Mallorca Zeitung

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Deutsche fürchten um das Ende ihrer Ruhe, wenn die Ortsumgehung von S'Alqueria Blanca auf Mallorca gebaut wird

Zwei Paare leben direkt an der geplanten Trasse der zweispurigen Straße, die im Osten um das Dorf herumführen soll

Sind nicht begeistert von der geplanten Ortsumgehung (v. l.): Susanne Meyer, Ilse Kruhne, Bernd Meyer, Axel Kruhne (Namen geändert). Nele Bendgens

Es sind nicht alles Milliardäre, die sich im Umland von S’Alqueria Blanca ein Häuschen geleistet haben. Es gibt auch viele andere Ausländer, die sich einen Ruhesitz in einer bisher stillen Umgebung eingerichtet haben. Doch zwei deutsche Paare haben nun große Bedenken, dass es mit dieser Ruhe in absehbarer Zeit vorbei sein könnte.

Die Meyers und die Kruhnes (sie wollen ihre wirklichen Namen nicht in der Zeitung lesen) sind Nachbarn, leben rund einen Kilometer südlich des Ortskerns von S’Alqueria Blanca am Rande des Naturschutzgebiets Mondragó. Nun soll die Umgehungsstraße für den Ort, die nach jahrzehntelanger Grob- und Feinplanung bald gebaut werden soll, unmittelbar an ihren Grundstücksgrenzen vorbeiführen.

600 Unterschriften gesammelt

Seit 1984 spricht man schon über diese Umgehungsstraße“, erklärt Ilse Kruhne beim MZ-Besuch auf der Finca der Meyers. Und seit acht Jahren werde mehr oder weniger konkret geplant. Die Kruhnes sind zum Treffen dazugekommen. Sie haben bereits vor einiger Zeit 600 Unterschriften gegen die Straße gesammelt, auch einen Anwalt haben sie sich gemeinsam genommen, um besseren Einblick in die Planungen des Inselrats von Mallorca zu bekommen.

Klar ist inzwischen zumindest die Trasse der Ortsumgehung, die – wie Bernd Meyer auf einer Karte zeigt – direkt an den Grundstücken der deutschen Paare vorbeiführt. Im Falle der Meyers nicht ganz so dramatisch, weil das Haus ein Stück von der künftigen Trassenführung entfernt liegt, doch bei den Kruhnes sollen die Autos, Laster und Busse in Zukunft quasi direkt an der Einfahrt vorbeirauschen.

Die Karte mit den unterschiedlichen Alternativen der Ortsumgehung. Nele Bendgens

Für die beiden Paare, die jeweils rund die Hälfte des Jahres auf der Insel und in Deutschland verbringen, unverständlich: Warum die Trasse der Ortsumgehung so weit außerhalb des Ortes verlaufen und damit eine „wertvolle Kulturlandschaft“ zerschneiden muss, wie Bernd Meyer sagt. Die jetzt geplante Trasse habe mit einer Ortsumgehung wenig zu tun, weil ein ganzes Stück entfernt vom Ortskern entlangführe.

Es gibt eine Vermutung, warum die Straße nun so dicht an ihrem Grundstück vorbeiführen soll. Zwar habe es beim Mobilitätsdezernat des Inselrats, mit dem die Kruhnes schon zusammengesessen waren, geheißen, es seien politische Gründe, die nun für die endgültige Trassenführung verantwortlich seien. Aber die Deutschen haben einen konkreten Verdacht: Es gebe da eine gewisse María, die ein benachbartes Grundstück besitze, auf dem lediglich ein paar Bäume stehen und ab und an Schafe weiden.

Noch ist unklar, wann die Bagger anrücken

Um dieses Grundstück nicht zu zerteilen, habe man die Trasse ganz nah an ihren Häusern vorbeigeführt, vermuten die Meyers und die Kruhnes. Denn María soll der Gemeinde ein Stück Land vermacht haben, auf dem später das Seniorenheim von S’Alqueria Blanca gebaut wurde. Als einzige Bedingung soll die Frau verfügt haben, dass ihr Grundstück für eine eventuelle Ortsumgehung nicht zerschnitten werden darf.

Indes ist noch unklar, wann die Bauarbeiten für die Straße beginnen sollen. Während die deutschen Anwohner davon ausgehen, dass spätestens in eineinhalb Jahren die Bagger anrücken, heißt es von der Ortsvorsteherin Alicia García, dass man zumindest versuchen wolle, noch in dieser Legislaturperiode zu beginnen. Und in der Dorfbar Bar Nou sagt Wirt José, dass er nicht glaube, dass er den Baubeginn der Straße noch erlebe.

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