Mallorca Zeitung

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Songs aus dem Pool-Office: Warum Frank Popp lieber auf Mallorca Musik macht als in Berlin

Frank Popp erzielte 2003 eher zufällig einen Chart-Hit und wäre nach Willen des Labels am Ballermann gelandet. Seit zwei Jahren lebt er auf Mallorca – und hat die Ruhe weg. Am Samstag (13.4.) legt er in Manacor als DJ auf

Frank Popp auf den Promo-Bildern zu seinem Album „Shifting“, das er auf Mallorca aufgenommen hat. NORA MEYER-VOLLAND

Mallorca ist nicht der naheliegendste Ort, an den man hinzieht, wenn man in der Kulturindustrie arbeitet. Und Sa Ràpita – immerhin 45 Autominuten von Palma entfernt – wahrscheinlich noch viel weniger. Ein bekannter mallorquinischer Tenor lebte zumindest eine Zeit lang hier in der Gegend, aber ansonsten dürfte Frank Popp damit eher allein stehen. Beschweren will er sich nicht, der Tausendsassa, der im Mai 2022 endgültig den Schritt von Berlin in den Küstenort gewagt hat, auch wenn er sagt: „Es könnte schon ein paar mehr Konzerte auf Mallorca geben.“

Wenn man wollte, könnte man Frank Popp als One-Hit-Wonder bezeichnen. Aber das würde voraussetzen, dass er es jemals darauf angelegt hat, überhaupt Hits zu haben. Anders gesagt: Anfang der Nullerjahre führte eine Reihe von Ereignissen dazu, dass der von ihm aus Samples zusammengebaute und mit der Sängerin Sam Leigh-Brown eingesungene Song „Hip Teens Don’t Wear Blue Jeans“ zu einem Radio-Hit in Deutschland wurde. Der Song erklang in einer Werbung eines Getränkeherstellers, ein Comedian verwendete ihn als Titelmelodie für seine Fernsehsendung.

Songs aus dem Pool-Office Patrick Schirmer Sastre

Gedrängt, am Ballermann aufzutreten

Schon damals hätte es ihn fast auf die Insel verschlagen, erzählt der 50-Jährige beim MZ-Interview in Palma. Er sei gedrängt worden, mit seinem Frank Popp Ensemble am Ballermann aufzutreten. Aber er lehnte ab. „Die Sendung ‚Top of the Pops‘ habe ich zweimal gemacht, aber das war dann zu viel.“ Wie er dasitzt, im schwarzen T-Shirt der australischen 70er-Jahre-Punkband The Saints, kann man ihn sich auch schwer vorstellen inmitten von Isi Glücks und Peter Wackels vor einem besoffenen Publikum in Neon-Leibchen. „Ich habe immer versucht, den Song in die coole Ecke zu retten, was mir erst im Nachhinein gelungen ist, glaube ich.“ Was er damit meint: Viele Leute konnten das Lied damals nicht mehr hören. Heute kämen sie wieder auf ihn zu, um ihm zu sagen, dass der Song tatsächlich immer noch gut sei.

Auf die Musikkarriere angewiesen ist er ohnehin nicht. Popp betont, dass er – abgesehen von einer kurzen Zeit vor der Pandemie – nie eine Festanstellung gehabt hatte. Er ist studierter Grafikdesigner, ein Beruf, dem er immer noch nachgeht. Zudem hat er sich schon früh als DJ in verschiedenen Musikrichtungen ausprobiert. In der Düsseldorfer Heimat legte er House-Musik im Ratinger Hof auf, später Sixties-Musik im Unique Club. Von der Insel aus arbeitet er für einen Konzertveranstalter in Berlin. Aber er macht auch weiter Musik.

Album auf Mallorca aufgenommen

Vergangenes Jahr erschien das Album „Shifting“, das fünfte des Frank Popp Ensembles und das erste, das er komplett auf der Insel geschrieben und produziert hat. Darauf zu hören: soulig-psychedelischer 60er-Jahre-Pop. Das Album war kein Riesenhit, erhielt aber sehr positive Rezensionen. Es war auch das erste Album, auf dem Popp selbst als Sänger zu hören ist. Wie bei den anderen Alben, arbeitete er auch hier mit Sängern zusammen, die er persönlich kannte. Viele von ihnen verbrachten mit ihm ein paar Tage auf der Insel, nahmen die Songs bei ihm zu Hause auf. Manchmal hat die Insellage auch Standortvorteile.

Und es scheint, dass die Kreativität nicht nachgelassen hat. Er arbeite schon an einem nächsten Album, erzählt er. Diesmal habe er die Suche nach Sängern ausgeweitet. Ein weltbekannter Musiker habe sich zu einer Zusammenarbeit bereiterklärt. Wer das ist, wird noch nicht verraten.

Musiker von der Insel

Popp hat aber seine Fühler auch auf der Insel ausgestreckt. Zwei Musiker der Band The Wheels, die vor einigen Jahren mit ihrer Sixties-inspirierten Musik für Furore sorgte, kommen hin und wieder vorbei, um Gitarre und Klavier für die neuen Songs aufzunehmen. Ansonsten werden aber auch bei diesem Album die Samples dominieren. „Musikalisch wird dieses Album souliger als das vorherige. Und ich bin gerade in einer Disco-Phase“, verrät Frank Popp.

Auf der Insel hat er sich noch zurückgehalten mit öffentlichen Auftritten. Eine Gelegenheit ergibt sich am Samstag (13.4.). Dort legt Popp bei der zweiten Ausgabe des „Happy Bonkers Fest“ in Can Lliro in Manacor auf (siehe Kasten). Mit den Mitgliedern der Band Big Boss Man, dem Hauptact bei dem Festival, ist er seit Jahren bekannt. „Wenn sich die Gelegenheit ergibt, mache ich das gerne, aber ich strebe keine Karriere als DJ auf der Insel an.“

Am Samstag (13.4.) findet die zweite Ausgabe des „Happy Bonkers Fest“ in der Bar Can Lliro (Carrer. Joan Lliteres, 42) in Manacor statt. Headliner sind dieses Jahr die britischen Hammond-Funk- Veteranen Big Boss Man. Ebenfalls mit dabei: die mallorquinische Garagen- rock-BandsThe Big Break und Los Ritmos Salvajes. DJ an dem Abend ist Frank Popp. Karten: 15 Euro bei ticketib.com und 18 Euro an der Abendkasse.

Keine Lust auf Stadt

Er genieße die Ruhe, die er jetzt habe, nach den vielen Jahren in Berlin, wo er seit 2009 bis zu seinem Umzug nach Mallorca lebte. „Ich wollte schon immer ans Meer ziehen.“ Er hat zwei Hunde, die könnten dort rumlaufen. „Auf Großstadt habe ich keine Lust mehr.“ Dass so viele Deutsche dort leben, erschwere ein wenig das mit dem Spanischlernen, erklärt er. Aber er bleibe dran. Und manchmal fährt er dann eben doch nach Palma. Er wolle noch im Vintage-Laden vorbeischauen, sagt er nach dem Interview. Ein bisschen Stadtleben tut dann doch immer noch gut.

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