Eine Tonne Fleisch. Das ist die Menge, die im Sommer im Restaurant „Sa Farinera" wöchentlich verarbeitet wird. Ein Paradies für Fleischliebhaber. Aber auch für Romantiker mit Sinn für Rustikales. Das „Sa Farinera" ist eine über 100 Jahre alte Mühle. Aktuell hat Ángel Mercé Caldès (48) das Sagen, die vierte Generation der Besitzerfamilie. Es begann mit dem Urgroßvater Antonio Caldès Amengual, der sowohl Müllermeister als auch Mühlsteinbauer war.

Heutzutage sitzt man auf der großen, von Pflanzen umstandenen Terrasse und lässt sich Fleisch und Würste vom großen Grill schmecken, während man auf den beleuchteten Mühlenturm schaut – oder in die Pfauen-Voliere. An den kälteren Tagen zieht es die Gäste ins verwinkelte, warme Innere, wo das Feuer knistert, leckerer Grillduft durch die Räume zieht und man inmitten von alten Gerätschaften und Mühlenteilen speist.

Vor einigen Jahrzehnten florierte hier noch die Landwirtschaft, die Mühle warf große Gewinne ab. Dann kam der Tourismusboom, und in der unmittelbaren Umgebung wurde der Flughafen Son Sant Joan gebaut. „Mein Vater überzeugte schließlich meinen Großvater, sozusagen vom Mehl aufs Steak umzusteigen. Als Grill-Lokal waren wir 1962 Pioniere auf Mallorca", erzählt Mercé Caldès. Der Vater plante und überwachte den Umbau, hielt sich aber ansonsten heraus aus dem Geschäft, das schließlich nach dem Tod des Großvaters und einer kurzen Phase, wo fremde Pächter das Lokal betrieben, vom Enkel übernommen wurde.

Teile der Mühlen wurden ins Restaurant integriert. Im Laufe der Jahre waren es immerhin drei verschiedene – zunächst eine sogenannte molí de sang (Blutmühle), die von Tieren angetrieben wurde, dann die bekannte molí de vent (Windmühle) und schließlich die molí de foc, bei der die Mühle mit Hilfe einer Gas-Dampfmaschine betrieben wurde, die ihrerseits mit Feuer und Rauch in Schwung kam.

Wie in einem Museum kann man alles besichtigen, nicht selten kommen ganze Schulklassen. Nichts wurde hinzugekauft, darauf legt Mercé großen Wert. Einzige Ausnahme: die Mühlsteine. Denn als man mit dem Restaurant begann, nutzte man sie als Tische und kaufte welche hinzu. „Doch das war auf Dauer zu unbequem, die Gäste stießen sich immer ihre Knie, und so wechselte man auf Holztische." Bis heute gibt es auf dem Gelände noch über 80 Mühlsteine. „Sie erfüllen jetzt dekorative Zwecke, wurden in die Mauern integriert, stehen auf dem Parkplatz, ja sogar einen Brunnen haben wir daraus kreiert", so Mercé. Damals waren die Steine billig, die Mühlen wurden ja alle stillgelegt. Heute sind sie kostbar.

In den Anfangsjahren beschränkte sich der Service darauf, Getränke, Beilagen und das rohe Fleisch zu servieren – die Gäste brutzelten es selbst. „Als kleine Erinnerung daran bringen wir noch heute jedem Gast nach der Bestellung das Fleisch an den Tisch. Wenn es ihm gefällt, bereiten wir es zu." Wenn nicht, kann der Gast seine Bestellung auch abändern oder das Fleisch austauschen lassen.

Es gibt nur eine Ausnahme: „Ein älteres Paar, langjährige Stammgäste, die sich immer noch ihr Fleisch selbst grillen." Über Oliven-, Eichen- und Mandelholz werden Würste (à 2,70 Euro), Spieße (8,40 Euro) oder verschiedene Fleischsorten von Kaninchen bis Rind (7 - 15 Euro) – je nach Sitzplatz – vor den Augen der Gäste zubereitet. Im guten alten Stil arbeiten auch die über 20 Kellner. Die meisten sind schon seit Jahren dabei –

wie Restaurantleiter Rafael, der seit 28 Jahren die Gäste umsorgt. Aus Brutzel-Pionieren wurden erfahrene Grill-Profis ?