Die deutschen Feiertage im Mai sind prädestiniert für Mannschaftsfahrten und Gruppenreisen. Viele Sportvereine und Fußballclubs zieht es über Fronleichnam, Christi Himmelfahrt und Pfingsten nach Mallorca - und dort ist neben der Playa de Palma auch Cala Ratjada ein beliebtes Ziel für feierfreudige Großgruppen aus der Bundesrepublik. In dem Küstenort, der neben Partytouristen auch viele andere Urlaubertypen anzieht, sorgen die Trunkenbolde zu dieser Jahreszeit oft für Ärger.

Ins Meer gepinkelt und übergeben

"Wir waren für acht Tage in Cala Ratjada und haben festgestellt, dass dieser Ort eine einzige Katastrophe ist. Dort wird nur noch gesoffen", beschwert sich eine MZ-Leserin per E-Mail bei der MZ-Redaktion. Schon morgens um 10 Uhr zögen betrunkene Jugendliche in Scharen durch den Ort in Richtung Cala Agulla - und am späten Nachmittag oder am Abend betrunken und johlend zurück.

"Dumme Sprüche werden von sich gegeben und alle sind sturzbesoffen", so die Leserin. Auch habe sie beobachtet, wie Menschen ins Meer gepinkelt oder sich übergeben haben. "Es ist eine sehr schlimme Situation. Wir fahren schon seit 40 Jahren auf diese wunderschöne Insel, aber der Ort Cala Ratjada lässt zu wünschen übrig", so das Fazit der Deutschen. Auch viele andere Urlauber, mit denen sie gesprochen habe, seien entsetzt.

Tatsächlich schafft es der Urlaubsort so gut wie jedes Jahr um Pfingsten mit Negativ-Schlagzeilen in die Inselpresse - sei es wegen Ruhestörung rund um die Partylokale, Nacktbader im zentral gelegenen Kreisverkehr-Brunnen oder Jungspunde, die den geschützten Naturstrand zur Partyhochburg umfunktionieren.

Auch in diesem Jahr veröffentlichte die spanische Tageszeitung "Ultima Hora" ein Video aus Cala Ratjada, auf dem ein offenbar betrunkener Mann sich mitten am Tag splitternackt auf seinem zur Hauptstraße gelegenen Hotelbalkon zeigt.

Einheimische genervt, aber gelassener: Es ist nicht immer so schlimm

Nicht nur bei anderen Urlaubern eckt das Verhalten der Deutschen an. Auch unter den Einheimischen sorgen die meist im Partnerlook gekleideten Großgruppen durch ihr Verhalten für Unmut. Kaum jemand, der sich von den lautstarken Deutschen, die dieser Tage das Ortsbild prägen, nicht genervt fühlt.

Gleichzeitig sehen es die meisten gelassen, denn alle wissen: Spätestens, wenn im Juni auch die spanischen Abifahrten vorbei sind, herrscht in den Hochsommermonaten wieder der deutlich zivilisiertere Familientourismus vor, und es geht gesitteter zu, bis Anfang September dann noch einmal für etwa zwei Wochen aufgedreht wird, wenn sich die Kegelklubs - ähnlich laut und betrunken, dafür aber meist einige Jährchen älter als die Großgruppen zu Pfingsten - ankündigen.

Die Party- und Nachtlokale im Ort wissen um das spezifische Reiseverhalten der deutschen Urlauber: Viele heuern zu den Peaks im Mai und September zusätzliches Personal an, das an den langen Wochenenden die Belegschaft unterstützt. Gleichzeitig bemühten sich viele Betreiber in den vergangenen Jahren - teils auf Druck des Rathauses hin - den Lärmpegel in den Außenbereichen ihrer Lokale durch entsprechende Baumaßnahmen und Verhaltensregeln spätestens ab Mitternacht zu senken.