Das Klima in Mallorcas Süden und Südosten ist sehr speziell. Das war einer der Gründe, warum Viveros Llabrés in Manacor eine gleichnamige Niederlassung in Santanyí eröffnete. Dort stellt sich Biel Llabrés jetzt zwischen den Obstbäumchen seines Vaters vor dem Eingang der Gärtnerei für die Fotografin auf. Der 38-Jährige berichtet von seinem Studium in Valencia, das er als Ingenieur für Gartenbau abschloss. Aber auch, dass er schon mit acht Jahren Großvater und Vater auf den Feldern bei Manacor beim Vermehren und Veredeln von Obstbäumen zugeschaut hat. Die Familie Llabrés besitzt eine renommierte Inselgärtnerei in Manacor und die größte Baumschule auf der Insel. Mallorcaweit bekannt wurde sie durch das 2012 vorgestellte und mit Slow Food gemeinsam entwickelte Projekt „Fruiters d'un temps". Was so viel wie „Obstbäume von anno dazumal" bedeutet. Damals hatte Biels Vater, Miquel Àngel Llabrés, 159 in Vergessenheit geratene Obstbaum-Sorten für den Öko-Anbau empfohlen. Heute bieten sowohl Gärtnereien als auch Kooperativen die Bäumchen an.

Dass es in Santanyí eine weitere Gärtnerei der Familie Llabrés gibt, ist auch dem aus Hannover stammenden Landschaftsarchitekten Frank Diederich zu verdanken. Er und Llabrés Junior sprachen oft darüber, dass die klima­tischen Verhältnisse des Südens die Auswahl der Pflanzen, die gut gedeihen, enorm einschränken. „Seine naturnahen Gärten beeinflussten mich sehr, er ist ein bedeutender Künstler", sagt Llabrés. Die Gärtnerei eröffnete dann 2015. An der Umsetzung der Pläne war Maria Sancho (41) beteiligt, die seither die ­Filiale mit Engagement und Fachwissen führt, was vor allem von den Stammkunden geschätzt wird.

Tropische Bedingungen

Die Gärtnerei in Santanyí stellt auf 1.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche diejenigen Pflanzen vor, die sich für den Süden und Südosten Mallorcas eignen. Die Temperaturen sind hier im Schnitt zwei oder drei Grad höher als im Rest der Insel. Das Klima eignet sich auch für manche tropischen Gewächse. So hat sich beispielsweise die Natal-Pflaume (Carissa macrocarpa prostrata bot., cerezo de natal span.) als Hecke sowie als Bodendecker bewährt. Das Gewächs zählt zur Familie der Wachsbäume. Ihre Blüten sind weiß, sie duften süß und ziehen Bienen und Schmetterlinge an. Neben den tropischen und natürlich den mediterranen Gewächsen kommen in dieser Zone auch Sukkulenten und Kakteen gut zurecht. Ein ­großer Teil der Verkaufsfläche ist ihnen wie auch den vom Klima unabhängigen Zimmerpflanzen gewidmet.

Alte wie neue Äpfel

Aber: „Kein Garten ohne Obstbäume", sagt Llabrés Junior. Granatapfel- und Quittenbäume gediehen hier ebenso prächtig wie alte Apfelsorten, etwa die Pomera Sant Joan. Wobei sich mittlerweile auch ausländische Sorten wie Royal Gala auf der Insel bewährt hätten. Zahlreiche Versuche in der Gegend würden das belegen, sagt Llabrés. Dafür habe man tiefere Pflanzgruben als gewohnt ausgehoben und diese mit Spezialerde und Humus gefüllt. Auch Inselklassiker wie Mandelbäume, Oliven- und Johannisbrotbäume kämen in der Gegend gut zurecht. Zitrusgewächse hätten dagegen eher Schwierigkeiten beim Anwachsen. Die rote Erde im tiefen Süden macht mit ihrem hohen Kalkanteil so manchen Pflanzen zu schaffen. Ihren Wurzeln bietet sich lediglich eine dünne Erdschicht an, danach wird es oftmals felsig. „Die Erde können wir mit Kompostvergabe oder Lieferungen mit nährstoffhaltigen Boden verbessern", sagt der Mallorquiner. Die Wasserqualität dagegen könne man nicht ändern, das Gießwasser enthielte häufig einen hohen Salzgehalt und wäre obendrein nicht reichlich vorhanden.

Die Rasensorten

Vor dem Eingang der Gärtnerei sind Rasenflächen als Musterstücke angelegt. Hier wächst der Rohrschwingel (Festuca arundinacea), eine tief wurzelnde Süßgrasart, die auch mit kalkhaltigen Böden zurechtkommt. Oder das Hundszahngras (Cynodon dactylon bot., grama span., agram kat.), das hier als Typ 419 vertreten ist und im Sommer auch mal ein paar Tage ohne Wasser überlebt. Das San Augustin Gras bildet eine dichte Grasnarbe und verdrängt andere Unkräuter. Der Japanische Rasen (Zoysia) zeichnet sich durch strubblige Ornamente aus. Auch zwischen den zementierten Flächen der Parkplätze sprießt grünes Gras. „Diese Rasensorten benötigen nur im Sommer Wasser, und dann auch nicht viel", sagt der Ingenieur.

Wilder Showgarten

Ein 3.000 Quadratmeter großes Grundstück hinter der Gärtnerei soll ein öffentlicher Ort der Begegnung sein. Seine Gestaltung zeigt deutlich die Handschrift des Gartendesigners Frank Diederich. Aus von Gärtnern angelegten Sanddünen sprießen Gräser, große Findlinge sehen so aus, als lägen sie schon immer hier. Nebenan bilden noch zögerlich gelb blühende Bulbinen (Bulbine frutescens) kompakte Stauden.

Von einer kleinen Anhöhe begrüßt ein Kanarischer Drachenbaum (Dracaena draco, bot., drago span., drago de Canàries kat.) mit ­dickem grauem Stamm und lanzettförmigen sukkulenten Blättern die Besucher. Daneben hat sich die Traubige Fackel­lilie (Kniphofia uvaria) etabliert. Sie blüht in einem leuchtenden Orange. Die Pflanze stammt aus Südafrika und ist mit dem des heimischen Afodill verwandt. Der Meerlavendel (Limonium sinuatum) streckt seine zwischen Blau und Violett changierenden Blüten auch im Januar in die Höhe. Und der aus Südamerika stammende Jerusalemdorn (Parkinsonia aculeata) wird weltweit in tropischen Gebieten als Zierbaum kultiviert. Hier ist er zu einem stattlichen Baum herangewachsen.

Künstler willkommen

Der Rand des gestalteten Gartens ist der Natur überlassen. Schmale Wege führen zu zwei Gebäuden, die ebenfalls im Besitz der Familie Llabrés sind. In einem der Häuser richtete ein Maler bereits sein Atelier ein, das zweite wird noch weiter ausgebaut. Auch Künstler aus dem Ausland sollen hier künftig wohnen und arbeiten. Ein traumhafter Weg wird sie an den Pflanzen des viveros vorbei durch den Garten zu ihren Räumen führen.

Kontakt: www.viverosllabres.com