotz der Hitze, weil die Arbeiter nicht mehr wie früher mit Schilfstangen an die Äste schlagen und keine Netze mehr im Einsatz sind. Heute nehmen gepolsterte Eisenarme den Stamm in den Griff. Danach klappen sich beidseitig Flügel um den Baum. Die Greifarme vibrieren, der Baum beginnt zu zittern, alle Mandeln fliegen hoch und landen auf dem Fächer, der wie ein umgedrehter Regenschirm wirkt. Das Ganze dauert gerade Mal zwei Minuten.

Die Mandeln kommen direkt in Big Bags, jeder von ihnen fasst 500 Kilogramm Mandeln mitsamt weicher und harter Schale. Am Ende des Tages können so an die zehn Tonnen zur Lagerhalle abtransportiert werden. Es ist die erste Ernte, bei der die noch jungen Mandelbäume den Höhepunkt ihrer Fruchtproduktion erreicht haben. Das heißt, sie liefern pro Hektar zwischen 800 und 1.100 Kilogramm geschälte Kerne.

Offensive gegen das Sterben der Mandelbäume auf Mallorca

Während im Hintergrund Baumstämme zittern und Mandeln durch die Luft fliegen, erklärt der Leiter der Kooperative, wie es zu der von der EU und der Balearen-Regierung subventionierten Plantage kam.

Der Besitzer verpachtete sein Land an die Kooperative, stellte die Erntemaschinen und verpflichtete sich zur Pflege der Felder. Die Kooperative übernahm die Anfangskosten und kam für die Jungpflanzen, die Bodenvorbereitung und den Aushub der Pflanzgruben auf. Im darauf folgenden Winter pflanzte die Kooperative die Sorten Marta, Vairo, Marinada und Soleta. Sie stammen von spanischen Baumschulen und gelten als resistent gegen Krankheiten. Die neuen Sorten sind Teil einer Offensive gegen das Sterben der alten Mandelbäume auf der Insel, die unter ihrem Alter und dem Befall des Xylella-Bakteriums leiden. Die neuen Sorten hatten bereits zuvor bewiesen, dass sie mit der Inselerde zurechtkommen.

Zum Anpflanzen von Mandelbäumen: Finca-Besitzer gesucht

„Wir suchen Fincabesitzer, die uns ihre Felder verpachten“, sagt Castelli. Damit die Plantage rentabel wird, müssen mindestens acht Hektar Land zur Verfügung stehen. „Am günstigsten ist es, wenn es dort Wasser gibt“, sagt er. Eigentümer, die ihr Land verkaufen wollen, hätten manchmal Sorge, dass sich die Verpachtung des Landes beim Verkauf negativ auswirken könnte. Der Menorquiner meint jedoch, dass sich bewirtschaftetes Land mit einer Aussicht auf künftige Einnahmen besser verkaufen lässt als verwildertes. Denn die Kooperative zahlt dem Besitzer neben den benötigten Investitionen und der Pacht zehn bis 15 Prozent der Einnahmen aus der Ernte.

Geschäftsführer der Kooperative Camp Mallorquí in Consell: Aldo Castelli.

Bewirtschaftet wird mit der sogenannten „integrierten“ Produktion: Die Düngemittel werden dabei streng nach den Vorgaben des Landwirtschaftsministeriums verabreicht. Brutale Unkrautvernichter wie Roundup sind nicht genehmigt. Zwischen den Pflanzreihen liegt Mulch, also trockenes Gras, das nach dem Umpflügen zum Schutz des Bodens liegen gelassen wird.

Über den Wurzeln sind Rohre für die Tröpfchenbewässerung verlegt, auch die Kosten hierfür trug die Kooperative. Das Wasser stammt zu 80 Prozent aus einer Kläranlage, die Trinkwasser aus den Haushalten von Consell aufbereitet. Dass die niedrigen Bäumchen den Sommer über bestens mit Feuchtigkeit versorgt worden sind, ist an dem noch frischen Grün der Blätter zu sehen.

Marktpreis der Mandel bestimmen kalifornische Plantagenbesitzer

Nicht alle Mandelsorten sind gleichzeitig reif, jede Woche wird ein anderer Feldabschnitt abgeerntet. Zuvor hatten im März die verschiedenen Sorten in Wochenabständen nach und nach ihre Blüten geöffnet. Imker stellten zur Unterstützung der Bestäuber je einen Bienenstock pro Hektar auf die Plantage.

Den Marktpreis der Mandel bestimmen kalifornische Plantagenbesitzer durch ihre Dominanz auf dem Weltmarkt. Die Kalifornier liefern 80 Prozent der weltweit verzehrten Mandeln, nur ein Viertel davon verbleibt in den USA, der Rest wird exportiert. „Die kalifornische Mandel hat viele Probleme“ , sagt Castelli. Zu Wassermangel und Dürre kämen derzeit die Schwierigkeiten mit den Lieferketten und der für Exporte ungünstige Dollarkurs hinzu.G

Gütesiegel für Inselmandeln

Um die Inselmandel zu fördern, wurde 2019 das Gütesiegel „Ametlla de Mallorca IGP“ (Indicación Geográfica Protegida) ins Leben gerufen. Das Feld auf dem heute geerntet wird, ist beim Kontrollrat registriert, was bewirkt, dass der Preis für Mandeln mit Gütesiegel dieses Jahr pro Kilogramm 4,10 Euro beträgt. Jede Verpackung, jedes Mandeleis und jeder Mandelkuchen darf das Gütesiegel tragen. Für Mandeln ohne Gütesiegel werden nur 2,90 Euro bezahlt.

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Neben den Mandelplantagen befindet sich ein Feld, auf dem im Winter Johannisbrotbäume nach dem gleichen Modell wie die Mandelplantage angepflanzt werden sollen. Die Pflege und Ernte der beiden Sorten auf ein und demselben Feld ist hingegen nicht rentabel.

Die Kooperative experimentiert auch mit Mandelsorten, die ohne Wasser auskommen. Diese an Trockenheit gewohnten Bäume sind zwar wirtschaftlich uninteressant, doch sie könnten dazu beitragen, die traditionelle Insellandschaft in die Moderne zu holen.

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