Die Idee, in einer alten Schule aus den 30er Jahren zu übernachten, gefiel uns auf Anhieb. Zwei von insgesamt fünf Schulhäusern in der Gemeinde Manacor, sie stammen aus der zweiten Spanischen Republik (1931-1936), renovierte die Stadt im vergangenen Jahr und vermietet sie an Privatpersonen und Vereine.

Son Talent und Puig d´Alanar - sie liegen nördlich und südlich vom Stadtzentrum - sind seither ganzjährig gut vermietet. Kein Wunder, denn der nach der Anzahl der Personen gestaffelte Preis ist attraktiv. So zahlt eine Gruppe von bis zu 15 Personen gerade mal 15 Euro pro Tag. Und wer gerne ein ganzes Wochenende mit über hundert Freunden auf einer 9.000 Quadratmeter großen Finca verbringen möchte, kann das schon für 100 Euro tun.

In diesem Sommer gab es kein einziges freies Wochenende mehr, doch der September ist wieder ruhiger und wir reservieren online (www.manacor.org) eine Nacht in der Schule Puig d´Alanar zwischen Portocolom und Porto Cristo. Das Gebäude mit Holzbalkendecken, großem Klassenraum mit Rund­bogenfenstern, Terrasse und einem alten Brunnen wirkt auf den Fotos im Internet auf Anhieb sympathisch. Zum Übernachten muss man Isomatte und Schlafsack mitbringen.

Nach Bestätigung der Reservierung entrichten wir im Rathaus von Manacor die Gebühr, bekommen Hausordnung und Schlüssel ausgehändigt. Den Weg zu unserem Landhaus auf Zeit nahe Calas de Mallorca finden wir schnell mit Hilfe einer Google Maps-Karte und detaillierten Beschreibungen, die man über die Online-Seite vom Rathaus aus­drucken kann. Die Spannung steigt, als wir über einen Schotterweg auf das weiß-gelbe Schulgebäude zufahren. Die Sonne scheint orangerot durch das Kiefernwäldchen hinterm Haus, wir stehen vor dem Eingang zum Klassenraum. Vor uns liegt ein Feld und ein staubiger Fußballplatz, beides wirkt ziemlich öde - klar, die Fotos aus dem Internet wurden wahrscheinlich im Frühjahr aufgenommen, als die Insel noch grün war.

Wir öffnen erst mal alle Türen und Fensterläden und lassen Abendlicht durch die Schule fluten. Die Zeit hat hier und da Spuren hinterlassen, in die Fußböden flache Wellen gemeißelt, in die Holztüren kleine Löcher gefressen. Der Klassenraum erinnert an einen Tanzsaal, Tische, Stühle und Holzbänke haben die Vormieter zur Seite geschoben. Das Rathaus Manacor übernimmt nur die Vermietung der Schulen, aufräumen und putzen müssen die Bewohner selbst.

Auch um Geschirr und Besteck muss man sich kümmern, eine Flasche Gas mitbringen, wenn man kochen möchte und Holzkohle für den Grill. Wir tragen unsere Vorräte in die Küche, die auf dem Foto gemütlicher und sauberer aussah. Überhaupt wirkt das Schulgebäude, bis auf die Toiletten, etwas vernachlässigt. Ob die Stadt die Häuser wohl regelmäßig kontrolliert?

Wir stellen den Wein kalt und beschließen noch an den Strand zu fahren. Gegenüber der Einfahrt zur Schule weist ein Schild zur Platja Es Domingos Petit. Der Plan: eine Runde schwimmen und später den Grill anwerfen. Danach kann man immer noch entscheiden, ob man in der Schule übernachten möchte.

„Ausländische Residenten mieten die Häuser nur selten", erzählt uns zwei Tage später Bernat Amer, als wir die Schlüssel ins Rathaus zurückbringen. Es war seine Idee, die ehemaligen Schulen auf dem Gemeindegebiet instand zu setzen, zu vermieten und so vor dem Verfall zu bewahren. Der Leiter des städtischen Umweltamts zeigt uns Besucherprofile und Reservierungszahlen für die Häuser Puig d´Alanar und Son Talent. Mit über 7.000 Besuchern war die Belegung schon 2013 gut, dieses Jahr sind es Ende August schon rund 8.000 Besucher. Mit solch einem Erfolg hatte selbst er nicht gerechnet. „Gerade im Sommer fliehen viele Bewohner gerne aus ihren Wohnungen aufs Land, organisieren dort Familienessen und feiern ihren Geburtstag."

Bernat Amer freut sich bereits auf nächstes Frühjahr, dann wird der besonders schöne Komplex Son Negre fertig sein, eine Finca mit Schule, Kapelle und drei Gästehäusern fünf Kilometer außerhalb des Stadtzentrums. Ebenfalls 2015 soll dann auch die letzte Schule s´Espinagar an der Gemeindegrenze zu Felanitx instand gesetzt werden. „Doch zuerst steht im Dezember die Einweihung der Schule von sa Murtera an", erzählt Bernat Amer. Sie bietet mit einer ausgestatteten Küche sowie drei Gästezimmern mit Betten mehr Komfort als die zwei bereits eröffneten.

Sa Murtera merken wir uns daher schon mal vor. Denn der Klassensaal von Puig d´Alanar war uns am Ende doch zu hart und ungemütlich, um dort die Nacht zu verbringen.

Auf der Schulbank

Tag ab 15 Euro, Woche ab 70 Euro. Alle Infos, Preise und Reservierung: Tel.: 971-84 91 00, oder unter „Cases rurales" unter www.manacor.org.