Mallorca Zeitung

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Gestatten, Tramuntanasaurus: So sieht der Mallorca-Großvater der Dinosaurier aus

In der Gemeinde Banyalbufar haben Wissenschaftler die sehr gut erhaltenen Überreste eines Urzeit-Reptils gefunden

Die Tramuntanasaurier wurden rund 50 Zentimeter lang. ICP

Sensationeller Fund auf Mallorca: In der Serra de Tramuntana nahe Banyalbufar ist das sehr gut erhaltene Skelett einer Urzeit-Echse aufgetaucht, die noch älter ist als die ersten Dinosaurier. Bei der entdeckten Reptilienart, die Tramuntanasaurus tiai getauft wurde, handelt es sich um einen sogenannten Moradisaurus-Captorhyniden, eine Gruppe pflanzenfressender Reptilien.

Diese lebten nur im Perm, vor 299 bis 251 Millionen Jahren, und haben keine heutigen Vertreter, teilt das Institut Català de Paleontologia (ICP) der Universitat Autonoma de Barcelona mit. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule erforschen die neu entdeckte Art und haben einen Artikel verfasst, der am Donnerstag (22.6.) in der Fachzeitschrift Papers in Palaeontology erschienen ist.

Der Pflanzenfresser war etwa 50 Zentimeter lang

Demnach maß der Tramuntanasaurus tiai vom Kopf bis zum Schwanz etwa 50 Zentimeter, während andere Arten dieser Gruppe bis zu zwei Meter lang wurden. Moradisaurus-Captorhyniden gehören zu den bekanntesten pflanzenfressenden Vierfüßern des Perms. Sie lebten in äquatorialen und tropischen Breitengraden und waren möglicherweise toleranter gegenüber gelegentlichen Trockenperioden als andere Pflanzenfresser.

Die fossilen Überreste sind außerordentlich gut erhalten. "Das Tier ist fast vollständig, mit den verschiedenen Knochen in anatomischer Position, was für Fossilien aus dieser Zeit außergewöhnlich ist", erklärt Rafel Matamales, Kurator des Museu Balear de Ciències Naturals (MUCBO) und Erstautor des in der Zeitschrift Papers in Palaeontology veröffentlichten Forschungsartikels.

So sieht das Skelett des Tramuntanasaurus tiai aus. ICP

Beiname tiai ist eine Hommage an den Entdecker

Wie bei den übrigen Moradisauriern lassen sich im Kiefer mehrere Zahnreihen beobachten. "Wir haben festgestellt, dass die Tramuntanasaurier fünf Zahnreihen im Unter- und Oberkiefer hatten. Dies ermöglichte es ihnen, die Pflanzen, die sie fraßen, zu kauen und zu zerkleinern, bevor sie sie schluckten", erklärt der Matamales.

Der spezifische Beiname "tiai" des Tramuntanasaurus ist eine Hommage an Sebastià (Tià) Matamales, den Vater des Paläontologen, der das Skelett entdeckt hat. "Während der Feldarbeit sah mein Vater, der als Freiwilliger teilnahm, etwas aus dem Felsen ragen und fand es seltsam. Als wir es herauszogen, konnten wir die Kiefer und andere Knochen des Skeletts sehen", so der Paläontologe.

Mallorca war im Perm Teil von Pangäa

Während des Perm war Mallorca keine Insel, sondern gehörte zum Superkontinent Pangäa. Diese große Landmasse war halbmondförmig und erstreckte sich quasi vom Nordpol bis zum Südpol, wobei sie nahezu alle Kontinente der Erde umfasste. Mallorca befand sich an seinem östlichen Rand, relativ nahe am Meer. "Auch das Klima war ganz anders als heute", erklärt Josep Fortuny, vom Institut Català de Paleontologia, der ebenfalls an der Untersuchung beteiligt war. "Die Tramuntanasaurier lebten in einem tropischen Klima, in dem sich Trockenzeiten mit sehr regenreichen Jahreszeiten abwechselten", sagt der Forscher.

Die fossilen Überreste wurden in einer Landschaft mit großen mäandrierenden Flüssen und Überschwemmungsgebieten gefunden, konkret in in einem Tümpel, der in den trockensten Zeiten als Wasserstelle gedient haben könnte und Tiere aus der Umgebung anlockte. "Dies erklärt die Konzentration von Skeletten und Fußabdrücken in diesem Gebiet", sagt Eudald Mujal, Forscher am Naturkundemuseum Stuttgart und Mitarbeiter des ICP, der ebenfalls an den Untersuchungen beteiligt war.

Deutsche Urlauberin fand bereits 2002 ein Fossil nahe Banyalbufar

Bereits im Jahr 2002 hatte eine deutsche Urlauberin in der Gegend von Cala Gata, ebenfalls nahe Banyalbufar, ein 260 Millionen Jahre altes versteinertes Fossil gefunden. Wie erst 14 Jahre später herauskam, handelte es sich dabei anscheinend um den ersten Fund eines Captorhyniden in Südeuropa.  

Die Urlauberin entdeckte Zahnreihen und entschied sich, verbotenerweise, das Fundstück mit in ihre deutsche Heimat zu nehmen. Fünf Jahre später entschied die Familie, das Fossil vom Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität Bonn prüfen zu lassen. Dabei stellte sich dann der Befund heraus.

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