Das Original des folgenden Textes stammt aus dem Buch "Les rondalles que l'Arxiduc no va publicar" von Caterina Valriu. Die Dozentin an der Balearen-Uni für katalanische Philologie hat Erzählungen untersucht und veröffentlicht, die Erzherzog Ludwig Salvator nicht in seine Märchensammlung von 1895 aufgenommen hatte (mehr dazu lesen Sie hier).

Dieses "neue alte Märchen" ist eine lokale Variante der Geschichte von der Hexe Joana, die Mallorcas großer Märchen-Sammler Antoni Maria Alcover Sureda in seinem momententalen Werk festgehalten hatte. Wer sie kennt, wird sofort die Unterschiede erkennen, allen voran: In der Fassung aus der Schuster-Hochburg Inca sind die Protagonisten natürlich Schuhmacher - und in den heißen Nächten der Inselmitte schläft es sich schlecht.

Die zwei Buckligen

Es war einmal ein buckliger Schuhmacher, dem war im Sommer sehr heiß. Und weil er wegen der Hitze in seinem Bett keinen Schlaf fand, legte er sich auf dem Dach auf ein Fell nieder.

Eines Nachts, um Punkt Mitternacht, hörte er so etwas wie ein Geräusch und öffnete die Augen. Da sah er zwei Hexenschwärme über das Dach hinwegfliegen. Sie sangen dabei ein Liedchen:

– „Montag, Dienstag, Mittwoch, drei.“

– „Donnerstag, Freitag, Samstag, sechs“, antwortete der andere Schwarm.

Und jede Nacht sangen sie dasselbe Lied. Aber dem Buckligen fiel auf, dass sie dabei stets den Sonntag ausließen, und er dachte bei sich:

– „Warum nennen sie nie den Sonntag, sieben? Ich selbst werde es sagen, in der ersten Nacht, in der ich sie wieder sehe.“

In einer Nacht, als der Schuhmacher noch wach war und seine Hexen vorbeiflogen, begann er zu lauschen, und sobald sie „Samstag, sechs“ sangen, sagte er laut und deutlich, damit sie ihn auch hören konnten:

– „Und Sonntag, sieben.

– „Da hat er recht“, sagte die älteste Hexe. „Und wie dieser Mensch recht hat. Seht uns nur an, wir nennen den Sonntag nicht. Meem, meem, flieg hinab zu diesem Dach und sieh nach, wer es ist, der uns diesen Gefallen getan hat, und ob wir auch etwas für ihn tun können.“

– „Oh, es ist ein Buckliger“, sagte eine der Hexen, die sich mehr aufgeregt hatte als die anderen.

– „Wirklich?“, sagte die älteste Hexe. „Dann werden wir den Buckel ein bisschen kneifen, damit er verschwindet. Dann wird dieser arme Mensch kein Buckliger mehr sein.“

Da kamen alle Hexen herbei und zwickten ihn. Als Letztes war die älteste Hexe an der Reihe, und sie sagte:

„Mit der Kraft von unserem Zauberbann seist du von nun an ein aufrechter Mann.“

Und der Schuster hatte keinen Buckel mehr. Am nächsten Morgen waren alle, die ihn sahen, erstaunt, und ein anderer Buckliger, der ein enger Freund von ihm war, sagte zu ihm: „Was hast du getan? Wieso hast du keinen Buckel mehr?

– „Ach, Söhnchen“, antwortete der Schuhmacher. „Das ist ein Geheimnis, und ich kann es dir nicht verraten.“

– „Sag’s mir, und ich werde zusehen, dass ich meinen Buckel auch loswerde.

Da erzählte ihm der Bucklige, der keiner mehr war, alles und ermahnte ihn, er solle es für sich behalten. Und der andere Bucklige, der immer noch einer war, fragte ihn, ob er ihm den Gefallen täte, ihn eine Nacht auf seinem Dach liegen zu lassen, damit die Hexen auch ihm seinen Buckel abnehmen würden.

Der Schuhmacher stimmte zu, und noch in derselben Nacht legte sich sein Freund auf das Dach und achtete darauf, ja nicht einzuschlafen und zu warten, bis die Hexen vorbeiflögen.

Um Punkt Mitternacht hörte er ein Geräusch, und die Hexen zogen vorbei und sagten:

– „Montag, Dienstag, Mittwoch, drei.“

– „Donnerstag, Freitag, Samstag, sechs.“

– „Und Sonntag, sieben“, antwortete die älteste Hexe.

Als der Bucklige „Sonntag, sieben“ hörte, wusste er nicht, was er sagen sollte. Da er aber irgendetwas sagen wollte, damit die Hexen ihn von seinem Buckel befreien würden, rief er plötzlich:

– „Und Montag, acht!

Als die Hexen das hörten, fingen sie an zu lachen, und die älteste von ihnen sagte:

– „Und wer behauptet jetzt so etwas? Wir haben den Montag bereits genannt. Meem, meem, wollen wir einmal nachsehen, wer es ist, der sich in Angelegenheiten einmischt, die ihn nichts angehen. Da scheint ein Mensch auf dem Dach zu liegen.“

– „Verpass ihm den Buckel, den wir dem anderen letzte Nacht abgenommen haben.“

– „Aber er hat schon einen Buckel“, sagte eine Hexe, die nahe genug herangekommen war, um ihn genau zu betrachten.

– „Dann verpasst ihm einen zweiten Buckel vorne“, sagte die älteste Hexe. „Dann wird ihm die Lust schon vergehen, uns zu ärgern.“

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Und so zauberten sie ihm einen weiteren Buckel. Und er, der schon die Bürde eines Buckels zu tragen hatte, musste nun zwei davon hinnehmen: einen vorne und einen hinten.

Aus dem mallorquinischen Original übersetzt von Brigitte Rohm.