Am vergangenen Donnerstag (19.5) erlebte ein Ryanair-Flug von Palma de Mallorca nach Nürnberg ein im wahrsten Sinne turbulentes Ende. Als das Flugzeug bereits den deutschen Luftraum erreichte, musste es aufgrund eines schweren Unwetters über Franken nach Stuttgart umgeleitet werden. "Durch die Flugzeugfenster konnte man beim Landeanflug Blitze sehen, und das Flugzeug hat ziemlich gewackelt, also ist der Pilot wieder hochgeflogen", berichtete eine Passagierin der MZ. Sie erreichte Nürnberg erst am frühen Freitagmorgen.

Wie Wellen des Wassers

Witterungsbedingungen, wie sie vergangene Woche in Nürnberg herrschten, kennt Athmosphärenphysiker Dr. Andreas Dörnbrack vom DLR Institut für Physik der Atmosphäre in Oberpfaffenhofen aus seiner tagtäglichen Arbeit gut. Die starken vertikalen Luftbewegungen, bei denen wir umgangssprachlich von einer Turbulenz sprechen, kann man sich laut Dörnbrack am einfachsten am Wasser vergegenwärtigen: "Wenn auf Mallorca wenig Wind herrscht, wird man ein relativ glattes Meer vorfinden. Bei aufkommendem Wind bilden sich Wellen, die dann am Ufer brechen und zu ungeordneten, eben turbulenten Strömungen führen. Bildlich kann man sich dasselbe in der Atmosphäre vorstellen."

Turbulenzen treten vor allem dann auf, wenn der Wind mit der Höhe stark zu- oder abnimmt, so Dörnbrack. Auch über den Gebirgen sind die sogenannten Bergwellen der Luft keine Seltenheit. Die Windbewegungen sind in diesen beiden Fällen gut erforscht und einigermaßen vorhersehbar.

Gewitter sind eine Herausforderung

Etwas anders verhält es sich mit Windbewegungen, die während eines Gewitters auftreten. Hier gebe es laut dem Physiker extrem hohe Vertikalbewegungen, deren Verlauf schwer vorhersehbar sei. "Die Flugzeuge halten im Falle von Blitz und Donner einen gewissen Abstand zu den betroffenen Gewitterregionen. Es gibt auch ein Warnsystem, mit dem nachfolgende Flugzeuge frühzeitig auf die Witterungsbedingungen aufmerksam gemacht werden." Die derzeitigen Berechnungsmodelle lassen eine Vorhersage solcher Windbewegungen bei Gewittern bisher noch nicht ausreichend zu.

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Meist ist es eher das laue Lüftchen

Dennoch kann der Experte beruhigen: "Turbulenzen treten sporadisch auf. Flugzeuge sind dafür ausgelegt, eben solchen Böen zu widerstehen. Die Wahrscheinlichkeit auf ein starkes Turbulenzereigenis zu stoßen, ist bei Flügen sehr gering, etwa im Bereich von einem Prozent." Dies gelte sowohl für Flüge zwischen Deutschland und Mallorca, wie auch für andere Flugreisen auf dem Globus. Der heiße Kaffee dürfte auf dem Klapptisch also maximal ein wenig schunkeln.