Es war wohl nur eine Sekunde Unaufmerksamkeit, die ein Stück Geschichte Mallorcas vorerst zunichtegemacht hat: Am Samstag (17.9.) fuhr ein deutsches Rentnerpaar in Son Servera mit dem Auto gegen den Pfeiler eines historischen Aquädukts. Der Pont d’en Calet ist rund 200 Jahre alt und diente früher dazu, Wasser ins Dorf zu transportieren. Seit jeher schmückt er auf der Strecke von Manacor aus kommend die Einfahrt nach Son Servera.

So sah die Brücke Anfang des 20. Jahrhunderts aus. Gemeindearchiv Son Servera

Wie es zu dem Unfall kam, ist noch nicht klar. Medienberichten zufolge könnte der Fahrer am Steuer kurz eingeschlafen sein. Die beiden Insassen des Fahrzeugs wurden verletzt ins Krankenhaus nach Manacor gebracht.

Noch in der Nacht abgerissen

Die Gemeindearchitekten hatten derweil ganz andere Sorgen: den Schaden zu ermessen. Es stellte sich schnell heraus, dass der Aufprall dem alten Gemäuer stark zugesetzt hatte. Noch in der Nacht wurde das Wahrzeichen abgerissen. Die Zufahrt zum Dorf war stundenlang gesperrt. Seither klafft eine Lücke über der Straße.

Dabei soll es aber nicht bleiben: Schon Anfang der Woche kündigte die Gemeinde an, den pont wiederaufzubauen. Zur Beruhigung der Unfallfahrer: Es ist nicht das erste Mal, dass dies geschieht. Im Jahr 1893 wurde ein Teil der Pfeiler abmontiert, um die Straße zu verbreitern und die Brücke den Anforderungen der neuen Zeiten anzupassen. In den 1960er-Jahren raste dann ein Lkw gegen die Brücke, was ebenfalls eine Umgestaltung zur Folge hatte.

Plan seit 2017 vorhanden

Praktisch: Ein Plan zur Erneuerung des Bauwerks lag bereits seit 2017 in den Schubladen des Rathauses. Da aber die Finanzierung nicht gesichert war, wurde das Unterfangen nie in die Tat umgesetzt. Jetzt muss der fünf Jahre alte Plan aktualisiert werden. „Die Brücke wird sicherlich ein wenig breiter ausfallen, aber die ursprüngliche Ästhetik soll auf jeden Fall beibehalten werden“, heißt es im Rathaus über den Wiederaufbau. „Außerdem sollen so viele der nun abgebauten Bauteile wiederverwendet werden.“ Und da man schon dabei sei, wolle man nicht nur den sichtbaren Teil über der Straße, sondern auch den kompletten historischen Aquädukt wiederherstellen.

Die Denkmalschutzabteilung der Gemeinde beeilte sich zudem zu erklären, dass das Auto der beiden Deutschen nicht so sehr den historischen Teil des Pfeilers zerstört hatte, sondern eher den in den 1960er-Jahren eingesetzten Teil.

Gibt es Konsequenzen?

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Ob der Vorfall Konsequenzen für die beiden Rentner haben wird, ist derweil unklar. Eine MZ-Anfrage bei der Gemeinde und beim Inselrat, inwieweit den Deutschen rechtliche oder finanzielle Konsequenzen drohen, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.