Seit 2011 existiert die Initiative Reach Mallorca, die die Ballermann-Urlauber zum Christentum bekehren möchte. Bis Freitag (4.8.) finden noch ab 21.30 Uhr die Strandgottesdienste am Abschnitt direkt vor dem Megapark an der Playa de Palma statt. Die MZ hat mit Organisator Johannes Baumann gesprochen.

Die aktive Missionierung ist eher ein Markenzeichen der Zeugen Jehovas. Wie kam es zu dieser Aktion?

Wir sind eine sehr gemischte Gruppe bei Reach Mallorca. Da sind Katholiken und Evangelen dabei. Die meisten von uns kommen aber aus Freikirchen, die nicht den Landeskirchen unterstehen. Das sind zum Beispiel baptistische Kirchen oder Pfingstgemeinden, die sich frei organisieren. Gernot Elstner von Gospeltribe aus Karlsruhe hatte die ursprüngliche Idee. Ihm ist aufgefallen, dass viele Menschen am Ballermann sind, die Fragen haben. Sie kommen zwar in den Urlaub, um etwas Schönes zu erleben, weil der Alltag daheim nicht zu toll ist. Am Strand kommen ihnen dann aber die Fragen in den Kopf: Was ist der Sinn des Lebens? Wie geht es mit mir weiter?

Sie haben auch eine Missionsschule auf Mallorca. Ist das nun die Abschlussprüfung?

Kann man fast so sagen. Wobei Feuertaufe besser passt, es ist das Highlight auf jeden Fall. Die Schüler sind fünf Monate bei uns auf einer Finca zwischen Marratxì und Santa María. Wir bringen ihnen bei, wie man als Nachfolger von Jesus auf der Erde leben und den Glauben teilen kann. Das ist eine kleine Gruppe von 20 Personen. Wir arbeiten auch mit den verschiedenen kirchlichen Gemeinden auf der Insel zusammen. Sowohl mit den Deutschen als auch mit den Briten und Spaniern.

Johannes Baumann beim Gottesdienst am Strand an der Playa de Palma. Esther Baumann

Wie reagieren die Urlauber?

Es ist für die völlig ungewöhnlich. Niemand erwartet, dass am Ballermann oder in Magaluf junge Leute auf sie zukommen, und mit ihnen über Gott sprechen wollen. Die meisten Urlauber sind im ersten Moment damit völlig überfordert. Danach sind sie aber glücklich. Viele Urlauber sagen uns, dass sie hier auf Mallorca mal endlich Zeit haben, um über die ernsten Themen des Lebens mit jemanden zu sprechen.

Warum gerade der Ballermann? Weil dort die meisten Sünden begangen werden ?

Der wichtigste Punkt ist, dass sich dort einfach eine ungeheure Menge an Urlaubern sammeln. Die Ballermann-Urlauber sind zudem offen und locker. Sie zeigen keine Blöße, um mit wildfremden Menschen zu sprechen. Am Ballermann ist es normal, angequatscht zu werden. Es reicht aus, wenn wir mit unseren T-Shirts am Strand sind, damit die Leute auf uns zukommen. Natürlich ist es auch ein totales Kontrastprogramm. Es treffen zwei Welten aufeinander. Manchmal scheint das Licht aber umso heller, je dunkler die Umgebung ist.

Wie ist die Erfolgsquote?

Zu unseren Beachgottesdiensten kommen Hunderte Partyurlauber. Viele - eine genaue Zahl kann ich nicht nennen - wollen ein Leben mit Gott beginnen und mit uns beten. Wir haben Gruppen gebildet, wo wir mit ihnen in Kontakt bleiben und ihnen nach der Rückreise in die Heimat bei der Suche nach einer passenden Gemeinde helfen. Oft ist es auch so, dass die Leute durch uns ein positives Erlebnis mit Christen haben, und sich selbst auf die Suche begeben.

Strandgottesdienst an der Playa de Palma. Esther Baumann

Wie läuft ein Strandgottesdienst ab?

Der christliche Rapper Kevin Neumann aus Berlin sorgt für Aufmerksamkeit. Danach machen wir eine kurze Ankündigung, was das Publikum erwarten kann. Eine Band spielt moderne Kirchenlieder. Wir verteilen Liederzettel mit den Texten. Es wird gebetet. In einer kurzen Predigt erzählen wir, worum es beim Christentum geht. Meist erzählt auch einer unserer Missionare einen persönlichen Bericht aus seinem Leben mit Gott.

Jetzt geht es am Ballermann oft drunter und drüber. Gibt es da beim Gottesdienst keine Störenfriede?

Wir sind mit 250 Leuten eine große Gruppe, die sehr präsent am Strand ist. Wenn eine andere Gruppe mit Partymusik kommt, drehen die ihre Anlage meist runter und haben den nötigen Respekt. Das funktioniert gut. Dieses Jahr haben wir keine Probleme. Ab und zu torkeln Betrunkene an unserer Bühne vorbei. Das sind wir aber gewöhnt. Wir haben freundliche Security-Leute, die die Betrunkenen in den Arm nehmen und wegführen.

"Würde Jesus noch leben, wäre er am Ballermann" lautet Ihr Motto. Ist dem so?

Er würde auch am Ballermann sein. Jesus lässt sich nicht schocken. Er weiß, wie die Menschen drauf sind und wir uns nicht alle mit Ruhm bekleckern.