Eigentlich haben Tapas auf Mallorca ja nichts zu suchen – die kleinen Leckereien sind ursprünglich auf dem Festland zu Hause. Beliebt sind sie trotzdem. 2005 wurde vom Restaurantverband „Associació Empresarial de Restauració" die „TaPalma" ins Leben gerufen. Damaliger Austragungsort: das Pueblo Español in Palma. 2005 und 2006 wurde das Areal von den Tapas-Fans beinahe überrannt. Die gute Stimmung unter den Gästen stand im leichten Gegensatz zu den Schwierigkeiten, die einige Lokale mit der Logistik hatten. Es gab zu wenige Wasserstellen und Kochmöglichkeiten. Viele kleinere Restaurants mit wenig Personal mussten an den betreffenden Tagen schließen.

So wurde eine andere Lösung gesucht – und schließlich auch gefunden. Seit 2007 findet die „TaPalma" sozusagen „vor Ort" statt. Die beteiligten Lokale – in jedem Jahr werden es mehr – öffnen nun ihre eigenen Räumlichkeiten für die Festbesucher, und in eingeschränktem Maße kann auch das Tagesgeschäft weitergehen. Nicht zu unterschätzender Vorteil: Die Besucher lernen so auch die Lokale selbst kennen. Eine gute Werbung für die Teilnehmer.

In diesem Jahr sind es 54 Lokale, die vom 7. bis zum 11. Oktober auf Tapas-Fans warten. Man zahlt jeweils 1,50 bis 2 Euro für eine Tapa beziehungsweise für ein kleines Bier oder einen Wein. Es gibt überall mindestens zwei verschiedene Tapas. Die Lokale sind aufgeteilt in vier Routen: Zentrum, Santa Catalina, Lonja und Plaça d´Espanya, sowie einige Lokale, die etwas außerhalb liegen, nichtsdestotrotz aber einen Abstecher wert sind.

Mit Tapas, so wie man sie klassischerweise kennt, hat das Angebot jedoch weniger zu tun, nörgeln die Puristen, die sich nach traditionellen albóndigas, ensaladilla rusa, boquerones oder Sherry-Nierchen sehnen. Aufgeschlossene Genießer jedoch freuen sich, denn das, was die Besucher an den fünf Tagen probieren werden, sind kreative kleine Köstlichkeiten, oft Mini-Versionen elaborierter Gerichte.

Im vergangenen Jahr verzehrten knapp 50.000 Besucher exakt 138.216 Tapa-Portionen. Für dieses Jahr erhofft man sich nicht nur gutes Wetter, sondern auch eine noch höhere Beteiligung. „Was man spürt, ist, dass die Restaurantbesitzer nicht nur einfach mitmachen wollen, sondern sie wetteifern auch um den Preis, den wir vergeben", erzählt Pilar Carbonell, die Präsidentin des Restaurantverbands. „Es sind diesmal besonders außergewöhnliche Tapas dabei."

Die Mühe lohnt sich. Denn wie in jedem Jahr werden von einer mit Gastro-Profis besetzten Jury die drei besten Tapas mit einer Gold-, Silber- und Bronze-Trophäe honoriert. Die Gewinner erhalten eine Plakette für ihr Lokal. Der Sieger darf im November an einem nationalen Tapas-Wettbewerb in Valladolid teilnehmen. Außerdem findet eine Abstimmung unter den Gästen statt: Wer mindestens in sechs Lokalen Tapas probiert hat und dies mit einem Stempel des Lokals im sogenannten „Tapassaport" nachweisen kann, darf teilnehmen. „Dies garantiert, dass eine Mindestanzahl Tapas probiert wurde, um ein korrektes Urteil abgeben zu können", meint Eduardo Suárez del Real, Geschäftsführer des Verbands. Preise gibt es auch für die Teilnehmer. Als Hauptgewinn winkt dem „TaPalma"-Besucher eine Reise nach Gran Canaria oder Teneriffa.

Die MZ hat in einigen der an der „TaPalma" teilnehmenden Restaurants schon einmal vorbeigeschaut und sieben Tapas zusammengestellt.

Pop-Stars im Schatten der Kirche

Im Ambigú (Route Zentrum, C/. Carnisseria, 1), direkt hinter der Kirche Santa Eulàlia gelegen, wird die moderne Adaption eines Traditionsgerichts serviert: Der „Pop Star" ist eine witzige Variation des pulpo a la gallega (Tintenfisch im galicischen Stil). Cristobal Rodríguez (29), seit einem Jahr Besitzer und leidenschaftlicher Koch des Ambigú: „Essen muss schmecken und Spaß machen – so wie mir das Kochen. Ich kreiere ständig neue Tapas für mein Lokal." Auch seine mit Banane, Sobrassada und Foie gefüllten Zucchini-Röllchen sind sehens- und essenswert.

