Mallorca Zeitung

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In dieser Villa mit bewegter Geschichte eröffnet ein exklusiver Privatclub auf Mallorca

In der Villa Dalia im Viertel El Terreno entsteht ein Raum, der Kunst und Business verbindet – und der nicht jeden hereinlässt

Die Villa Dalia in El Terreno. Nele Bendgens

Es gibt Gebäude mit einer solch bewegten Biografie, dass man vermutlich gleich mehrere Bücher darüber schreiben könnte. So etwa der Stadtpalast in der Avinguda Joan Miró, 77, der im Jahr 1923 von einem mächtigen Unternehmer gebaut wurde, weil er die Tochter seines besten Freundes geschwängert hatte. Das Kind wurde nie anerkannt, wuchs aber durchaus luxuriös auf. Später ging das Haus an die deutsche evangelische Gemeinde auf der Insel. In den Jahren bis zur Pandemie fungierte es als stadtbekanntes Bordell.

Nun, gut hundert Jahre nach dem Bau, will der aus Asturien stammende Unternehmer Pablo Pantiga dem eindrucksvollen Gebäude neues Leben einhauchen. Strategisch günstig im Herzen des aufstrebenden Viertels El Terreno gelegen, eröffnet hier in der frisch umbenannten Villa Dalia ein Privatclub, der Business mit Kunst, Philanthropie und Gastronomie verbindet. Der Name des Clubs basiert auf der Legende, dass man Dahlien verschenkt, um bei Untreue um Vergebung zu bitten. Es ist quasi die Abbitte für die Sünden, die in dem Haus in der Vergangenheit begangen wurden.

Der Clubgründer und Galerist Pablo Pantiga hat in der Villa viel Kunst untergebracht. Nele Bendgens

Es ist nach dem exklusiven und kosmopolitischen Làlia an der Plaça Santa Eulàlia bereits der zweite Privatclub, der in jüngster Zeit in Palma eröffnet. Beim Besuch tüfteln Handwerker noch an den letzten Details. Im Hof hinter dem gusseisernen Tor, das den Club von der Straße trennt, stehen Lieferwagen. Ab Freitag (22.3.), wenn die Villa Dalia mit einer großen Party ihr Opening feiert, soll dieser Bereich nicht mehr befahrbar sein. Denn während der Zutritt zum Haus in der Regel nur für Mitglieder und maximal zwei Gäste reserviert ist, will sich der Club im Hof dem Viertel öffnen. In einer ehemaligen Garage des Gebäudes wird eine kleine Bäckerei eingerichtet. Wer mag, kann hier vorbeikommen und sich zum kleinen Snack auf die Tische und Bänke setzen.

Labyrinth voller Kontraste

Im Haus selbst tritt man in eine Art Labyrinth voller Kontraste. Die Fliesen, die Wandverzierungen, die Türen und Fenster – alles wirkt so, als sei man ins Jahr 1923 zurückgereist. „Wir haben hier nicht renoviert, wir haben restauriert“, erklärt der Clubgründer. Allein die Wiederherstellung der Fensterläden sei ein monatelanger Prozess gewesen. Der historische Kern des Gebäudes kontrastiert mit den in den zahlreichen Konferenz- und Freizeiträumen oder im Restaurantbereich im Garten platzierten Kunst. Teilweise bunt und laut, wie etwa die Skulpturen von Felipao, aber auch zurückhaltend wie die Hängeskulptur im Treppenhaus von Cindy Amoroso, ist man hier in jeder Ecke von Ausdrücken bildender Kreativität umgeben. Zwei Räume im zweiten Stockwerk sind sogar ganz der Kunst gewidmet. Den Auftakt macht hier eine Installation von Isabelle Fournet, bei der man sich durch gläserne Tränen bewegt.

Die Villa Dalia in El Terreno. |

Der künstlerische Fokus kommt nicht von ungefähr. Außer in anderen Geschäftsfeldern ist Pantiga auch als Galerist auf der Insel aktiv, betreibt gleich drei Dependancen der Neutro Art Gallery. In gewisser Weise ist die Villa Dalia die vierte Filiale. Alle hier gezeigten Werke – sie stammen mehrheitlich von Künstlern, die noch nie auf Mallorca ausgestellt haben – stehen auch zum Verkauf. Wer nicht Clubmitglied ist und sich dennoch die vierteljährlich wechselnden Ausstellungen anschauen möchte, kann dafür einen Termin ausmachen.

So wird man Mitglied

Leichter haben es jene, die den Bewerbungsprozess überstanden haben. Mitglieder dürfen neue Mitglieder vorschlagen. Wer noch nicht über entsprechende Connections verfügt – etwa weil er neu auf der Insel ist – kann sich auch über ein Formular auf der Website bewerben. Pablo Pantiga hält sich ein wenig bedeckt, nach welchen Kriterien die Bewerber angenommen werden, betont aber, dass man nicht nach Alter, politischer Affinität oder persönlichem Vermögen aussiebe. Mit 180 Euro monatlich sei der günstigste Mitgliedsbeitrag so gewählt, dass das Konto keine potenziellen Interessenten abhalte, so der Clubgründer.

An die Regeln halten müsse sich sowieso jeder, wobei diese eher Richtlinien für ein respektvolles Beisammensein zu sein scheinen. „Wir wollen Konflikte vermeiden und vermeiden es etwa, über potenziell polemische Themen wie Politik, Religion oder Fußball zu sprechen.“ Es gehe darum, Menschen zusammenzubringen – auch durch ein abwechslungsreiches Kulturprogramm, sagt Pantiga. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, könne man sich auch in einen Konferenzraum zurückziehen und über Geschäftliches sprechen. Oder die Treppe zum hauseigenen Turm hinaufsteigen. Dort stehen Sessel und ein kleiner Tisch. Es fällt nicht schwer, sich die Damen und Herren hier mit einem Drink in der Hand vorzustellen.

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