Mallorca Zeitung

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Wer soll das Alkoholverbot durchsetzen? Der Playa de Palma gehen die Polizisten aus

Palmas Ortspolizisten demonstrieren gegen einen Personalmangel. Dabei dürfte es bald noch mehr Arbeit geben

Mateu Terrassa (links) vertritt die Ortspolizisten in der Gewerkschaft UGT. | FOTO: DM

Palmas Ortspolizei geht auf dem Zahnfleisch. Bestes Beispiel: Vor zwei Wochen prügelten sich Urlauber mit einer Streife an der Playa de Palma. Die Beamten sind bis heute krankgeschrieben. In jener Nacht waren es die einzigen Polizisten, die für die deutsche Urlauberhochburg eingeteilt waren. Im Mai wohlgemerkt, einem der Monate mit dem meisten Rambazamba am Ballermann. Es sind Probleme wie diese, die Mateu Terrassa immer wieder anprangert. Er vertritt die Ortspolizei bei der Gewerkschaft UGT und organisierte in der vergangenen Woche eine Demonstration vor dem Rathaus.

„Seit 15 Jahren arbeiten wir nach den gleichen Vorgaben. Dabei haben sich die Zeiten geändert“, sagt Terrassa. „Es gibt mehr Urlauber, mehr Bewohner, eine höhere Kriminalität. Wir brauchen einen Plan, um damit umzugehen.“ Und der müsse alle Aspekte und Viertel abdecken. Denn zuletzt lag der Fokus vor allem auf der Playa de Palma, wo weiter niemand eine Ahnung hat, wie das neue Alkoholverbot auf der offenen Straße genau umzusetzen ist.

778 Polizisten zählt Palmas Ortspolizei derzeit. Das sind 123 weniger als noch vor zehn Jahren. Tendenz stark fallend. Denn in den kommenden acht Jahren gehen an die 500 Polizisten in Rente. Wirklich vorbereitet sei die Stadt Palma darauf nicht, so der Gewerkschafter. Das Rathaus habe zwar zugesichert, die Belegschaft aufzustocken. Die Ausbildung der Polizisten brauche jedoch ihre Zeit.

Das verdienen die Polizisten auf Mallorca

Am mangelnden Interesse der Polizisten, in Palma arbeiten zu wollen, scheitert es nicht. „In den größeren Städten wie Manacor, Inca oder eben Palma gibt es für uns zwar mehr zu tun, dafür ist die Bezahlung aber deutlich besser“, sagt Terrassa. Um die 1.800 Euro verdient ein Neuling als Ortspolizist in Palma. Auf den Dörfern sind es zwischen 1.200 und 1.400 Euro. Was in deutschen Ohren nach wenig klingt, ist auf der Insel solider Durchschnitt. „Besonders unbeliebt sind Formentera und Ibiza. Dort ist das Gehalt schlecht und geht größtenteils für die Wohnung drauf“, sagt Terrassa.

Dass die Polizisten so früh in Rente gehen, ist einer Gesetzesänderung von vor drei Jahren geschuldet, die einen vorzeitigen Renteneintritt mit 59 Jahren ermöglicht. Das gilt unter anderem auch für Minenarbeiter, Feuerwehrleute oder Toreros. „Zu den Beamten, die wegen des Ruhestands ausscheiden, kommen noch viele Ausfälle wegen Krankheit und Verletzungen hinzu“, sagt Terrassa.

Nicht nur auf den Ballermann aufpassen

Angesichts des Personalmangels sei es zunehmend schwierig, alle Aufgaben zu erfüllen. „Wenn man alle Streifen an die Playa de Palma schickt, bleiben andere Stadtviertel unbewacht. Vor 25 Jahren war Palmas Zentrum leer und die Nacht ruhig. Das ist heute nicht mehr der Fall“, sagt Terrassa. Die Ortspolizei bekomme zwar Unterstützung von der Nationalpolizei, das reiche aber nicht aus. „Die sind ähnlich schlecht wie wir besetzt. Jeden Tag rufen sie uns an und bitten um Verstärkung. Da antworten wir nur: Wem erzählt ihr das?“ Acht bis neun Personen nehmen die Ortspolizisten in Palma derzeit durchschnittlich pro Tag fest. Aufs Jahr gesehen sind die Festnahmen um 175 Prozent gestiegen. „Die Leute haben einfach keinen Respekt mehr vor der Polizei“, klagt Mateu Terrassa.

Mit dem neuen Alkoholverbot dürfte der Arbeitsumfang noch zunehmen. Theoretisch zumindest ist die Gesetzesänderung bereits vor anderthalb Wochen in Kraft getreten. „Praktisch gibt es aber meist eine Einspruchszeit, in der noch kleine Änderungen möglich sind“, sagt der Polizist. Diese betrage in der Regel einen Monat. Bislang habe auch noch niemand dem Polizeichef mitgeteilt, wie die neuen Vorschriften umzusetzen sind. „Meist werden uns dann Prioritäten genannt und wir haben einen gewissen Spielraum“, sagt Terrassa und vergleicht es mit Verkehrsdelikten. So würde es manchmal länger dauern, einen Autofahrer, der in zweiter Reihe geparkt hat, einen Strafzettel mitzugeben, als ihn einfach ziehen zu lassen. „Präsenz zeigen reicht in den meisten Fällen aus. Wenn wir alle kleinen Verstöße bestrafen würden, würden wir kaum zehn Schritte weg von der Wache schaffen, ohne auf den ersten zu treffen.“

Ähnlich wird die Polizei dann wohl auch mit dem Alkoholverbot umgehen. Sprich, wer in Ruhe am Strand sein Bier trinkt und sich nicht danebenbenimmt, wird eher kein Bußgeld bekommen. „Es hängt auch davon ab, wer einen erwischt. Die Nationalpolizei ist meist strenger und bringt alle Verstöße zur Anzeige“, meint Terrassa. So würden die Nationalpolizisten auch auf den spanischen Bußgeldkatalog zurückgreifen, der tendenziell etwas teurer ausfällt als die Knöllchen der Stadtverordnung, auf die die Ortspolizisten schauen.

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