Schmorfleisch mit Gamba-Hütchen

Gute Chancen auf einen Preis dürfte Enrique „Kiki" Evazo (32) haben, zum ersten Mal bei der „TaPalma" dabei. Die beiden Tapas, die der argentinische Chefkoch mit baskischen Wurzeln vom Digui Taller de Tapas (Route Pl. d´Espanya, Avda. Comte de Sallent, 17) zaubert, sind ein Genuss. Für das „Criollito" beispielsweise wird Rindfleisch in Milch mit viel Knoblauch bei kleiner Flamme geschmort. Das zarte Fleisch wird dann mit einem Gamba-Carpaccio umhüllt, mit cremiger Knoblauchsauce und Ramellets-Tomatenkonfitüre sowie mit Sobrassada ergänzt. Köstlich!

Jakobsmuschel im Fusion-Look

Auf der Santa-Catalina-Route liegt das Picasso (Plaça Progreso, 9). Der für gute Sushis und Fusion-Küche bekannte Chef Michael Reljic (40), der sich auch mit dem Catering großer Events (beispielsweise die Aftershow-Party von „Wetten, dass ..?") einen Namen gemacht hat, offeriert eine in Soja und Sesamöl gebratene Jakobsmuschel auf Schokoladenbrot, bestreut mit Zitrus-Salzflocken. Dazu gibt es noch acht andere Tapas. Als Special bietet er eine Verlosung. Für ein 1-Euro-Los hat kann der Besucher Gemälde und Verzehrgutscheine gewinnen.

Fosh kreiert Llampuga-Tapa

Einen Kochstar findet man auch bei der „TaPalma": den Briten Marc Fosh (47) in seiner Tasca Blanquerna, ehemals Fosh Food (Route Pl. d´Espanya, C/. Blanquerna, 6). Der MZ-Kolumnist serviert u.a. ein Stück Goldmakrele (Llampuga) in einer Marinade aus Flor de Sal und Zucker. Dazu gibt es etwas gelbe Gazpacho-Gelatine und mallorquinisches Olivenöl. Für die „TaPalma"-Gäste sind die Terrasse und der vordere Restaurant-Teil reserviert. Llampuga wird auch das Thema einer seiner nächsten MZ-Kolumnen sein.

Tapas-Flut beim Schweden

Im Lonja-Viertel finden wir das Wineing des Schweden Mikael Appelquist (C/. Apuntadores, 24), bekannt für seine große offene Weinauswahl. Bei Appelquist (dem übrigens auch das La Paloma in derselben Gasse gehört) gibt es nicht nur die in der „TaPalma"-Broschüre angezeigten Wettbewerbs-Tapas, sondern zum gleichen Preis noch weitere 15 Tapa-Varianten. Votieren kann man beispielsweise für eine Quiche mit morcilla, Hackfleisch, Aubergine und Paprika, oder für einen montadito mit Lachs, Gambas, Schinken, Apfel und Pilzen.

Spanferkel und Kartoffeltrio

Das Restaurant BLD im Museum Es Baluard wird wie das Nautic von dem Cateringunternehmen Menú betrieben. Angeboten werden konfitiertes Spanferkel mit knuspriger Haut, dazu weiße Bohnen und ein Scheibchen camaiot, sowie ein Kartoffeltrio mit unterschiedlichen Texturen: Einmal brava (scharf) mit aioli, püriert mit Lauch und Speck und als Tortilla. Der argentinische Chef Jorge Colalongo ist für beide Menú-Restaurants verantwortlich und war zuvor u.a. im Restaurant Santa Eulàlia tätig.

Ochsenschwanz mit Käseschäumchen

Seit über 20 Jahren führt Victor Garrote sein Moga 90 auf der Carretera Valldemossa, 18, abseits der vier großen Routen. In diesem Traditionslokal werden auch öfter sogenannte jornadas gastronomicas veranstaltet, bei denen ein Produkt schwerpunktmäßig verarbeitet wird wie Orangen, Reis oder Kabeljau. Garrote nimmt zum ersten Mal an der „TaPalma" teil und serviert neben einigen anderen Tapas einen geschmorten Ochsenschwanz mit einer Creme aus Mayonnaise, gekrönt von einem Ziegenkäseschaum.

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