Ein Stück deutscher Fernsehgeschichte geht am Samstagabend (25.11.) zuende. Dann moderiert Thomas Gottschalk ab 20.15 Uhr zum letzten Mal im ZDF die Sendung, die wohl für immer mit seinem Namen verknüpft sein wird: "Wetten, dass...?". Bei dem XXL-TV-Format, das aus Offenburg gesendet wird, nehmen neben den Schaupielern Matthias Schweighöfer und Jan Josef Liefers auch die Mallorca-Residenten Bastian Schweinsteiger und Ana Ivanović teil. Musikalische Gäste sind unter anderem Cher, Take That und Helene Fischer.

Die Sendung wurde auch sechsmal in der Stierkampfarena von Palma aufgezeichnet. Ein Rückblick auf sechs Shows, die von Höhen und Tiefen geprägt haben.

1999 - der König von Mallorca wird gekürt

Die erste Show aus der Stierkampfarena in Palma brachte Thomas Gottschalk 1999 auf die Bildschirme. Ein großer Erfolg: Mehr als die Hälfte aller deutschen Fernsehzuschauer verfolgten damals auf dem heimischen Sofa, wie der Moderator vom Bandscheibenvorfall fit gespritzt Jürgen Drews zum „König von Mallorca" krönte (für die Erfindung dieser „supergeilen Marke" sei er dem Blondgelockten noch heute dankbar, bekannte der Schlagersänger einst).

Kritik kam damals nur von den Einheimischen: Anwohner beschwerten sich wegen des Lärms, und ein Grüppchen um den Krawall­clown Leo Bassi echauffierte sich, dass die Mallorquiner für die lange im Voraus ausverkaufte Arena keine Karten mehr bekamen - wo doch auch spanischsprachige Superstars wie Ricky Martin und Montserrat Caballé auftraten.

2007 - Henry Maske als Ballermann-Urlauber

Trotz des Erfolges kehrten Gottschalk und die Show erst 2007 nach Mallorca zurück - nicht zuletzt dank einer Kooperation mit der Fluggesellschaft Air Berlin, die so nicht nur ihre Flugzeuge, sondern auch die Stierkampfarena füllte. Wieder war der Moderator ganz in seinem Element, und selbst Boxer Henry Maske taute ob der sommerlichen Temperaturen sichtlich auf und zeigte an der Seite von Regina Halmich als „Ballermann-Tourist" verkleidet sein komödiantisches Talent.

Thomas Gottschalk bei der Sendung 2007. Archiv

2009 - Sendung entgleitet fast

Zwei Jahre später dann kehrte bereits eine gewisse Routine ein - unterbrochen von Blödelbarde Otto, der das Publikum hinter Gottschalks Rücken zu fast schon anarchisch anmutenden La-Ola-Wellen animierte. Die Sendung sei Gottschalk fast entglitten, fanden die einen. Die anderen hingegen liebten gerade diese Augenblicke, die „Spiegel Online"-Autor Christian Buß in einem Nachruf auf die Sendung als „Momente der radikalen Entfesselung" bezeichnete.

Gottschalk selbst machte diese „große Party" sichtlich Spaß, was nicht zuletzt beim sogenannten Warm-up offensichtlich war, jenen Minuten vor Beginn der Aufzeichnung, in denen der Moderator einen ganz unmittelbaren, weil kamera­losen Kontakt zum Publikum suchte.

Ein älterer Herr begutachtet junge Frauen: Familienfernsehen im Jahr 2009. Nele Bendgens

2010 - Tränen bei Ballack

Die WM stand vor der Tür, aber der Kapitän war wegen einer Knieverletzung nicht dabei. In der Stierkampfarena trocknete Gottschalk die Tränen von Michael Ballack. Auch ansonsten hatte die Sommerausgabe von „Wetten, dass.. ?" einen besonders sportlichen Anstrich. Der spanische Sänger David Bisbal sang gemeinsam mit dem somalisch-kanadischen Rapper K´naan den offiziellen Song der Weltmeisterschaft "Wavin´ Flag". Auch bei den Wetten war Körpereinsatz gefragt. Eine junge Frau schwang sich etwa trotz einer angebrochenen Rippe 30 mal einen schweren Traktorreifen wie einen Hula-Hup-Reifen um ihre Hüften.

Eindrucksvoll: Die Kanditatin mit dem Reifen 2010. Nele Bendgens

2011 - Abschied von Gottschalk

Zwar standen im Juni 2011 - nach dem Unfall von Wettkandidat Samuel Koch, den der Moderator zum Anlass für sein Ausscheiden aus der Sendung genommen hatte - noch drei weitere Ausgaben an, doch eigentlich war die Insel-Show die letzte große Gottschalk-Party. Der Altmeister drehte noch einmal auf, erfreute sich an einem beeindruckenden Auf­gebot schöner Frauen - Cameron Diaz, Jennifer López, Heidi Klum und natürlich Michelle Hunziker - und zeigte sich von seiner schlagfertigsten Seite.

Thomas Gottschalk bei der Sendung 2011. Nele Bendgens

2013 - Lanz setzt Sendung in den Arena-Sand

Für seinen Nachfolger Markus Lanz war der Mallorca-Auftritt im Juni 2013 dann die große Bewährungsprobe - die er, so die übereinstimmende Meinung im Anschluss, nahezu sprichwörtlich in den ­Arena-Sand setzte. Dabei hatte das ZDF mal wieder an nichts gespart (nach langen Jahren der Geheimniskrämerei hat ZDF-Intendant Thomas Bellut nun erklärt, dass die „teureren Sendungen" bis zu 2,5 Millionen Euro gekostet haben), war mit einem Lkw-Tross und 300 Mitarbeitern angereist und hatte wie immer einen Pool in den Boden des coliseo gegraben. Dass einige der Star-Gäste in letzter Minute abgesagt hatten, dafür konnte Lanz nichts - viel schlimmer war, dass er nicht mit dem Publikum konnte.

Kein Feeling mit dem Publikum: Markus Lanz 2013. dpa

Der Moderator konzentrierte sich krampfhaft auf die Kameras und nicht auf die gut 9.000 Gäste vor Ort, die von Gottschalk anderes gewöhnt waren. Doch auch die Fokussierung auf die Massen vor den Bildschirmen ging schief, Lanz verlor streckenweise die Nerven und angesichts der Aneinanderreihung von Peinlichkeiten wie Stefan Raabs Duschkopf, der Limbo-Wette und dem Auftritt der Geissens zappte sich das Fernsehpublikum davon. Mit 6,74 Millionen Zuschauern brach die Sendung den Minusrekord in Sachen Einschaltquoten. Womit sich auch der immer so gelobte Werbe­effekt für die Insel in Grenzen hielt.

"Wetten, dass..?" auf Mallorca: La-Ola-Welle

"Wetten, dass..?" auf Mallorca: La-Ola-Welle

2022 - Comeback-Absage

Im November 2022 äußerte sich Thomas Gottschalk in der Zeitschrift "Hörzu" zu der Frage, inwieweit noch eine Abschlusssendung auf Mallorca möglich sei. Seine Antwort fiel ernüchternd für jene aus, die auf ein Stierkampfarena-Comeback gehofft hatten: "Das war zwar immer ein Gesprächsthema", erklärte der damals 72-Jährige. "Aber von der Einschaltquote her letztlich enttäuschend. In der Erinnerung der ZDF-Zuschauer ist die Sommerausgabe darüber hinaus untrennbar mit der Stierkampfarena auf Mallorca verbunden. Dieses Bauwerk ist inzwischen allerdings baufällig und würde so eine große Veranstaltung gar nicht mehr überleben."